Amazon-Flex: Eine Idee und drei Probleme

Amazon hat in den USA ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Privatleute mit dem eigenen Pkw Pakete des Onlinehändlers ausliefern können.

Amazon erhofft sich davon größtmögliche Flexibilität, ohne selbst Ressourcen wie Fuhrpark oder Personal bereitstellen zu müssen. Das Projekt „Amazon-Flex“ beginnt in Seattle und soll demnächst auf Manhattan, Baltimore, Miami, Dallas, Austin, Chicago, Indianapolis, Atlanta und Portland ausgeweitet werden. Experten rechnen auch mit einem baldigen Start in Deutschland.

Der deutsche Logistikexperte Frank Tinschert sieht drei Probleme bei diesem Modell: „Crowdsourcing ist sicherlich ein lohnenswerter Ansatz. Was in London bereits beim Personentransport funktioniert, kann auch im Bereich Same-Day-Delivery zu einem neuen Geschäftsmodell werden. Aber ist Amazon-Flex flexibel genug? Ich sehe hier drei Probleme, die dem Erfolg des Modells im Weg stehen. Erstens: die Konsolidierung der Lieferungen. Verdient ein privater Auslieferer im Schnitt umgerechnet 20 Euro die Stunde und liefert in diesem Zeitraum fünf Pakete aus, rechnet sich sein Einsatz für Amazon. Kann er in diesem Zeitfenster nur ein Paket übernehmen, sieht das schon anders aus. Zweitens: der Stadtverkehr. In den meisten großen Städten sind Verkehrsstörungen eher die Regel als die Ausnahme. Dann zahlt Amazon für den Stau statt für die Auslieferung. Und drittens: die Wut der professionellen Express-Delivery-Services wie UPS oder FedEx, die für Amazon reguläre Lieferungen übernehmen. Zwar ist der Paketmarkt in Deutschland nicht so stark reglementiert wie die Taxibranche, doch wie werden sie reagieren, wenn ihr Großkunde plötzlich auf wenig bzw. nicht qualifizierte Logistikdienstleister zurückgreift? Sobald diese Hürden überwunden sind, hat Crowdsourcing zur Paketauslieferung das Potenzial, die Logistikbranche der Zukunft gehörig umzukrempeln.“

Über Quintiq:
Quintiq ist einer der international führenden Anbieter für Supply Chain-Planungs- und Optimierungslösungen. Die Software hat rund 12.000 Nutzer in über 80 Ländern der Welt. Kunden im Logistikbereich sind zum Beispiel DB Schenker Rail, DHL und Rhenus Logistics. Frank Tinschert ist Business Unit Director Logistics bei Quintiq. Bei weiterführenden Fragen steht Ihnen Herr Tinschert auch für ein kurzes Interview gern zur Verfügung.

Quelle: Medienbüro am Reichstag GmbH

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