Emissionsfreie Fähren zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel

Saubere Schifffahrt kann gleichzeitig auch ökonomisch effizient sein. Das zeigt DNV GL mit einem wegweisenden Fährkonzept für den Personen-, Pkw- und Lkw-Verkehr zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel. Das umfassende Konzept befasst sich sowohl mit sauberen, emissionsfreien Treibstoffalternativen als auch mit der optimalen Infrastruktur für einen effizienten Elbverkehr in der Region.

Neben dem hochwertigen Gasmotorenbetrieb mit der umweltfreundlichen und bislang günstigeren Alternative Flüssiggas (LNG) greifen die DNV GL-Experten beim Treibstoff auf die sauberste und nachhaltigste Variante zurück: den Wasserstoff. „Überschüssige Energie von nahegelegenen Windkraftanlagen könnte dazu dienen, lokal flüssigen Wasserstoff zu erzeugen, der in Brennstoffzellen emissionsfrei wieder zu Wasser ‚verbrannt‘ wird. Batterien würden die Brennstoffzellen für kurzfristige Energieschübe etwa beim Manövrieren ergänzen“, erklärt Fridtjof Rohde, Schiffsentwerfer bei DNV GL. Diese Technologie ist mit kleinen Abweichungen aus dem deutschen U-Boot-Bau bekannt und lang erprobt. Richtlinien für den sicheren Einbau und Betrieb gibt DNV GL vor. „Die Technologie ist bereits jetzt auf dem Markt erhältlich. Nur der Preis für Wasserstoff muss noch etwas fallen, dann wird die ‚zero emission‘-Variante auch für Cuxhaven attraktiv“, so Rohde. Vom Bauvertrag bis zur Ablieferung sind laut Rohde etwa 18 bis 24 Monate nötig.

Was die Infrastruktur für den Transport von jährlich etwa 300.000 Pkw, 50.000 Lkw und 650.000 Personen anbelangt, so bietet das Fährkonzept von DNV GL maßgeschneiderte Lösungen, die die bestehenden Rahmenbedingungen vor Ort optimal berücksichtigen. „Anders als bei Autos führen bei Schiffen bereits kleine Änderungen in der Entwurfsgeschwindigkeit zu großen Änderungen im Motor und Treibstoffverbrauch. Deshalb lohnt es sich, Fahrplan, Flottengröße und Maximalgeschwindigkeit aufeinander abzustimmen“, sagt der DNV GL-Experte. Für die Cux-Bru-Fähre sind drei Schiffe notwendig, um bei einer Geschwindigkeit von 15 Knoten (knapp 28 km/h) stündlich Abfahrten anbieten zu können. Auch bei Gegenströmung von 4 Knoten und Seegang kann dann eine Ankunft nach 75 Minuten garantiert werden. Bei dauerhaft zur Verfügung stehenden vier Pkw-Spuren und wahlweise zusätzlichen zwei Lkw- oder drei Pkw-Spuren garantiert das Fährkonzept von DNV GL auch beim Transport hohe Flexibilität. „In der Pkw-/Lkw-Variante können dann 84 Autos, 11 Lastkraftwagen und 400 Passagiere mitgenommen werden“, erklärt Rohde. Ein heller Salon und ein großes Sonnendeck erlauben den Passagieren außerdem „eine Kreuzfahrt im Kleinen“.

Auch soll der jetzige Anleger Steubenhöft um 4,5 km ins Industriegelände verlegt werden, wo mehr Platz für einen breiten Fähranleger vorhanden ist. Die verkürzte Strecke wäre dann 14 Seemeilen (16 km) lang im Vergleich zu aktuell 16 Meilen. „Der Fähranleger muss leicht von der Autobahn zu erreichen sein, um Zeit für die Kunden zu sparen und die Stadt vom Fernverkehr zu entlasten“, begründet Rohde. Weiterhin wird die Fähre für eine maximale Hafenzeit von 15 Minuten konzipiert und als Doppelendfähre ausgelegt, da die Elbe in Cuxhaven mit einer Geschwindigkeit von bis zu 4 Knoten fließt und ein Drehmanöver im Strom zeitaufwendig wäre.

Bereits im April wurde im Auftrag des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums ein Gutachten vorgelegt, laut dem eine Fährverbindung zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel unter bestimmten Voraussetzungen wirtschaftlich betrieben werden kann. Ziel ist es, die Verkehrssituation auf den Straßen Norddeutschlands zu entspannen. Bislang fehlte ein entsprechendes Fährkonzept, das den komplexen technischen und logistischen Anforderungen vor Ort gerecht wird. „Aktuell wird die fehlende Fährverbindung durch die einzelnen Pkw- und Lkw-Fahrten durch den Elbtunnel kompensiert. Fest steht, dass ein Lkw bzw. Pkw, welcher aus dem Raum Cuxhaven, Bremerhaven und Bremen kommt und zum Beispiel nach Dithmarschen fährt, rund 200 Kilometer Wegstrecke spart, wenn die Fährlinie ihren Betrieb aufgenommen hat“, sagt Schiffsentwerfer Fridtjof Rohde.

Ab dem ersten Januar 2015 gelten in den von der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) festgelegten maritimen Luftschutzgebieten (Emission Control Area) strengere Emissionsvorschriften. So wird zum Beispiel der Schwefelgehalt von Schiffsemissionen von 1 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt. Von der Regelung ist auch der Schiffsverkehr in der Nord- und Ostsee betroffen. Das Fährkonzept von DNV GL bietet drei verschiedene Lösungen, um auf die bevorstehende Absenkung der Emissionsobergrenze zu reagieren.

Quelle: DNV GL – Maritime

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