Kurier-, Express- und Paketgeschäft: Eine Branche im Steigflug

Österreichs KEP-Branche muss noch den Einstieg der Deutschen Post verdauen und wappnet sich für den schärfer werdenden Konkurrenzkampf. 

banner-standardDen im Kurier-, Express- und Paketgeschäft tätigen Akteuren stehen offenbar gute Zeiten bevor. Das Geschäft läuft rund und die zu erwartenden Mengen und Umsätze sorgen für solide Auslastung der Kapazitäten. So hat das Geschäft in Deutschland im Vorjahr die Erwartungen bei weitem übertroffen, es wurden beinahe drei Milliarden Pakete befördert, um sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz der KEP-Branche in Deutschland stieg im Jahr 2015 um beinahe fünf Prozent auf mehr als 17 Mrd. Euro. Diese Zahlen gehen aus der kürzlich veröffentlichten KEP-Studie 2016 des deutschen Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK) hervor.

In den kommenden vier Jahren wird mit einem weiteren Wachstum um fünf Prozent pro Jahr auf knapp 3,8 Mrd. Sendungen gerechnet. Damit liegt die prognostizierte Entwicklung deutlich über dem bisherigen durchschnittlichen Wachstum von jährlichen drei Prozent. Die Gründe sind der permanent steigende Online-Handel auf der Schiene B2C und der auch anziehende B2B-Handel. Das B2C-Geschäft legte im vergangenen Jahr in Deutschland um mehr als zehn Prozent zu und das schon nach einem Plus von sieben Prozent im Jahr 2014.

Auch in Österreich bleibt vom prosperierenden Online-Handel nicht „verschont“. Laut Zahlen des österreichischen Consultingunternehmens Kreutzer Fischer & Partner haben die österreichischen KEP-Dienstleister im vergangenen Jahr 863 Mio. Euro umgesetzt und 156 Mio. Pakete transportiert. In diesem Jahr wird der Umsatz über 900 Mio. Euro klettern und es werden 164 Mio. Pakete erwartet. Das wäre ein Zuwachs von rund fünf Prozent. 2017 wird sich dieses Wachstum in Richtung 950 Mio. Euro Umsatz und 170 Mio. Pakete fortsetzen, gibt sich Andreas Kreutzer, geschäftsführender Gesellschafter zuversichtlich. Das Volumen-Verhältnis zwischen B2B und B2C liegt in Österreich derzeit bei 55 zu 45 Prozent und beim Umsatz bei 70 zu 30 Prozent.

Getrübt wird die Euphorie von den sinkenden Erlösen pro Paket. In Deutschland sank dieser im Vorjahr pro Sendung auf 5,91 Euro (2014: 5,98 Euro), in Österreich liegt er aktuell bei 5,50 Euro. „Zum einen gibt es den Preisdruck von Seiten der großen Händler und zum anderen ist die B2C-Logistik weitaus aufwendiger als die B2B-Zustellung“, so Kreutzer, der sehr gespannt auf das Tun von DHL Paket Austria, sprich Deutsche Post in Österreich blickt. In den nächsten zwei Jahren werde sich zeigen, wie der Konkurrenzkampf zwischen Öster-
reichischer und Deutscher Post ausgeht.

DHL Paket zieht erste positive Österreich-Bilanz
Bei DHL Paket in Österreich zieht man nach einem Jahr auf dem Markt eine erste Bilanz und die kann sich nach den Worten von Günter Birnstingl, Geschäftsführer von DHL Paket Austria (Tochter der Deutschen Post) sehen lassen. „Unser Geschäft in Österreich entwickelt sich äußerst positiv“, blickt Birnstingl auf das erste Jahr zurück. Er könne mit Stolz festhalten, dass alle Ziele für diesen Zeitraum erreicht worden seien. Ein wichtiger Treiber für diesen Erfolg ist offenbar die positive Dynamik im E-Commerce.

Der Online-Handel boomt ohne Ende und die großen Versandhändler sitzen in Deutschland, wo die Österreicher online im großen Stil einkaufen. Daraus resultiert ein gewaltiges Transportvolumen, dass sich Deutschlands Post nicht länger mit ihrem Gegenstück Österreichische Post teilen wollte. Daher auch die von deutscher Seite eingereichte Scheidung mit der heimischen Post und der Markteintritt von DHL Paket Austria.

Mit mehr als 1.000 Fahrern bedient DHL Paket Austria eigenen Angaben zufolge jede Postleitzahl in ganz Österreich. Das gelte auch für die Abendzustellung und für die Samstagszustellung, „die wir in Österreich erfolgreich etabliert und vorangetrieben haben“, betont Birnstingl. In diesem Monat nimmt DHL im Cargo Center Graz das erste Logistik-Center in Betrieb, ein weiteres soll in Wien soll dazukommen.

Ab Oktober wird die Grazer Immobilie die zentrale Hub-Funktion für den Süden und Südosten Österreichs im DHL-Netz-werk übernehmen. Das Ziel von Birnstingl ist klar formuliert: „Wir wollen die Nummer zwei auf dem österreichischen X2C-Paketmarkt werden.“ Schon bis Ende dieses Jahres werde man dieses Ziel erreicht haben. „Mit bundesweit 2.000 Paketshops werden wir die kundenfreundliche Versorgung Österreichs sowohl für die Abholung als auch Annahme von Paketen sicherstellen.“ Alle Mitarbeiter in den Shops würden entsprechend den DHL Qualitäts-Richtlinien geschult, die Zusammenarbeit mit den Paketshops sei eine Partnerschaft, die auf Langfristigkeit und Stabilität ausgelegt ist.

KEP-Branche als gewaltiger Job-Motor
Im Jahr 2015 arbeiteten in der deutschen KEP-Branche rund 210.000 Menschen, um 6.000 mehr als im Jahr zuvor. Rechnet man die 117.000 Be-schäftigten hinzu, die bei Unternehmen in Verbindung mit der KEP-Branche be-schäftigt sind, dann kommt man laut BIEK auf mehr als 300.000 Beschäftigte. Bis 2020 wird in der deutschen KEP-Wirtschaft mit einem zusätzlichen Personalbedarf von rund 30.000 Personen gerechnet. (LE)

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