Österreichischer Logistik-Tag 2015

Wettbewerbsvorsprung sichern

Der Jahrestreffpunkt beginnt am 24. Juni mit dem Logistik-Futurelab und der Abendgala, am 25. Juni geht der Österreichische Logistik-Tag über die Bühne.

Ja, das wirtschaftliche Umfeld ist noch immer rau, und wird auch nicht so schnell besser, wie erhofft. Trotzdem gibt es einzelne Unternehmen, die erfolgreicher sind als andere. Und es gibt Visionen für die Logistik, die unsere bewährten und bekannten Systeme auf den Kopf stellen. Sowohl die Denker, als auch die Lenker versammeln sich auf dem Österreichischen Logistiktag und auf dem Future Lab in Linz und geben Einblicke in ihre Welt.

Vor kurzem gab es eine leise Jubelmeldung des Kreditschutzverbandes 1870, dass die Gesamtzahl der österreichischen Firmenpleiten im Jahr 2014 mit insgesamt 5.423 einen rückläufigen Trend darstellt und auch die Verbindlichkeiten deutlich geringer waren als noch 2013. Allerdings – und hier kommt der Haken – wird für 2015 wieder ein Anstieg erwartet. Wachstum? Moderat bis gar nicht. „Wir haben uns gefragt, wie man gerade in Zeiten, die von wenig Wachstum geprägt sind, dennoch am Markt erfolgreich bestehen kann. Es gilt, Wettbewerbsreserven zu finden und einfach besser zu sein, als der Mitbewerber“, erläutert Oliver Mayr, Netzwerkmanager des Vereins Netzwerk Logistik Österreich, der den Österreichischen Logistiktag und das Future Lab veranstaltet. Daran orientierte sich dann die Themensetzung und Auswahl der Vortragenden.

Während es beim Österreichischen Logistiktag am 25. Juni um eher klassische Themen geht, zeigt am Vortag das Future Lab – wie der Name schon vermuten lässt – Lösungsansätze und Ideen für zukünftige Generationen. „Bei der Auswahl der Unternehmen ging es uns nicht unbedingt um hochtrabende Best Practice Beispiele, sondern um umgesetzte Ideen und erreichbare Ziele, die jeder Teilnehmer für sich selbst mitnehmen kann“, so Mayr. Denn schließlich ist die Logistik ein Wettbewerbsdifferenzierer, mit exzellenter Logistik hat man die Nase vorn und kann sich die Firmenkonjunktur selbst schaffen. Mayr: „Viele Unternehmen – insbesondere im B2C Bereich – stürzen sich in ihren Bemühungen auf die Produktinnovationen und gehen davon aus, dass der Erfolgsbeitrag der Logistik ohnehin nicht über 20 Prozent liegt. Aber Umfragen belegen, dass die Kunden sehr wohl einen Fokus auf die Lieferfähigkeit legen und deren Meinung nach der Erfolgsbeitrag der Logistik bei stolzen 50 Prozent liegt.“ Heutzutage sind die Absatzmärkte global, die Produktradien haben sich geändert. Effiziente Logistiklösungen bieten hier den Schlüssel zum Erfolg.

Zukunftsvisionen
Der VNL ist Teil der Europäischen Technologieplattform (ETP) ALICE, der „Alliance for Logistics Innovation through Collaboration in Europe“. Im Rahmen des Forschungsprogrammes der Europäischen Kommission „Horizon 2020″ soll (in Etappen) eine gezielte und umfassende Strategie für Forschung, Innovation und Markteinführung von Logistik und Supply Chain Management-Innovationen in Europa entwickelt werden. Die fünf Themenschwerpunkte (Sustainable, Safe and Secure Supply Chains; Corridors, Hubs and Synchromodality; Information Systems for Interconnected Logistics; Supply Chain Coordination and Collaboration sowie Urban logistics) werden dabei in Projekten weiterentwickelt. Eine der Ideen für das System der Zukunft und gleichzeitig die Keynote des ersten Tages nennt sich „Physical Internet“ und kommt von Prof. Benoit Montreuil. Dabei gelangen Waren auf völlig neuen Wegen ohne Ressourcenverschwendung zum Kunden, indem man sich die Logik des Internets zu Nutze macht. „Um dies zu realisieren, ist ein Umdenken aller Beteiligten nötig. Scheitern könnte es dann allerdings weniger an der technischen Machbarkeit, als an Datenschutzbestimmungen“, meint Mayr. Doch wer weiß, vielleicht setzt sich ja die Lösung mit kleinen Containerformaten, Open-Source-Software und gemeinsam genutzten Transportmitteln schneller um, als wir erwarten. Im Anschluss an die Keynote wird der Europäische Weg zur Realisierung des Physical Internets gezeigt. Natürlich ist das Forum dann noch nicht vorbei, es folgen je 90minütige Schwerpunkte (Impulsvortrag mit anschließender Diskussion) zu überaus spannenden Themen: 1) Neue Service- und Geschäftsmodelle im digitalen Raum, 2) 4.0-Anwendungen für die Produktionslogistik, 3) 4.0 Anwendungen für Lager- und Serviceprozesse,4) Supply Chain-Resilienz: wie Unternehmen in einem turbulenten Umfeld zurechtkommen und anpassungsfähiger werden, 5) HR in der Logistik und 6) The European Pathway to achieve the Physical Internet. Am Abend wird dann wieder der beliebte „Österreichische Logistikpreis 2015″ verliehen, danach steht das Netzwerken an der Logistikbar im Vordergrund.

25. Juni Österreichischer Logistiktag
Bei den Themen des Logistiktages geht es darum, wie man sich Innovationen zu Nutze macht, um Qualität und Performance der Prozesse zu verbessern. „Ein Logistiker sucht natürlicherweise stets nach einer Möglichkeit zur Effizienzsteigerung, aber irgendwann ist eine Grenze erreicht. Bei der Resilienz geht es nun darum, Puffer einzubauen“, beschreibt Mayr. Neben hochmodernen und komplexen Lösungsansätzen, werden aber auch simplere Möglichkeiten aufgezeigt. „Die Automatisierung hat eine natürliche Grenze, nicht jedes Unternehmen beschäftigt einen eigenen Mechatroniker. Daher zeigen wir auch Konzepte ohne Automatisierung auf, die sofort Vorteile bringen“, so Mayr. So könne beispielsweise durch eine simple Wegeoptimierung im Lager oftmals viel Zeit eingespart werden. Prägend an diesem Tag sind die drei Hauptvorträge von Helmut Wieser (Vorstandsvorsitzender AMAG AG), Johann Soder (Geschäftsführer SEW Eurodrive) – sein Thema: „Intralogistik und urbane Logistik der Zukunft“, dabei geht es um Herausforderungen der Logistik im Umfeld Industrie 4.0 und durchgängige Logistikketten ohne Systembrüche –  und dem allseits beliebten Quer- und Vordenker Moshe Rappoport (Executive Technology Briefer, IBM Forschungslabor), der das Publikum an seiner Sicht über die die Art, wie künftig Business gemacht wird und welche Technologien sich durchsetzen werden, teilhaben lässt.

Sechs Schwerpunktthemen
Neben den spannenden Keynotes gibt es sechs vertiefende Themenschwerpunkte, die jeweils aus zwei Vorträgen und Diskussion zu insgesamt je 90 Minuten bestehen: 1) Logistik in der Industrie 4.0 mit Vorträgen von Andreas Müller (Bosch) und Christoph Moser (Kaba) über den Umgang mit den Herausforderungen, zunehmende Auftragsschwankungen zu bewältigen, Prozesskosten zu senken, Produktionsmitarbeiter flexibel einzusetzen und Effizienz in Planung und Produktion zu schaffen. 2) Einfachheit als Prinzip mit Experten von Kostwein und Internorm, die sich mit günstigen Vereinfachungen und Problemlösungen zur Prozessverbesserung auseinandersetzen. 3) Lieferanten im Takt des Marktes: Risiken absenken und die Versorgungssicherheit erhöhen. Holger Kiebel (Borg Warner) und Horst Schöffmann (Wild Gruppe) bringen einerseits die Lieferkettensteuerung mit VMI (konzeptioneller SC-Zugang) zur Sprache, andererseits ein selbst entwickeltes Hochleistungstool zur Voraussage von Turbulenzen. 4) Wettbewerbsreserven in der globalen Transportlogistik mit Christian Stangl (Lidl), Andreas Fuchs (OBB Terminals) und Otto Hawlicek (Cargo City Enns). Hierbei geht es um die Zusammenarbeit zwischen Transporteuren, Verkehrsträgern und Logistikdrehscheiben zur Entwicklung innovativer Logistikkonzepte. 5) Das Lager als Erfolgsfaktor dynamischer Marktversorgung mit Dieter Kramer (medi) und Martin Gleiss (Spar). Die Beiden sprechen über wirksame Trends und Einflussfaktoren sowie intelligente Logistikautomation. 6) Handel im Wandel mit den Referenten Christian Keck (Swarovski), Kurt Leidinger (Schenker) und Paul Brandstätter (Veloce) über die innerbetriebliche Logistik bei E-Commerce und die Gestaltung der Last-Mile. „Bei all diesen Themen darf man aber nicht vergessen, dass der Mensch wichtig ist. Die Mitarbeiter-Reduktion ist eindeutig nicht der Fokus“, macht Mayr klar. Wenn alle der 50 Fachaussteller und der erwarteten 800 Teilnehmer sich das zu Herzen nehmen und weitertragen, besteht ja noch Hoffnung.

Österreichischer Logistik-Tag
Mittwoch, 25. Juni 2015, 9 – 17 Uhr
Design Center Linz

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