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30 Prozent mehr Effizienz durch Weg- einsparung bei Kommissionierung

Im neuen österreichischen Zentrallager von Elektrogroßhändler Sonepar sorgen eine optimal zugeschnittene Stahlbauausstattung, die Automatisierung durch Fördertechnik und eine intelligente Materialflusssteuerung von SSI Schäfer für maximale Verfügbarkeit, eine schnelle Auftragsfertigung mit Null-Fehler-Kommissionierung und einen hohen Servicegrad.

Beitrag: Redaktion.

Wenn im Lager Prozesseffizienz und Lieferbereitschaft sowie Null-Fehler-Kommissionierung gefragt sind, muss es nicht immer eine vollautomatisierte Lösung sein. „So viel Automation wie nötig, so wenig wie möglich“, hebt Ernst Griesser, Senior Sales Manager Automation bei SSI Schäfer, die kundenindividuell optimale Lösung hervor. „Die oberste Prämisse lautet Flexibilität – insbesondere bei Veränderungen im Sortiment; etwa bei der Klassifizierung und der entsprechenden Zuordnung von Prozessen.“ Gemeinsam mit Josef Kendl, Senior Sales Manager Behälter und Regalsysteme bei SSI Schäfer, hat er ein entsprechendes Konzept für das neue Logistikzentrum der Sonepar Österreich GmbH realisiert. Trotz der markanten Dimensionen des 15.000 Quadratmeter großen Hallenkomplexes im oberösterreichischen Sattledt hat SSI Schäfer als Generalunternehmer für die Intralogistik eine kompakte Anlage mit intelligenten Materialflüssen umgesetzt, die exakt auf die Anforderungen eines der Marktführer im österreichischen Elektrogroßhandel zugeschnitten ist. „Aufgrund unseres kontinuierlichen Wachstums und mit Blick auf den Servicegrad, das wachsende Artikelspektrum und die Logistikkosten mussten wir die Lagerhaltung konzentrieren und die Prozesse optimieren“, erklärt Peter Schmied, Leitung Sonepar-Logistikcenter Sattledt. „

Bei den internen Prozessen war es zudem unser Ziel, die Mitarbeiter im Logistikzentrum durch automatisierte Prozesse zu entlasten. Eine Vollautomatisierung lässt sich angesichts des diversifizierten Artikelspektrums gegenwärtig noch nicht wirtschaftlich darstellen, ist als potenzielle Erweiterungsoption allerdings in der Diskussion.“ Gleichwohl prägt höchste Effizienz bereits heute die Prozesse im Logistikzentrum. Die Sonepar-Gruppe ist ein familiengeführtes Unternehmen mit Sitz in Frankreich und gilt als Marktführer im Elektrogroßhandel. Die Sonepar Österreich GmbH vertreibt Elektroartikel von 60 führenden nationalen und internationalen Herstellern an Kunden aus Handwerk, Handel, Industrie und den öffentlich-gewerblichen Bereich.

Mit 11 Niederlassungen ist der Elektrogroßhändler landesweit vor Ort, welche als Abholshops für die Kunden dienen. Seit Mai 2018 fungiert das neue Logistikzentrum in Sattledt als Zentrallager für Österreich. 25.000 verschiedene Artikel von Kabelbindern mit RFID-Chips bis hin zu komplett vorgefertigten und zusammengestellten Verteilerkästen zählen zum bevorrateten Kernsortiment, das in ganz Österreich innerhalb von 24 Stunden zugestellt werden kann. Das Stammsortiment elektrotechnischer Produkte wird durch anspruchsvolle Spezialsortimente in Bereichen wie Konsumgeräte, Licht- und Datennetzwerktechnik, Alarmanlagen oder Photovoltaik ergänzt. Innerhalb von 48 Stunden sind über das Zentrallager rund 40.000 Artikel für die Kunden verfügbar. Insgesamt befinden sich 130.000 Artikel im Sonepar-Programm.

Effizientes Zusammenspiel von manuellen und automatisierten Prozessen.
In Sattledt hat der Elektrogroßhändler drei Lagerstandorte konzentriert. „Im Dezember 2017 hatten wir mit der Einlagerung begonnen und die Prozessabläufe sukzessive feinjustiert“, erläutert Peter Schmied. „Seit dem Frühjahr läuft die Anlage optimal.“ Dabei besticht die Lösung durch eindrucksvolle Zahlen. Mit Standardkomponenten aus dem Regalsystem PR 600 hat SSI Schäfer eine 16-gassige, staplerbediente Regalanlage mit rund 17.200 Stellplätzen sowie einen Fachbodenregalbereich aus dem Regalsystem R 3000 mit 7.150 Stellplätzen installiert. Allein für den Stahlbau mit einem Gesamtgewicht von 600 Tonnen wurden 45 Lkw-Ladungen in Sattledt angeliefert.

Die Besonderheiten zeigen sich bei genauerer Betrachtung. Mit den Standardkomponenten aus dem Regalsystem PR 600 konnte SSI Schäfer eine Anlage errichten, die exakt auf die unterschiedlichen Anforderungen des breit gefächerten Artikelspektrums ausgelegt ist. So sind die Palettenstellplätze nicht allein auf Europaletten ausgelegt. Mit dem Regalsystem ließen sich flexibel auch mehr als 2.000 Stellplätze für große Industriepaletten, 1.120 Stellplätze für Paletten mit Sondermaß 1.900 x 800 mm und knapp 2.100 Stellplätze für 3.000 x 800 mm große Rungengestelle in der Regalanlage einrichten. Zur Kommissionierung von Schnelldrehern direkt von der Palette hat SSI Schäfer zudem ein Palettendurchlaufregal für 144 Europaletten installiert. Langgüter werden in einem speziellen Wabenregal mit 600 Stellplätzen gelagert und für die Vorhaltung von Elektrokabeln unterschiedlichster Ausprägung bilden die hochfesten Profile und Streben des Regalsystems PR 600 von SSI Schäfer die Basis für die hängende Lagerung von 435 Kabeltrommeln.

Die effiziente Bevorratung und schnelle Auftragskommissionierung des kleinteiligen Lagerbestandes erfolgt in der Fachbodenregalanlage. Mit dem Regalsystem R 3000 setzte SSI Schäfer dabei eine stabile Konstruktion mit 3 Zwischenbühnen über der Ebene Null um. „Sie bietet maximale Lagerkapazität bei geringem Flächenbedarf“, veranschaulicht Josef Kendl. Mit ihrem Nockenraster im Abstand von 53 mm sind die Fachböden variabel einstellbar und bieten einen ergonomisch optimalen Zugriff auf das Lagergut. Das weitreichende Zubehörprogramm für Fachbodenregalanlagen mit verschiedenen Schubladen, Kästen, Trennwänden sowie Rück- und Seitenwänden unterstreicht darüber hinaus die Flexibilität des Regalsystems.

Keine Anforderung zu hoch, keine Herausforderung zu groß.
Kernstück der Bühnenanlage ist eine 700 m lange Fördertechnik, welche die Geschosse untereinander und mit der Auftragskonsolidierung im Warenausgangsbereich verbindet. Mit einer Durchsatzleistung von bis zu 1.000 Behältern pro Stunde ist sie bereits auf weiteres Wachstum bei den Auftragseingängen im Logistikzentrum ausgelegt. „Mit der Automatisierung durch die Fördertechnik in der Fachbodenregalanlage erzielt Sonepar gegenüber rein manuellen Prozessen rund 30 Prozent Wegezeit-Einsparung bei der Kommissionierung“, hebt Ernst Griesser hervor. Weitere Besonderheit: Über die gleiche Fördertechnik werden in der Fachbodenregalanlage sowohl die Einlagerungen als auch die Auftragsposten transportiert. Hintergrund: Das Sonepar-Zentrallager wird im 2-Schicht-Betrieb geführt. In der Frühschicht werden überwiegend die 2.000 Wareneingangspositionen pro Tag bearbeitet und eingelagert. Anschließend erfolgt die Abarbeitung von Bestellungen, die am Vortag nach der Cut-Off-Zeit von 18.00 Uhr im Zentrallager eingetroffen sind. Für alle Aufträge, die davor im Logistikzentrum gemeldet werden, gibt Sonepar eine Servicegarantie mit bundesweiter Auslieferung am Folgetag. Spätestens ab 14.00 Uhr herrscht dann mit der Kommissionierung der aktuellen Aufträge Hochbetrieb im Logistikzentrum. Täglich versorgen mehr als 70 Transporttouren die Kunden und Niederlassungen von Sattledt aus in ganz Österreich.

Für eine schnelle Auftragsfertigung sind die Lagerbereiche und Materialflüsse im Logistikzentrum klar gegliedert. An der Gebäudelängsseite vor der Palettenregalanlage werden die palettierten Anlieferungen an 13 Wareneingangstoren übernommen und vereinnahmt. Die staplergeführte Einlagerung erfolgt je nach Artikel und Ladungsträger in den Lagerbereichen mit der entsprechenden Regalausstattung. Die Stellplätze werden beleglos über WLAN an die Staplerterminals übermittelt. Der Nachschub für die Schnelldreher erfolgt ohne Zwischenlagerung in das Palettendurchlaufregal, das direkt an die Fachboden-Bühnenanlage angrenzt. Ein weiteres Wareneingangstor ist für die Anlieferungen durch Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP-Dienste) eingerichtet.

Dort beginnt auch die kompakte Förderanlage für die Ver- und Entsorgung der Fachbodenanlage. Ein kurzer Förderstich bedient zwei Umpackplätze. An den beiden Arbeitsstationen packen die Mitarbeiter sowohl die KEP-Waren als auch Vereinzelungen von der Palette in Behälter um und speisen sie in die Fördertechnik ein. Angelieferte Mischpaletten werden bereits im Wareneingang an sechs Stationen vereinzelt. Die Förderstrecke der Bühnenanlage führt zunächst über Schwerkraftbahnen zu zwei Buchungsplätzen. Über Bildschirmdialoge werden Ware und Behälterbarcode miteinander verheiratet bevor die Fördertechnik sie anschließend auf die vorgesehene Bühnenebenen in der Fachbodenregalanlage transportiert. Parallel dazu sind auf jeder Bühnenebene Palettenübergabeplätze für die Stapler in den Stahlbau integriert. Die Zielsteuerung der Behälter auf der Förderstrecke übernimmt die Logistiksoftware WAMAS®, die an das kundenseitige Lagerverwaltungssystem angebunden ist. Von den Übergabeplätzen in der Bühnenanlage übernehmen die Mitarbeiter die Behälter auf Kommissionierwagen und verbringen sie zur Einlagerung an die vorgegebenen Stellplätze.

Jede Ebene der Fachbodenregalanlage bietet vier Kommissioniergänge. Die Kommissionierung der Auftragsposten erfolgt, unterstützt von Mobilen Daten Terminals (MDT), mehrstufig und auf allen Stockwerken in Behälter. 2.000 Dreh-/Stapelbehälter des Typs EFB 643 aus dem Programm von SSI Schäfer sind für den internen Warenfluss im Sonepar-Logistikzentrum im Umlauf. Sie sind mit und ohne Deckel stapel- und in leerem Zustand durch eine Drehung um 180° platzsparend nestbar. Die Kommissionieraufträge werden den Mitarbeitern wegeoptimiert auf das MDT übermittelt. Für die Bedarfsversorgung mit Leerbehältern ist eine Leerbehälter-Staubahn eingerichtet. In der Fachbodenregalanlage sind Abrufstationen integriert.

Kompakte Gesamtlösung.
Nach Abschluss der Kommissioniervorgaben werden die befüllten Zielbehälter auf die Fördertechnik gestellt. Sie transportiert diese auf die Ebene Null und puffert sie dort auf drei Konsolidierungsstrecken. Nach Vorgabe des Lagerverwaltungssystems und unterstützt von einem Put to Light-System erfolgt dort die auftragsgerechte Aufteilung und fehlerlose Zusammenführung der Bestellposten sowie eine abschließende Qualitätsprüfung. An Packplätzen werden die konsolidierten Auftragsartikel schließlich mit Versandpapieren versehen, verpackt, palettiert und von Staplern in den direkt angrenzenden Warenausgangsbereich gebracht. Dort werden die kleinteiligen Auftragsposten mit den staplerkommissionierten Bestellpositionen aus den anderen Lagerbereichen, mit Kabelsträngen, Langgütern und Corletten, konsolidiert. Die Bereitstellung erfolgt auf einem von sieben Transitpunkten vor den Warenausgangstoren. Die Transitpunkte sind nach den Bundesländern sowie den Destinationen Oberösterreich, Wien, Graz und Salzburg definiert, die direkt aus dem Logistikzentrum versorgt werden. Im Durchschnitt stehen pro Tag 8.000 Warenausgangspositionen auf den Transitflächen zur Verladung bereit. Die von SSI Schäfer installierte Intralogistiklösung sorgt für effiziente Prozesse sowie optimalen Raum- und Zeitgewinn. „Im Projektverlauf hat alles hervorragend geklappt, die Lieferanten und Kunden loben den Umstieg unter allen Aspekten und die Ergebnisse bei Prozessgeschwindigkeit und -qualität entsprechen unseren Erwartungen“, resümiert Peter Schmied. „Wir sind sehr zufrieden.“ (RED)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2019

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