Wiener Strategieforum: Wo sich Entscheider fit für die Zukunft machten

Heute fand an der WU Wien die Premiere des Wiener Strategieforums unter starker Beteiligung der österreichischen Wirtschaft statt (www.strategieforum.at). „Es war an der Zeit in Österreich ein Format zu schaffen, bei dem sich Top-Manager, Wissenschaftler und Unternehmer in geeigneter Atmosphäre zu aktuellen Herausforderungen auf den Themengebieten Strategie und Innovation austauschen können“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Werner Hoffmann, in seiner Funktion als Mastermind des Wiener Strategieforums.

Digitalisierung, Energie und Industrie und Schaffung neuer Geschäftsmodelle
Unter den 150 handverlesenen Gästen befanden sich zahlreiche Vorstände und Geschäftsführer Österreichischer Konzerne, die mit internationalen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu relevanten Zukunftsthemen wie „Digitalisierung“, „Energie und Industrie“ und „die Schaffung neuer Geschäftsmodelle“ diskutierten. Das Programm selbst – insgesamt 16 Vorträge und fünf Diskussionsrunden –  bestritten hochkarätige internationale Referenten.

Studie: Hälfte der österreichischen Unternehmen muss Strategie überdenken
Martin Unger, Geschäftsführer Contrast Management-Consulting, präsentierte eine Studie, die zusammen mit dem Institut für Strategisches Management der WU Wien durchgeführt wurde. Bei der Strategic Excellence Studie wurde deutlich, dass nahezu 50% der Unternehmen ihr Geschäftsmodell in den nächsten 10 Jahren als nicht mehr tragfähig sehen. „Wir mussten in der Untersuchung leider feststellen, dass erschreckend wenige Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell in Gefahr sehen, eine geeignete Strategie zum Gegensteuern parat haben.“ ergänzt der Strategieexperte. „Fakt ist, dass Strategie für die österreichischen Unternehmen zur Herausforderung wird.“

René Obermann und Hendrik Brandis
Den ersten Strategy-Talk präsentierten z.B. René Obermann, der langjährige CEO der Deutschen Telekom und nunmehrige Private Equity Investor und Hendrik Brandis, Gründer einer der führenden deutschen Venture Capitalist Unternehmen. Obermann zeigte auf, wie in der von ihm betitelten „Gigabit Society“ die Gesellschaft durch die hohe Geschwindigkeit von Innovationen und der zunehmenden Bedeutung von digitalem Medienkonsum verändert wird. Auch der Umgang mit dem Fakt, dass „ES“ (Google, Facebook,etc.) alles über uns weiß, wird die Menschen vor neue Fragen stellen. „Eine gute Zeit für neue, darauf aufbauende Geschäftsmodelle. Eine anspruchsvolle Zeit für den gesellschaftspolitischen Diskurs und die politische Gestaltung, wenn die meisten noch aus der analogen Welt kommen […] und wir mit großen Schritten in die „Gigabit-Gesellschaft“ rennen“, mahnt Obermann zeitgleich.

Viel Entwicklungsraum für neue Internetunternehmen
Im Anschluss konnte Brandis darauf eingehen, wie die von Obermann aufgezeigte Veränderung unternehmerisch genutzt werden kann. „Die Einstiegsbarriere eine Firma im Internet zu gründen beträgt heute ca. 5000 Euro. Das ist weniger als 1%, von dem was noch vor 15 Jahren notwendig war“, so Brandis. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass bisher nur etwas mehr als 5% des Handels Online stattfindet, was noch viel Entwicklungsraum für Internetunternehmen verspricht. Auch die Frage, ob wir eine erneute Internetblase fürchten müssen, konnte Brandis beantworten. „Da die Internetunternehmen heute deutlich stabilere Umsätze machen als dies noch um das Jahr 2000 war, werden sehr früh Gewinne generiert, die einer sogenannte „Bubble“ die Grundlage entziehen“, so der Experte. „Gerade diese Veränderung macht das Geschäft auch für Venture-Capitalist-Unternehmen so attraktiv.“

Chancen durch Industrie 4.0
Komplettiert wurde die erste Diskussionsrunde zum Thema „Digitalisierung“ noch von Klaus Sickinger, CEO von SAP Österreich, der aufzeigte welche Chancen sich für klassische Industriebetriebe durch Digitalisierung und den Einbezug von Datenanalysen und Real-Time-Anbindung bieten. Die sogenannte Industrie 4.0 spielt also auch für heimische mittelständische Unternehmen eine große Rolle in der Frage wie diese ihre Positionen am globalen Markt sichern können.

Dekarbonisierung, Garagenfirmen und Zukunftstechnologien
Stephan Reimelt, President und CEO von General Electric Europe, legte seinen Blick auf das Thema „Energie und Industrie“. Er prägte vor allem den Begriff der „Dekarbonisierung“ und leitete ab, dass die wahre Energiewende eine Kombination aus Emissionsreduktion, Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und sozialer Akzeptanz ist. Da es in all diesen Dimensionen ein großes Veränderungspotenzial gibt, stehen große Chancen und Risiken für etablierte Unternehmen sowie Wachstumsunternehmen ins Haus. Ergänzt wurde diese Sichtweise von Ralf Schnell, dem CEO von Siemens Venture Capital, der aufzeigen konnte, wie sich etablierte Großkonzerne über gezielte Beteiligung an Start-ups in Wachstumsfeldern und Forschung in der Zukunft aufstellen können, ohne fürchten zu müssen, dass ihr Geschäftsmodell von einer „Garagenfirma“ zerstört wird.

Beim Thema „Garagenfirma“, hatte Schnell bestimmt auch im Gedanken die Anfänge vom IT-Riesen Google. Das 1998 von zwei Studenten als Uniprojekt gegründete Internetunternehmen zählt heute zu den wertvollsten Unternehmen der Welt und ist sozusagen der Pionier in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Genau darauf konnte Jens Redmer, einer der dienstältesten Mitarbeiter von Google und nun Hauptverantwortlicher für die Entwicklung neuer Produkte beim IT-Giganten, in seinem Vortrag eingehen. Er zeigte wie die Amerikaner gezielt aus dem aktuellen Cash-Flow in teils völlig unbekannte Zukunftstechnologien investieren, um sich so Schritt für Schritt an die nächsten Entwicklungen heranzutasten, first-mover zu sein und erst bei erfolgreichem Wachstum ein Geschäftsmodell davon abzuleiten zu können. Nachdem der Zoologe Martin Korte zum Abschluss des inhaltlichen Programms noch neue Impulse zu Innovation, Kreativität und Führung aus der Biologie auf humorvolle Art und Weise darlegen konnte, schloss Staatssekretär Harald Mahrer als Überraschungsgast mit lobenden Worten das Tages-Event und betonte dabei nochmal die Wichtigkeit von Strategie und Innovation zur Stärkung der heimischen Volkswirtschaft.

Strategy-Night
Am Abend begeisterte das Wiener Strategieforum das Publikum noch mit einer Strategy-Night. Monika Ballwein, Vocalcoach von Conchita-Wurst, gab einen Vorgeschmack auf das Finale des Eurovision Song-Contest und eine Weinführung von Peppi Schuller gemeinsam mit prominenten Wiener Winzern inspirierte die Gäste noch kulinarisch. Bis in die späten Abendstunden konnten so die Eindrücke des Tages im anregenden Ambiente des neuen Library & Learning Centers der WU Wien diskutiert werden.

Alle Informationen zu Vorträgen und Referenten finden Sie unter: www.strategieforum.at

Quelle: Strategieforum

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