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Challenges 2023: Vergoldete Energie und wertloses Geld

Die Covid-Krise ist größtenteils überwunden, der Krieg in der Ukraine leider noch nicht. Doch unabhängig davon stellen Klimaschutzgesetze, Arbeitskräftemangel, Inflation und das Lieferkettengesetz die Logistikbranche vor spannende Herausforderungen. Logistik express hat sich bei Interessensvertretern umgehört, worauf wir uns gefasst machen müssen und wie es weitergeht.

Redaktion: Angelika Gabor.

Roman Stiftner, Präsident des European Shippers‘ Council (ESC), sieht in den gestiegenen Energiepreisen eine massive Herausforderung, ebenso in der hohen Inflation. „Lagerhäuser müssen beheizt oder auch gekühlt werden, Transport verbraucht eine große Menge Sprit. Dies sind hohe Kostenfaktoren, die man nicht einfach weglassen kann.“

Ihn beruhigt, dass die Containerpreise sich wieder auf einem normalen Niveau eingependelt haben. „Bei Preisen über 12.000 US$ für einen 40ft Container waren etliche Businessmodelle einfach nicht mehr machbar – vor allem bei Waren, wo viel Luft transportiert wird, wie bei Möbeln. Durch die Sperren in Asien kam es zudem zu asymmetrischen Transporten, Leercontainer wurden dann einfach nicht transportiert und es kam zu Kapazitätsengpässen. Die Unternehmen haben nun neue Schiffe bestellt, aber es dauert etwas, bis diese auch tatsächlich auslaufen können.“

Generell zeichnet sich beim maritimen Transport wieder eine Normalisierung, also wirtschaftliche Transportkapazitäten, ab. Dafür drohen extreme Probleme bei der Verteilebene darunter, denn die kontinentale Verteilung – Schienen-, Straßen- und Flusstransport – ist aufgrund gestiegener Energiepreise und Personalmangels massiv unter Druck.

Autonome Fahrsysteme als Lösung?

„Um den Kapazitätsengpässen aufgrund fehlenden Personals zu entgehen, wären größere Fahrzeuge oder auch autonome Fahrsysteme eine Lösung. Man könnte transkontinentale Korridore mit entsprechender technischer Einrichtung schaffen. Das würde auch das Berufsbild attraktiveren, wenn die Fahrer dann nur regional unterwegs wären und somit abends heimkehren könnten.“ Um mehr Fahrer anzulocken, muss auch dringend die bestehende Infrastruktur – wie Rastplätze – ausgebaut werden.

Insolvenzwelle

Stiftner: „Es gibt einige Rentabilitätsgrenzfälle durch politische Vorgaben und gestiegene Preise. Die Gesamttransportkosten steigen, aber Produkte haben nur eine gewisse Preiselastizität, wodurch einige Unternehmen einfach aufhören. Für die Verlader ist es wichtig, dass die Preise so gestaltet werden, dass die Güter sich wirtschaftlich ein- und verkaufen lassen.“ Wenn Produkte aufgrund ihrer Kostenstruktur nicht mehr erfolgreich auf dem Markt platziert werden können, wird ihre Produktion regional eingestellt und stattdessen aus billigeren Ländern wie etwa China importiert.

Es drohen weitere Abhängigkeiten. „Es gilt hier zu diversifizieren: man muss nicht alles aus
China beziehen, auch wenn es bequem ist. Aus ökologischen Gründen werden viele Rohstoffe
in Europa nicht abgebaut, man vertraut auf Importe. In Krisenzeiten sieht man dann jedoch, wohin das führt, wenn manche Produkte – man denke nur an die FFP2-Masken – dann einfach nicht mehr geliefert werden. Das geopolitische Risiko darf nicht vergessen werden.“ Er plädiert dafür, keine naive Wirtschaftspolitik zu betreiben, sondern eigene Ressourcen in Europa aufzubauen. Dazu ist politischer Wille nötig, etwa wenn es darum geht, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen.

Abhängigkeiten verringern

Immer wieder geistern Meldungen durch die Medien über geplante Chipproduktion im Burgenland. „Reinraumbau ist kompliziert, dazu sind viele Komponenten nötig. Meiner Meinung nach wäre dafür eher Kärnten geeignet, wo bereits Unternehmen mit entsprechendem Know-how angesiedelt sind. Eine entsprechende Investitionsförderung muss auch auf EU-Ebene politisch begleitet werden, ähnlich dem Maßnahmenpaket in den USA. Das Ziel sollte sein, Produktionsbetriebe in Europa anzusiedeln, um Abhängigkeiten zu minimieren“, ist Stiftner überzeugt. Bestes Argument dafür: „Wenn wir den Industrieanteil stärken, dann stärkt das auch die Logistik, die Wertschöpfungsketten können aufrecht erhalten werden. Gleichzeitig würde das die Stellung Europas als starker Handelspartner am Weltmarkt unterstützen.“ Dementsprechend positiv steht er auch Freihandelsabkommen positiv gegenüber, denn: „Jedes Maß Freihandel ist sinnvoll. Die Verträge definieren fairen Wettbewerb, dieser ist wichtig für Produktivität des Standortes und die Logistik. Wenn die Bedenken mancher Interessensgruppen zu groß sind, könnte man mit Kontingenten arbeiten. Dank solcher Verträge gibt es klar definierte Bedingungen und Regeln, denn Marktabschottung kann keine Lösung sein.“

Immer wieder geistern Meldungen durch die Medien über geplante Chipproduktion im Burgenland. „Reinraumbau ist kompliziert, dazu sind viele Komponenten nötig. Meiner Meinung nach wäre dafür eher Kärnten geeignet, wo bereits Unternehmen mit entsprechendem Know-how angesiedelt sind. Eine entsprechende Investitionsförderung muss auch auf EU-Ebene politisch begleitet werden, ähnlich dem Maßnahmenpaket in den USA. Das Ziel sollte sein, Produktionsbetriebe in Europa anzusiedeln, um Abhängigkeiten zu minimieren“, ist Stiftner überzeugt. Bestes Argument dafür: „Wenn wir den Industrieanteil stärken, dann stärkt das auch die Logistik, die Wertschöpfungsketten können aufrechterhalten werden. Gleichzeitig würde das die Stellung Europas als starker Handelspartner am Weltmarkt unterstützen.“ Dementsprechend positiv steht er auch Freihandelsabkommen positiv gegenüber, denn: „Jedes Maß Freihandel ist sinnvoll. Die Verträge definieren fairen Wettbewerb, dieser ist wichtig für Produktivität des Standortes und die Logistik. Wenn die Bedenken mancher Interessensgruppen zu groß sind, könnte man mit Kontingenten arbeiten. Dank solcher Verträge gibt es klar definierte Bedingungen und Regeln, denn Marktabschottung kann keine Lösung sein.“ (AG)

Quelle: LOGISTIK express Journal 1/2023

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