Aufliegermarkt abgestürzt: Schmitz Cargobull baut Stellen ab


Auftragsrückgänge und eine anhaltende Schwäche der Transportbranche in ganz Europa haben die Schmitz Cargobull AG jetzt dazu veranlasst, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Restrukturierung aufzulegen. Nach den rasanten Wachstumssprüngen der Vorjahre bestehen in der gesamten Aufliegerbranche aktuell erhebliche Überkapazitäten.

Die frühzeitig seit dem Herbst 2008 vom Schmitz Cargobull-Vorstand ergriffenen Maßnahmen gegen die Konjunkturflaute reichen angesichts der drastischen Markteinbrüche nicht mehr aus. „Aus einer Position mit solider Finanzbasis müssen wir jetzt diese schmerzlichen Schritte einleiten, um den Konzern zukunftsfähig zu machen“, sagt Vorstandsvorsitzender Ulrich Schümer. Gespräche mit den Mitarbeitervertretern über die erforderlichen Personal- als auch Sachkosteneinschnitte wurden Anfang dieser Woche aufgenommen.

Der Aufliegermarkt ist im ersten Quartal 2009 abgestürzt. Der Auftragsbestand tendiert gegen Null. Alle Hersteller stellen sich für 2009 auf drastisch rückläufige Nutzfahrzeugmärkte in Europa ein. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) konstatiert einen historischen Abschwung mit enormem Tempo und von unbekannter Intensität. Im ersten Quartal ist der Auftragseingang für Sattelauflieger um 94 Prozent eingebrochen. „Wir rechnen 2009 mit einem Absatzrückgang zwischen 70 und 90 Prozent“, so Ulrich Schümer „denn eine Erholung der Nutzfahrzeugmärkte ist zurzeit nicht in Sicht.“ Dies entspräche einer Jahresproduktion von weniger als 10.000 Fahrzeugen. Im Rekordgeschäftsjahr 2007/2008 hingegen bauten die Mitarbeiter noch mehr als 66.000 Fahrzeuge bei Schmitz Cargobull.

Alle Unternehmensbereiche betroffen
Das Maßnahmen-Paket betrifft alle Unternehmensbereiche von Schmitz Cargobull an allen Standorten in Deutschland und Europa. Die seit dem Herbst in den Kompetenzwerken Gotha, Altenberge und Vreden schrittweise eingeführte Kurzarbeit soll in den nächsten Wochen auch auf die anderen deutschen Standorte Berlin und Toddin ausgeweitet werden. In Litauen und England ruht bereits in jeweils einem Werk die Produktion. Auch im spanischen Montagewerk Zaragoza wurde die Produktion deutlich zurückgefahren. Aktuell zählen 4.000 Mitarbeiter zum Konzern.

Fest steht, dass alle ca. 350 befristeten Verträge auslaufen und nicht verlängert werden. Dabei hebt der Vorstand hervor, dass alle Ausbildungsverträge (ca. 180) eingehalten werden. Ebenso gilt weiterhin, dass jeder Auszubildene nach dem Abschluss seiner Ausbildung befristet für ein Jahr im Unternehmen bleiben kann. „Wir werden die Möglichkeiten der Kurzarbeit zwar so weit es geht ausschöpfen, aber dennoch um einen sozialverträglichen Personalabbau von etwa 500 Stellen in der Stammbelegschaft nicht herumkommen“, betont Vorstandsvorsitzender Schümer. Über die Instrumente, wie Qualifikation- und Fortbildung, Vorruhestand, Teilzeit und Aufhebungsverträge mit Abfindungszahlungen, werde mit den Mitarbeitervertretern in den nächsten Wochen verhandelt.

Vorstand, leitende Angestellte, Führungskräfte und Betriebsräte haben zudem einen Hilfsfonds aufgelegt, in den sie freiwillig einen Teil ihres Gehalts eingezahlt haben. Dieses Geld soll jenen Kollegen helfen, die besonders unter finanziellen Einbußen in Folge der Kurzarbeit leiden.

Eigentümer stellen sich der Verantwortung
Die Gesellschafter werden kontinuierlich über die Geschäftsentwicklung und die geplanten Sparmaßnahmen informiert. Sie stehen uneingeschränkt zu ihrer Verantwortung für die Mitarbeiter. „Die finanzielle Lage des Unternehmens ist aufgrund der permanenten Re-Investition der Gewinne sowie einer starken Eigenkapitalbasis von 63 Prozent solide“, erklärt Ulrich Schümer, der auch den Vorstandsbereich Finanzen verantwortet. Auch ein Verlust im Jahr 2009/2010 würde den Konzern in seiner Substanz noch nicht bedrohen. „Das Unternehmen muss aber jetzt diese harten Einschnitte vollziehen, um die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern. Gespart wird nicht nur bei den Personalkosten. Auch die Sachkosten wurden deutlich reduziert“, so Ulrich Schümer.

Bereits seit dem Sommer 2008 hat der Vertrieb den Markt mit zusätzlichen Aktivitäten noch intensiver bearbeitet. „An Maßnahmen, die die Qualitäts- und Technologieführerschaft unserer Produkte stärken und sie in den Markt tragen, wird nicht gespart“, erklärt Schümer. Ebenso will sich Schmitz Cargobull trotz der dramatischen Überkapazitäten im Trailermarkt nicht in eine heillose Rabattschlacht stürzen, die der ganzen Branche einen irreparablen Schaden zuführen würde. „Unsere Kunden erwarten von uns ein Qualitätsprodukt“, ist der Vorstand überzeugt. Dieser Anspruch dürfe gerade in kritischen Zeiten nicht geopfert werden, weil er eine zentrale Säule der langfristigen Wachstumsstrategie darstellt. 

Quelle: MyLogistics

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