Ein Mix aus Überzeugung – Soziologischer Rundgang durch das Betriebsgelände von SSI Schäfer

„Nicht das Kapital bestimmt den Wert eines Unternehmens, sondern der Geist, der in ihm herrscht“ (Claude Dornier).

Frei nach diesem Zitat achten immer mehr Unternehmen auf ihr Team und verstehen es als den Kern des Unternehmens. Ein Grazer Vorzeigebetrieb sticht dabei ganz besonders hervor, denn SSI Schäfer bemüht sich um eine rundum ausgewogene Mischung in der Mitarbeiterstruktur. Junge Mitarbeiter lernen von älteren und umgekehrt, Kollegen aus aller Welt bringen ein multikulturelles Flair in die Büros und nicht zuletzt bekommen die männlich dominierten Teams durch weibliche Kolleginnen ihre Aufwertung. Warum das Unternehmen genau diese Mischung forciert und das somit jedem einzelnen zugute kommt, will ich näher herausfinden. Insbesondere interessiert mich, wie sehr traditionelle Rollenbilder durch erfolgreiche Frauen in der Welt der Technik aufgebrochen werden und ich starte gespannt meinen Rundgang am Firmenareal des Logistikspezialisten.

„Guten Tag“, begrüßt mich bereits beim Empfang eine freundliche Dame, doch zugegeben, an dieser Stelle ist ein weibliches Gesicht selbst bei einem Technik-Unternehmen nichts weiter Ungewöhnliches. Und ich erfrage ein paar Eckdaten: rund 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind hier am Standort tätig, davon etwa 20% weiblich, die Tendenz ist in einigen Bereichen steigend, zum Beispiel bei den Lehrlingen. Und daher gehe ich weiter in die Produktionshallen und entdecke gleich zwei junge Damen in Werkstattmontur. Eine davon absolviert derzeit eine Lehre zur Mechatronikerin, die andere ist bereits seit ein paar Jahren als Facharbeiterin in der Fertigung tätig. Warum ein handwerklicher Beruf für zarte Frauenhände geeignet ist? „In unserem Job braucht man Genauigkeit, Fingerfertigkeit und eine saubere Arbeitsweise – das können wir Frauen doch mindestens so gut wie die Kollegen,“ antwortet die Ältere der beiden mit einem herausfordernden Blick zu den Männern, die neben ihr gerade einem Elektroplan studieren. Da treffe ich auf Eva Kogelfranz, Koordinatorin der Lehrlingsausbildung bei SSI Schäfer. Derzeit betreut sie 26 Lehrlinge, im Herbst kommen 10 weitere dazu, davon fast ein Drittel junge Damen. „Die Mischung im Team hat zur Folge, dass der Umgangston unter den Jugendlichen etwas feiner ist. Und die Mädchen spornen auch zu besseren Leistungen an, da sie tendenziell etwas ehrgeiziger sind,“ erklärt sie die Vorteile.

Langfristig gesehen haben gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte – ob männlich oder weiblich – in der Fertigung anspruchsvolle Zukunftsmöglichkeiten. Selbstverständlich können sie auch in andere Bereiche bei SSI Schäfer wechseln, so auch Carina Schweiger, die im Vorjahr ihre Elektrotechnik- Lehre erfolgreich abgeschlossen hat. Seit einigen Monaten ist sie nun als Steuerungstechnikerin tätig, wobei spannende Programmierarbeiten und Inbetriebnahmen auf der ganzen Welt zu ihren Aufgaben gehören. Sie ist live dabei, wenn eine große Logistikanlage zum Leben erweckt wird und Förderbänder, Sortieranlagen und Kommissioniersysteme ihr komplexes Zusammenspiel beginnen. Ich bewege mich auf meinem Rundgang weiter und komme zur Fachabteilung IT, in der aktuell über ein Dutzend weibliche Angestellte anzutreffen sind. Sie sind in der Entwicklung der Logistik-Software, bei der projektbezogenen Konfiguration vor Ort oder auch im Kundenconsulting sowie in der Qualitätssicherung tätig. Sie bereichern somit alle fachlichen Sparten, die durch eine gesunde Mischung von HTL-Absolventen bis hin zu langjährigen Logistikspezialisten kleinere Teams bilden. Nach meinem Streifzug durch die IT-Büros bewege ich mich weiter und treffe auf den Fachbereich Customer Service & Support. Hier werden bestehende Anlagen mit einem umfassenden Service betreut und Folgeaufträge abgewickelt. Warum hier überdurchschnittlich viele Kolleginnen anzutreffen sind? Abteilungsleiter Robert Ranftl: „Bei uns sind Durchhaltevermögen und Kompromissfähigkeit besonders gefordert, das sind Eigenschaften, die erfahrungsgemäß Frauen eher mitbringen.“ Generell hört man immer wieder, dass ein hoher Frauenanteil zu einer gewissen Auflockerung in den Gruppen
führt und positive Auswirkungen auf den Arbeitsalltag hat.

Ich habe nun genügend Eindrücke gewonnen und festgestellt: in diesem technischen Großunternehmen ist eine ausgewogene Zusammensetzung des Teams vorzufinden. Ich frage in der Personalabteilung nach, warum das so ist und welchen Vorteil sich die Firma davon möglicherweise erwartet. Harald Kreiger, Prokurist und kaufmännischer Leiter: „Uns ist eine gesunde Mischung im Unternehmen generell sehr wichtig – junge Berufseinsteiger lernen von versierten Profis und umgekehrt, Fachkräfte aus aller Welt sorgen für eine kompetente Betreuung unserer internationalen Kunden und so ist es naheliegend, dass wir auch offen sind für Frauen, die ihr Talent in der Welt der Techniker beweisen wollen. Je vielschichtiger unser Team ist, desto besser und kompetenter sind wir aufgestellt. Unterschiedliche Charaktere und Arbeitsweisen sind daher bei uns willkommen – sofern sie eines gemeinsam haben: Teamgeist und Begeisterung für den Job.“ Was bietet SSI Schäfer, um die Frauenquote hoch zu halten? „Das beginnt beim Recruiting, wo wir völlig geschlechterunabhängig Personal auswählen, geht über die Personalentwicklung und Chancengleichheit bei internen Karrieremöglichkeiten und führt hin zu einem für Frauen beliebten Freizeitangebot wie Zumba-Kurse oder Volleyball-Turniere. Und nicht zuletzt möchte ich unsere Kinderbetreuung erwähnen, die wir bereits seit 3 Jahren auf unserem Betriebsgelände untergebracht haben und die vor allem unsere Wiedereinsteigerinnen sehr schätzen.“ Grund genug dieser Tagesmuttereinrichtung zum Abschluss noch einen Besuch abzustatten, um mich von den Gegebenheiten selbst zu überzeugen.

Eine Gruppe kleiner Mädchen und Buben im Alter von 1-3 Jahren lauft mir quietschend entgegen und begrüßt mich mit kindlicher Begeisterung. Man sieht auf den ersten Blick – die Kinder haben Spaß. Barbara Stumpf, als Tagesmutter die Betreuerin dieser energiegeladenen Truppe, weiß, wie begehrt diese Betreuungsplätze sind: „Es gibt für Kinder in diesem Alter kein besonders großes Betreuungsangebot. Wenn man für seinen Nachwuchs dann noch die Möglichkeit direkt am Firmenareal hat, ist das schon ein besonderer Pluspunkt für junge Berufstätige, die trotz Karriere nicht auf Familie verzichten wollen.“ Und das ist nicht das einzige Herausragende, das mir auffällt: viele der Kinder in dieser Betreuungseinrichtung sind der Nachwuchs von männlichen SSI Schäfer Mitarbeitern. Das beweist, dass hier auch die Männer ihre Verantwortung für Kindererziehung mit tragen. Und so bleibt mir zum Abschluss die Erkenntnis, dass man hier beim Grazer Logistikspezialisten abseits traditioneller Rollenbilder erfolgreich ist. Emanzipierte Männer beteiligen sich an familiären Verpflichtungen und emanzipierte Frauen behaupten sich in der männerdominierten Welt der Technik.

Quelle: SSI Schäfer Peem

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