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Young Professionals: Jung, flexibel und engagiert

Sie haben meist einen Hochschulabschluss, sind im Durchschnitt seit drei Jahren berufstätig und gelten als die Führungskräfte von morgen – die „Young Professionals“. Beruflich an erster Stelle stehen für sie nicht länger die Faktoren Geld, Macht und Prestige, sondern Selbstverwirklichung und Spaß an der Arbeit. Redaktion: Anna Steiner

Die Wünsche der jungen Berufseinsteiger sind für viele Unternehmen eine Herausforderung. Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Ordinarius am Lehrstuhl für Logistikmanagement an der Universität St. Gallen (Schweiz) und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesvereinigung Logistik (BVL), hat sich gemeinsam mit einem Expertenteam beim 30. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin mit der „Herausforderung Young Professionals“ auseinandergesetzt: „Die Young Professionals sind eine Gruppe von Leuten, die deutlich anders sozialisiert worden ist als die vorangegangenen Generationen. Vor allem unter den „Baby Boomern“ – den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1955 und 1965 – herrschte ein starkes Konkurrenzdenken. Das fing in überfüllten Schulklassen und Hörsälen an und zog sich hin bis zur Jobsuche. Vertreter dieser Generation sitzen nun in den Chefsesseln der Unternehmen und können die verschobenen Wertmuster junger Jobanwärter häufig nicht nachvollziehen.“ Ein Grund für die neue Einstellung ist der Rückgang der Geburtenquote: „Es gibt einfach sehr viel weniger Mitbewerber. Die junge Generation muss sich nicht mehr so stark gegeneinander behaupten. Das hat Auswirkungen auf den Lebenswert und führt zu einer anderen Erwartungshaltung im Beruf“, erklärt Stölzle.

Mehr Freiräume und Flexibilität
Die neuen Wertemuster betreffen vor allem Arbeitszeitmodelle: „Die Young Professionals wollen mehr Freiräume und Flexibilität in der eigenen Arbeitsorganisation. Das soll aber nicht bedeuten, dass sie sich mehr Freizeit und weniger Arbeit wünschen. Es geht vielmehr um eine stärkere und im Unternehmen tolerierte Vermischung von Privat- und Berufsleben. Das kann zum Beispiel durch die Berücksichtigung von partiellen Home-Office-Spielräumen erreicht werden.“

Vor allem im Bereich der Logistik seien, so Prof. Stölzle, die Arbeitsabläufe und -bedingungen oftmals zu stark standardisiert: „Den Young Professionals müssen mehr Verantwortung überlassen und die Kreativitätsspielräume erweitert werden.“ Trotz der wichtigen immateriellen Werte spielt das Einkommen für „Young Professionals“ dennoch eine große Rolle: „Es geht nicht nur um Selbstverwirklichung. Gerade die Generation der Ende 20-Jährigen befindet sich häufig inmitten des Existenzaufbaus und möchte eine Familie gründen. Dafür braucht man natürlich auch das nötige Kleingeld.“ Wenn Unternehmen dazu angehalten sind, Arbeitsstrukturen zu lockern, Raum für Kreativität zu schaffen und ein adäquates Gehalt zu bezahlen – was sollten die „Young Professionals“ im Gegenzug in den Job mitbringen? „Sie sollten versuchen, die Lebensumstände und die daraus erwachsenen Einstellungen älterer Generationen besser zu verstehen.“ (AS)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 4/2013

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