Best Practice im Transport – es gibt noch Hoffnung
Die Aussichten in der Wirtschaft sind eher düster. Umso schöner, wenn es als Lichtblick dann Auszeichnungen für Unternehmen gibt, die alles richtig machen. Soeben wurde der Bollmann-Preis 2024 der Wiener Verkehrswirtschaft verliehen.
In der Branche war Dkfm Harald Bollmann eine Ikone: als langjähriger Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr und Vertreter des Speditionsgewerbes Wien, war er allseits bekannt. 2021 verstorben, wurde ihm zu Ehren 2023 der Bollmann-Preis ins Leben gerufen, mit dem jene Unternehmen und Personen ausgezeichnet werden, die besonders innovative und außergewöhnliche Ideen verfolgen oder Projekte umsetzen. Es gibt insgesamt vier Kategorien: Zukunft, Miteinander, Gestalten und Lebenswerk, wobei der Namensgeber Harald Bollmann posthum als erster Preisträger für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Vom Packesel über Pferdefuhrwerk und Dampflokomotive hin zu Frachtflugzeug und Elektro-
LKW. Schon immer war der Transport von Innovation und Wandel geprägt. Egal ob Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, blockierte Seewege oder kriegerische Auseinandersetzungen – stets werden Lösungen gefunden, um Lieferketten aufrechtzuerhalten. Ohne Transporteure wäre moderne Marktwirtschaft unmöglich, denn Transport, Verkehr und Logistik sind das Rückgrat der Wirtschaft“, sagt Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der WK Wien. „Die Welt würde stillstehen, wenn nicht tatkräftige Unternehmer und Mitarbeiter 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, Menschen und Waren von A nach B bringen würden.“ Grund genug, helle Köpfe vor den Vorhang zu holen und auszuzeichnen. So geschehen am 3. Oktober 2024 im Casino Zögernitz.
Sieger Kategorie Zukunft: Fair Play Novakov e.U.
Niemand kann sagen, was genau die Zukunft bringt, aber man kann sich auf alle möglichen Eventualitäten vorbereiten und sich gegen mögliche Herausforderungen wappnen. Genau für solche Projekte – die „zukunftsfit“ machen – wurde diese Kategorie geschaffen. Das 2009 gegründete Umzugsunternehmen Fair Play Novakov ist eine Kooperation mit der in derselben Branche tätigen Firma Umzugsritter eingegangen, um Synergien zu nutzen. Gemeinsam werden Ressourcen und Kapazitäten mit dem Ziel gebündelt, eine bessere Fuhrparkauslastung, weniger Leerkilometer und – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – eine entsprechende Verringerung des CO₂-Ausstoßes zu erzielen.
Sieger Kategorie Miteinander: H. Fuchs GesmbH
Ein Miteinander ist immer besser als ein Gegeneinander, weil es keine Verlierer gibt. In dieser Kategorie geht es daher um Unternehmen, die durch Projekte oder Maßnahmen ein besseres Miteinander im Betrieb erreichen, das Betriebsklima durch inklusive Maßnahmen oder aber auch die Sicherheit der Wirtschaft und Bevölkerung in Wien verbessern. Studien belegen, dass erholte Mitarbeiter bessere Leistungen erbringen – und das macht sich das Unternehmen Fuchs zu Nutze, wobei gleichzeitig das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigt.
Das Speditionsunternehmen H. Fuchs GesmbH bietet nicht nur umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter an, die gelebte, aktive Pausenkultur führt zur nachhaltigen Erholung der Beschäftigten, etwa durch Tischtennis- und Tischfußballtische. In der Firmenvision sind die aktive Mitwirkung in der Speditionsbranche und die berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter verankert.
Sieger Kategorie Lebenswerk: Rudolf Hye
Menschen, die der Branche ihren eigenen Stempel aufgedrückt sowie stets fair, sozial und ökologisch gehandelt haben, sollen mit diesem Preis ein „Danke“ der gesamten Wiener Verkehrswirtschaft erhalten. „Rudolf Hye hat sich für erhöhte Sicherheit in der Donauschifffahrt beim Transport von Gefahrgütern eingesetzt. Als Geschäftsführer der Donau-Tankschifffahrt GesmbH ließ er bereits 2006 Einhüllen-Tankschiffe zu Doppelhüllen-Tankschiffen umbauen. Seit 2019 ist diese Doppelhülle auf der Donau vorgeschrieben. Wir möchten Rudolf Hye dafür und für sein Engagement in der Transportwirtschaft danken“, erklärt Spartenobmann Sertic. Im Gegensatz zum ersten Preisträger Harald Bollmann darf sich Rye noch zu Lebzeiten über diesen prestigeträchtigen Preis freuen.
Sieger Kategorie Gestalten
Was wäre eine Preisverleihung, wenn es keine Beteiligung des Publikums gäbe? Was sich schon bei vielen Events bewährt hat, durfte auch beim Bollmann-Preis nicht fehlen. Daher werden in der Kategorie „Gestalten“ per Publikumsvoting direkt am Gala-Abend zwei Preise vergeben, nämlich jeweils für Projekte von Studenten und von Schülern. Denn schon lange gibt es einen Kampf um die besten Nachwuchstalente, und der Kontakt zu Bildungseinrichtungen und deren Absolventen ist heute für viele Unternehmen ein probates Mittel, Stellen zu besetzen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es in dieser Kategorie tatsächlich um den Nachwuchs geht. Bei den Studenten gewann Tijana Radojcic, die in ihrer Bachelor-Arbeit die Umsetzung eines einheitlichen Zugsicherungssystems für Europa untersucht hat, um die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene voranzutreiben.
Der Preis bei den Schülerprojekten ging an Enes Melih Haydarpasa, der mit einem Netz an Rast- und Ladeplätzen die Effizienz von Transporten mit Elektro-Lkw bei gleichzeitiger Optimierung der Ruhezeiten von Fahrern erhöhen möchte. So schön der Erhalt einer solchen Auszeichnung auch ist – er ist eine Momentaufnahme. Die Welt dreht sich weiter, und mit ihr die soziale, wirtschaftliche und technologische Entwicklung. Wir können zwar das Rad nicht neu erfinden, aber die Transportbranche hat bewiesen, dass sie immer noch ein paar Tricks im Ärmel hat. Und man darf gespannt sein, wer sich dann im nächsten Jahr die Preise abholt. (RED)
Quelle: LOGISTIK express Journal Transport & Logistik 4/2024