Platooning-Projekt: Erste Transporte in vernetzten Lkw

DB Schenker und MAN beschließen Entwicklungspartnerschaft für Einsatz von Hightech-Trucks auf A 9 • Memorandum of Understanding unterzeichnet.

Hightech-Trucks auf dem Highway: Erstmals werden ein Logistikkonzern und ein Fahrzeughersteller gemeinsam bei der Entwicklung vernetzter Lkw-Kolonnen zusammenarbeiten und diese im Echtbetrieb erproben. Eine entsprechende Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) haben DB Schenker und MAN nun unterzeichnet. Geplant ist, zunächst die Rahmenbedingungen für das Projekt und eine damit verbundene Praxiserprobung festzulegen. 2018 soll dann ein Lkw-Platoon auf dem digitalen Testfeld Autobahn auf der A 9 zwischen den DB Schenker-Niederlassungen München und Nürnberg unterwegs sein. Im zweiten Schritt ist der Einsatz autonom fahrender Lkw auf dem Nürnberger DB Schenker-Werksgelände vorgesehen.

Unter Platooning versteht man ein Fahrzeug-System für den Straßenverkehr, bei dem mindestens zwei Lkw auf der Autobahn mit Hilfe von technischen Fahrassistenz- und Steuersystemen in geringem Abstand hintereinander fahren können. Alle im Platoon fahrenden Fahrzeuge sind durch eine sogenannte elektronische Deichsel mittels einer Car-to-Car-Kommunikation miteinander verbunden. Das führende Fahrzeug gibt die Geschwindigkeit und die Richtung vor.

Der Abstand der einzelnen Trucks beträgt untereinander circa zehn Meter beziehungsweise etwa eine halbe Sekunde Fahrzeit. Dabei gewährleistet die elektronische Kopplung der Fahrzeuge im Platoon die Verkehrssicherheit. Das primäre Ziel dieser Vorgehensweise ist es, durch das so erzeugte Windschattenfahren eine Kraftstoff-Einsparung von bis zu zehn Prozent für den gesamten Platoon zu erreichen. Mit der Einsparung des Kraftstoffes ist auch eine Reduzierung der CO2-Emission verbunden.

„Unser Anspruch ist es, in der Transport- und Logistikbranche Treiber digitaler Geschäftsmodelle und für unsere Kunden mit digitalen und nicht-digitalen Services die erste Wahl zu sein“, sagte Jochen Thewes, Vorstandsvorsitzender bei DB Schenker. „Deshalb freut es mich, dass wir zusammen mit MAN Platooning frühzeitig im alltäglichen Betrieb zwischen Landverkehr-Terminals testen. DB Schenker und MAN erhoffen sich von der Partnerschaft neue Erkenntnisse zur Optimierung logistischer Prozesse.“

Ewald Kaiser, Vorstand Landverkehr bei DB Schenker, ergänzte: „Im Mittelpunkt steht dabei die Kundenforderung nach durchweg transparenten sowie schnelleren und zugleich umweltfreundlicheren Abläufen. Insgesamt versprechen wir uns eine deutliche Effizienzsteigerung, indem wir neue Lösungen mit den Logistikprozessen unserer Kunden verknüpfen. Deshalb hat für uns das vernetzte und automatisierte Fahren großes Potenzial.“

Joachim Drees, der Vorsitzende des Vorstands von MAN SE und MAN Truck & Bus, betonte die Vorteile von Lkw-Platoons aus Sicht des Fahrzeugherstellers: „Platooning ist ein echter Gewinn für die Verkehrssicherheit. Menschliches Versagen gehört leider zu den häufigsten Ursachen für Auffahrunfälle. Die elektronische Kopplung von Lkw gibt uns hier einen vielversprechenden Lösungsansatz. Windschattenfahren senkt dabei maßgeblich den Kraftstoffverbrauch. Gleichzeitig können wir mit Platooning die Verkehrsinfrastruktur deutlich effizienter nutzen.“ Er betonte aber auch, dass wichtige Voraussetzungen für einen Standardeinsatz noch geschaffen werden müssen: „Eine generelle Realisierung des Konzeptes hängt maßgeblich von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab. MAN wird ein entsprechendes System anbieten, wenn diese rechtliche Voraussetzungen geschaffen sind.“

Die Partnerschaft mit DB Schenker sieht Joachim Drees als idealen Rahmen, um Platooning im realen Transportalltag zu testen und weiterzuentwickeln. „Wir wollen insbesondere die vielfältigen Anforderungen der Praxis an das System kennenlernen und gemeinsam mit unserem Kunden Lösungen für einen optimalen Einsatz von Platooning erarbeiten.“

Im ersten Schritt klären die Partner DB Schenker und MAN Truck & Bus wesentliche Grundfragestellungen für den Erprobungseinsatz. Hierbei sind sowohl sinnvolle Einsatzfälle für Platooning als auch die technischen und logistischen Voraussetzungen für das Zusammenstellen von Platoons herauszuarbeiten. Ein weiterer Themenblock betrifft die Erfassung und Bereitstellung der notwendigen Informationen und deren Nutzung durch Hersteller und Logistiker.

Auch die Verbindung von Platooning mit weiterführenden digitalen Diensten wird betrachtet ebenso wie die Frage nach Kosten und möglichen Einsparpotenzialen.

Darüber hinaus werden die Anforderungen an die Fahrer beim Platooning sowie generell der Einfluss der neuen Technologie auf den Arbeitsplatz Lkw heute und in Zukunft beleuchtet. „Vieles ist Zukunftsmusik, aber wir wollen diese Zukunft testen, mitgestalten und uns inspirieren und anspornen lassen“, sagte Jochen Thewes, „wir wollen vernetzte, automatisierte Lkw-Flotten in unsere logistischen Prozesse integrieren und herausfinden, welcher Nutzen jenseits der Kraftstoffersparnis für unsere Kunden und unsere operativen Prozesse erreicht werden kann.“

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