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Synergien für Österreich und Osteuropa

Mit dem Logistiksoftware-Dienst „MixMoveMatch.com“ optimiert der IT-Spezialist MARLO den Versand von Waren in Distributionssystemen, indem Sendungen eines Unternehmens standortübergreifend gebündelt werden können. Der Multi-Technologiekonzern 3M, der die Lösung als Pilotanwender in enger Zusammenarbeit unter anderem mit dem österreichischen Logistikdienstleister Gebrüder Weiss entwickelt hat, setzt die Software mittlerweile europaweit ein.

MixMoveMatch ist eine „Software as a Service (SaaS)“, die Sendungen unternehmensübergreifend kombiniert, indem Versandeinheiten aufgelöst beziehungsweise neu gebildet werden. Auf diese Weise können Paletten wesentlich höher beladen werden und Leerraum in den Lkw minimiert. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Europa im Durchschnitt immerhin rund 40 Prozent der verfügbaren Lkw-Kapazitäten leerstehen – also sehr viel „Luft“ über die Autobahnen transportiert wird. Bei 3M war das ähnlich. Oberste Ziele von MixMoveMatch sind deshalb die Optimierung der Fahrzeugauslastung in der Warenverteilung, die Herstellung vollständiger Transparenz der zunehmend kleinteiliger werdenden Lieferketten für alle Beteiligten sowie die Flexibilität und Skalierbarkeit auf Paketebene.

Fünf Millionen Lkw-Kilometer eingespart
3M setzt die Software derzeit europaweit in insgesamt 26 Speditions-Hubs ein, im Verlauf dieses Jahres sollen sieben weitere dazukommen. Die Lösung wurde in Kooperation mit den für 3M tätigen Logistikdienstleistern DHL (DE) und Gebrüder Weiss (AT) eingeführt. Das IT- und Beratungs-Unternehmen MARLO mit Hauptsitz in Norwegen und Töchtern in Deutschland und Portugal hat die Software als neutraler Dienstleister entwickelt und betreibt diese auch, teilweise gefördert durch das europäische F&E-Projekt iCargo. „Durch den Einsatz von Mix Move Match konnten wir die Transparenz entlang unserer Transportstrecken erheblich steigern“, sagt Hanns-Georg Rybak, Supply Chain Manager bei 3M. „Wir haben jetzt zum Beispiel sehr viel verlässlichere Informationen darüber, wie Kartons gepackt werden, wie Paletten, welche Produkte zusammengepackt sind und welche Kartons sich auf welchen Paletten befinden.“ Mit Mix Move Match sei man mittlerweile immerhin bei einer Auslastung der Lkw von rund 70 Prozent angekommen, Tendenz weiter steigend. Im ersten Betriebsjahr von MixMoveMatch hat 3M so rund fünf Millionen Lkw-Kilometer beziehungsweise zehn Prozent seiner transportbezogenen CO2-Emissionen eingespart.

Gebrüder Weiss unterstützt 3M in Richtung Osteuropa
Das Ziel von 3M, eine standardisierte Softwarelösung bei allen Dienstleistern zu verwenden, erfordert Anpassungen auf Seiten der beteiligten Speditionen. „Da vieles über die Cloud abgedeckt werden kann, konnten wir MixMoveMatch sehr rasch installieren und implementieren“, sagt Alexander Eberharter, Bereichsleiter Logistik und Key Account Manager beim österreichischen Logistikdienstleister Gebrüder Weiss. „Die SaaS-Lösung von MARLO ist sehr nutzerfreundlich aufgebaut, die Schulungszeit unserer Mitarbeiter hielt sich in überschaubaren Grenzen.“ Auch die Kombination aus flexibler Gestaltung und hoher Prozessstabilität habe überzeugt.

Früher habe man die Prozesse mit einer eigenen Softwarelösung abgebildet. Unter dem Strich hätten sich die Kosten für die Neuentwicklung für Gebrüder Weiss aber in einem akzeptablen Rahmen gehalten. „Die Softwareentwicklung war für uns zunächst relativ aufwendig“, so Eberharter. „Mittlerweile laufen die Prozesse aber sehr stabil, das System wird permanent weiter verbessert.“ Erste Synergieeffekte seien spürbar. So sei ein großer Vorteil für Gebrüder Weiss, dass 3M die Software auch in Ungarn sowie in weiteren Ländern Osteuropas einsetzt. Und auch weitere Dienstleister lassen sich bei Bedarf ganz problemlos anbinden.

Software als Subsystem problemlos integrierbar
Die Vorzüge von MixMoveMatch kommen insbesondere bei einer großen Produktvielfalt und einer heterogenen Sendungsstruktur zum Tragen. Ausschlaggebend ist die ganzheitliche Optimierung der Distributionskosten, das heißt der Lager-, Handhabungs- und Transportkosten. Aktuell bearbeitet 3M über 1,2 Millionen Kartons monatlich und verwaltet mehr als 60.000 Produktarten – beide Volumina nehmen täglich weiter zu. Die Software wird derzeit bei 15 Verladern und Verteilzentren angewendet. Sie erfordert keinerlei Änderung der unternehmenseigenen IT-Infrastruktur und verfügt über leicht anzuwendende genormte Schnittstellen zu vorhandenen Warehouse Management Systemen (WMS) oder Transportation Management Systemen (TMS), zu denen MixMoveMatch wie ein Subsystem agiert. Vorhandene Sortieranlagen können ebenfalls problemlos eingebunden werden.

„Eine Sortierung und Zusammenstellung von Sendungen auf Paketebene erfordert die detaillierte Erfassung, Planung und Überwachung der Pakete und Paletten in allen Prozessschritten“, erklärt Roland Frindik, Geschäftsführender Gesellschafter der MARLO Consultants GmbH mit Deutschland-Sitz in Karlsruhe, den Ansatz der Software. „Insbesondere für kleinere und mittlere Aufkommen stand bislang keine skalierbare Technik zur Verfügung, die ohne hohe Investitionen in die vorhandene Sortiertechnik, in die Anpassung der bestehenden IT und die Einrichtung der neuen IT ausgekommen wäre.“

 

Thomas Wöhrle, woehrle@logistik-presse.de

 

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