Erdgas-Lkw hat sich auf den ersten 40.000 Kilometern bewährt

Seit dem 19. Dezember 2013 setzt die mittelständische Logistikgruppe Transco einen Mercedes-Benz Econic mit Erdgasantrieb im grenzüberschreitenden Fernverkehr ein. Das Fahrzeug kommt für den Kunden Geberit als Sattelzugmaschine zum Einsatz und bewältigt zweimal die Strecke zwischen dem Produktionsstandort Rapperswil-Jona am Zürichsee und einem Lager in Pfullendorf im Kreis Sigmaringen. Mit einer Tagesleistung von 600 Kilometern hat die Zugmaschine inzwischen 40.000 Kilometer auf dem Tacho, dies entspricht einer Weltumrundung. Die Zugmaschine hat die Strecke bislang klaglos weggesteckt. Das Zwischenfazit fällt positiv aus: Die Treibstoffkosten fallen um 30 Prozent niedriger aus als bei einem Diesel.

Der Econic von Mercedes-Benz sieht anders aus als ein normaler Lkw. Die Fahrerkabine ist niedriger, die Türen sind bis an die Unterkante verglast. Üblicherweise wird der Lkw als Sammelfahrzeug in der Müllabfuhr eingesetzt, ebenfalls recht häufig ist der Econic die technische Basis für Feuerwehrfahrzeuge oder Sonderfahrzeuge am Flughafen. Als Sattelzugmaschine im Fernverkehr hat der Econic hingegen Exotenstatus – und dies noch mehr, wenn er nicht von einem herkömmlichen Dieselaggregat, sondern von einem Erdgasmotor angetrieben wird.

Für den Logistiker Transco und den Kunden Geberit aber war das Fahrzeug die erste Wahl. „Geberit verfolgt ehrgeizige Umwelt- und Klimaschutzziele“, erklärt Transco-Geschäftsführer Christian Bücheler. „Wir wurden von unserem Kunden aufgefordert, ein Konzept für Rundläufe zwischen der Produktion in Rapperswil-Jona und dem Lager in Pfullendorf zu erarbeiten, um die Transporte umweltfreundlicher zu gestalten.“ Dabei kamen einige Faktoren zusammen, die den Einsatz des Erdgas-Lkw überhaupt ermöglichten. Zum ersten liegen genügend rund um die Uhr geöffnete Erdgastankstellen, die auch von einem Sattelzug angefahren werden können, auf der Strecke. Zum zweiten sind die zu befördernden Waren nicht allzu schwer. Daher reicht ein zulässiges Gesamtgewicht von 32 Tonnen aus. Dies wiederum ist dem Erdgasmotor der Sattelzugmaschine gerade noch zuzumuten, zumal auf der Strecke Steigungen zu überwinden sind. Mit nur 290 PS ist das umweltfreundliche Aggregat im Vergleich zu den großen Dieseln etwas schwach auf der Brust.

Der Lkw bewältigt den Rundlauf zweimal täglich, gefahren wird im Zweischichtbetrieb. Damit erreicht der Erdgas-Lkw eine Tagesleistung von 600 Kilometern. Bei einem Erdgasverbrauch von 30 Kilogramm auf 100 Kilometer stehen ungefähr 30 Prozent weniger auf der Tankrechnung als bei einem Diesel. Außerdem setzt das Erdgasfahrzeug rund 85 Prozent weniger Partikel und 98 Prozent weniger Methan frei. Allerdings muss der Erdgas-Lkw viermal am Tag eine Tankstelle ansteuern – und Erdgas tanken dauert im Vergleich zum Auffüllen des Diesel-Tanks deutlich länger. Stehen an der Erdgassäule einige Pkw an, vergeht eine Viertelstunde, ehe der Lkw die Fahrt fortsetzen kann.

„Als Allzweckfahrzeug ist der Diesel-Lkw dem Erdgas-Lkw sicher noch überlegen“, zieht Christian Bücheler ein Zwischenfazit. „Aber speziell für unsere Zwecke und für unseren umweltbewussten Kunden ist der alternative Antrieb das richtige Konzept.“ Die höheren Anschaffungskosten spielt das Fahrzeug über die geplante Laufzeit durch niedrigere Treibstoffkosten wieder ein. Bücheler: „Noch drei, vier Weltumrundungen, dann hat sich die Investition in das Fahrzeug gerechnet.“ Allerdings waren durch den Einsatz des Econic als Sattelzugmaschine weitere Investitionen erforderlich. Trotz der niedrigeren Fahrerkabine ist bei dem Fahrzeug die Aufsattelhöhe größer als bei herkömmlichen Standardzugmaschinen. Im innerdeutschen Verkehr würde die Fahrzeughöhe innerhalb der Toleranzgrenzen liegen. Für den Schweizverkehr mussten die Wände der im Rundlauf eingesetzten 14 Auflieger um 7,5 Zentimeter gekürzt werden. Bücheler: „Ob wir diese Kosten wieder einspielen, ist eher fraglich. Wir vertrauen jetzt darauf, dass wir unsere Erfahrungen mit dem Erdgas-Lkw bei Projekten anderer umweltbewusster Kunden nutzen können.“

Quelle: Transco

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