Chinas neuer Aktionsplan zur Logistikentwicklung
China setzt mit seinem neuen Aktionsplan zur Logistikentwicklung auf eine tiefgreifende Optimierung seiner Lieferketten, um Kosten zu senken, Effizienz zu steigern und nachhaltige Technologien zu integrieren. Neben der Reduzierung sozialer Logistikkosten stehen der Infrastrukturausbau, Digitalisierung und die Verbesserung internationaler Handelswege im Fokus des Programms.
Das Land der Mitte hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem globalen Logistikgiganten entwickelt. Mit einer komplexen Infrastruktur, modernster Technologie und strategischen Plänen nimmt das Land eine führende Rolle im globalen Handel und in den Supply Chains ein. Im Zuge dessen hat die chinesische Regierung kürzlich ein umfassendes Programm zur weiteren Entwicklung ihrer Logistikbranche vorgestellt. Es zielt darauf ab, die Effizienz, Nachhaltigkeit und regionale Integration der Logistik zu verbessern, um Chinas Stellung als wirtschaftliche Supermacht zu festigen. In 2023 belegte China den 19. Platz beim Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank.
Logistikbranche steht vor Herausforderungen
Die Logistikbranche ist ein zentraler Bestandteil der chinesischen Wirtschaft. Sie verbindet die Produktionszentren des Landes mit den globalen Märkten und spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Branchen wie Fertigung, E-Commerce und Landwirtschaft. Allerdings sieht sich die Branche auch mit Herausforderungen konfrontiert, darunter hohe soziale Logistikkosten, regionale Ungleichgewichte in der Infrastruktur und die Notwendigkeit, mit den globalen Standards der Nachhaltigkeit Schritt zu halten. Als soziale Logistikkosten werden die indirekten Kosten, die durch logistische Prozesse für die Gesellschaft entstehen, bezeichnet. Sie sind nicht direkt in den Preis von Waren oder Dienstleistungen eingerechnet, haben aber Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit, Infrastruktur und das allgemeine Wohl der Bevölkerung. Zu den Hauptbestandteilen zählen Umweltkosten durch Emissionen, Verkehrsbelastung und Infrastrukturverschleiß, gesundheitliche Auswirkungen wie Lärmbelastung und Arbeitsbedingungen sowie globale Handelsstrukturen mit sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Aktionsplan zur Senkung der sozialen Logistikkosten
Im November 2024 stellte die chinesische Regierung einen neuen Aktionsplan vor, der darauf abzielt, die sozialen Logistikkosten bis 2027 auf etwa 13,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken. Der Plan baut auf früheren Initiativen wie der Belt and Road Initiative (BRI) auf und richtet sich sowohl an inländische als auch internationale Akteure.
Das neue Logistikprogramm verfolgt eine Vielzahl von Zielen, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale und technologische Aspekte umfassen. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Reduzierung der sozialen Logistikkosten, die derzeit einen erheblichen Anteil am BIP ausmachen. Durch effizientere Infrastruktur, bessere Technologien und optimierte Abläufe sollen diese Kosten bis 2027 signifikant gesenkt werden. Ein weiteres Ziel ist der Ausbau der Logistikinfrastruktur in Westchina, um regionale Ungleichgewichte zu beseitigen.
Die Regierung plant den Bau neuer Schienen- und Straßennetze, die Entwicklung von Luftfahrtdrehkreuzen in Städten wie Chengdu, Chongqing und Xi’an sowie die Erweiterung multimodaler Transportzentren. Darüber hinaus strebt das Programm die Modernisierung der Lieferkettensysteme an, indem moderne Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (IoT) eingeführt werden. Nachhaltigkeit steht ebenfalls im Fokus. Die Umweltbelastung durch Logistik soll durch den Einsatz von Elektro- und Wasserstofffahrzeugen, die Elektrifizierung von Schienennetzen und die Integration erneuerbarer Energien in Logistikzentren reduziert werden.
Ein weiteres zentrales Ziel ist die Verbesserung der internationalen Vernetzung der Logistik. Chinas Exportwirtschaft profitiert stark von effizienten internationalen Lieferketten, und das Programm legt besonderen Wert auf die Entwicklung und Verbesserung transnationaler Logistikkorridore. Diese Korridore sollen sowohl den Handel innerhalb Asiens als auch mit Europa, Afrika und Amerika erleichtern. Der Ausbau dieser Handelswege ist eng mit der BRI verknüpft und soll langfristig die Handelsposition Chinas festigen.
Kernstrategien des Programms
Die Erreichung der ambitionierten Ziele des Programms erfordert durchdachte Strategien. Ein wichtiger Ansatz ist die Integration multimodaler Transportnetze, bei der Schiene, Straße, Luft und Wasser nahtlos miteinander verknüpft werden. Die Integration soll den Transport beschleunigen, Kosten senken und die Nachhaltigkeit fördern. Ein Beispiel ist die Entwicklung neuer Logistikkorridore, die wichtige Häfen wie Ningbo-Zhoushan mit dem Hinterland verbinden. Um die immense Finanzierung des Programms zu bewältigen, setzt die Regierung auf Public-Private-Partnerships (PPPs), bei denen Unternehmen Anreize erhalten, in den Bau und Betrieb von Logistikinfrastruktur zu investieren.
Auf internationaler Ebene spielt die BRI eine zentrale Rolle. Durch Investitionen in ausländische Häfen und Logistikzentren sowie die Stärkung bilateraler Handelsbeziehungen positioniert sich China als zentraler Akteur im globalen Logistiknetzwerk. Innovationen werden ebenfalls gefördert. Start-ups und Technologiefirmen erhalten finanzielle Unterstützung, um neue Lösungen für Logistikprobleme zu entwickeln. Zu den Schwerpunkten gehören autonome Lieferfahrzeuge, Drohnen und KI-gestützte Routenoptimierung.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Digitalisierung von Logistikprozessen. Durch den Einsatz von Big Data und Echtzeitüberwachung sollen Lieferketten transparenter und widerstandsfähiger gegen Störungen werden. Die Nutzung digitaler Zwillinge, die virtuelle Abbilder physischer Logistikprozesse darstellen, könnte Unternehmen helfen, Engpässe vorherzusagen und effiziente Alternativen zu entwickeln.
Geopolitische Spannungen und andere Herausforderungen
Trotz der ambitionierten Ziele des Programms gibt es mehrere Herausforderungen. Geopolitische Spannungen, insbesondere mit den USA, könnten die Umsetzung bestimmter internationaler Projekte erschweren. Insbesondere durch die Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten werden sich diese Spannungen noch verschärfen. Die Finanzierung des umfangreichen Programms stellt eine erhebliche Belastung für den Staatshaushalt dar. Obwohl Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil des Programms ist, könnten der Ausbau der Infrastruktur negative Auswirkungen auf empfindliche Ökosysteme haben. Zudem könnten ungleiche regionale Kapazitäten die Umsetzung in weniger entwickelten Gebieten erschweren.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Abhängigkeit vieler Regionen von den zentralen Entscheidungen der Regierung. Während große Metropolen wie Shanghai oder Peking stark von den Investitionen profitieren, könnten kleinere Provinzen Schwierigkeiten haben, mit dem Tempo der Entwicklung Schritt zu halten. Die Regierung muss sicherstellen, dass auch ländliche Regionen Zugang zu den Vorteilen des Programms erhalten.
Potenzielle Auswirkungen
Ein erfolgreich umgesetztes Programm könnte tiefgreifende Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und den globalen Logistiksektor haben. Die Reduzierung der Logistikkosten und die Verbesserung der Effizienz würden das Wirtschaftswachstum erheblich fördern. Das Land der Mitte würde seine Rolle als globaler Logistikanbieter festigen und seine Abhängigkeit von internationalen Partnern verringern. Gleichzeitig würde die Integration umweltfreundlicher Technologien Chinas CO2-Bilanz verbessern und das Land als Vorreiter in der grünen Logistik positionieren. Darüber hinaus könnte das Programm die Standards der internationalen Logistik neu definieren. Durch die Führung bei der Implementierung innovativer Technologien und nachhaltiger Praktiken könnte die Volksrepublik als Vorbild für andere Länder dienen. Dies würde nicht nur Chinas wirtschaftliche Position stärken, sondern auch seinen geopolitischen Einfluss erweitern. Chinas neues Logistikprogramm ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das über Infrastrukturverbesserungen hinausgeht, wirtschaftliche, technologische und soziale Herausforderungen adressiert und trotz Hürden darauf abzielt, die Position des Landes als führende Handels- und Logistiknation zu stärken und die globale Logistiklandschaft zu beeinflussen. (RED)
Quelle: LOGISTIK express Journal Transport & Logistik LE-1/2025