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Coface-Länderrisikobewertung: 71 Länder herabgestuft, Österreichs Wirtschaft stabil

Der Kreditversicherer Coface hat erstmalig insgesamt 71 von 162 Ländern und 134 Branchen in 28 Ländern herabgestuft. Österreich hat als eines der wenigen Länder seine Bewertung mit A2 behalten. Deutschland wurde von den Ökonomen auf A3 herabgestuft. „Viele Länder haben bereits mit dem Wiederhochfahren der Wirtschaft gestartet. Auf das Corona-Erdbeben folgt nun die Erholungsphase. Diese ist von Land zu Land unterschiedlich. Österreich scheint derzeit insbesondere im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern stabil“, erklärt Declan Daly, Regional CEO der Coface für Zentral- und Osteuropa. Die Coface Länder- und Branchenrisikobewertung wird quartalsweise erstellt. Die Klassifizierung steht für mögliche Forderungsverluste und Insolvenzen in einem Land.

Insgesamt erwartet Coface, dass die Wirtschaftsleistung der Welt um 4,4% im Vergleich zum Vorjahr abnimmt. Trotz der für 2021 erwarteten Erholung (+5,1%) – unter der Annahme, dass es keine zweite Welle der Coronavirus-Pandemie gibt – würde das BIP in den Vereinigten Staaten, der Eurozone, Japan und UK im Vergleich zu den Niveaus von 2019 um 2 bis 5 Punkte niedriger bleiben. „Wir gehen heute davon aus, dass in Österreich das BIP um 5,2% abnimmt. Für 2021 sieht es derzeit so aus, dass es wieder auf 4,8% steigen wird“, erläutert Daly.

Spitzenreiter: Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg.
Neben Deutschland hat Coface viele westliche Länder herabgestuft. Eine A3-Bewertung haben nun ebenfalls Frankreich, Belgien, Kanada, die USA, aber auch Portugal und Spanien. Daneben wurde Italiens Note von A4 auf B heruntergesetzt. Großbritannien trägt jetzt die Note A4 statt A3. Weitere österreichische Nachbarländer und Haupt-Exportpartner wie z.B. Ungarn, Polen und Tschechien haben ebenfalls ihre A3 Bewertung gegen eine A4 Note abgeben müssen. Nur vier Länder: Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg behalten die Bestnote A1.

Hohes Risiko für die Automobilindustrie in Österreich.
Die Studie zeigt auch klar, dass die einzelnen Branchen ganz unterschiedlich betroffen sind. „Die am stärksten betroffenen Branchen in Österreich sind der Agri-Food-Bereich, die chemische Industrie, und der Handel. Diese werden nur noch von der Automobilbranche getoppt, die auf „sehr hohes Risiko“ herabgestuft wurde“, erläutert der Coface-Manager. Dennoch war Österreichs verarbeitende Industrie von der verschlechterten Nachfrage und den Fabrikschließungen kaum betroffen. Aktuelle Umfragen unter Fertigungsunternehmen zeigen, dass die schlimmste Zeit vorbei ist und ein Aufschwung bereits eingesetzt hat. Die Erholung wird jedoch eher allmählich verlaufen und von einer anhaltenden Unsicherheit geprägt sein.

Das Ausbleiben eines raschen Aufholens ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen. Bedingt durch die anhaltende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie, wird Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte ausgelöst und ein Stopp der Unternehmensinvestitionen herbeigeführt. Zum anderen sind die Produktionsausfälle in einigen Sektoren, insbesondere im Dienstleistungs- und im Rohstoffsektor nicht nachzuholen. Die von den Zentralbanken ergriffenen Maßnahmen, haben seit April zur Stabilisierung der Finanzmärkte beigetragen, insbesondere in westeuropäischen Ländern, die bisher zur Aufrechterhaltung der Produktionskapazitäten einiger Unternehmen beigetragen haben, vor allem durch die Erhöhung der Verschuldung. Dennoch schieben sie auch Anpassungen bei der Beschäftigung und Cashflow-Problemen der Unternehmen auf.

Jedes Land ist betroffen.
Es gibt praktisch kaum eine Volkswirtschaft, die nicht in irgendeiner Form von COVID-19 negativ beeinflusst ist. Vielleicht beherrscht nicht der Virus das Land, aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen“, erläutert Daly. So sei es nicht verwunderlich, dass von Mittel- und Osteuropa über Asien-Pazifik bis hin zu Afrika, dem Nahen- und Mittleren Osten sowie Lateinamerika in jeder Region Länder mit Herabstufungen zu finden seien. Dennoch ist nicht nur das Corona-Virus der einzige Faktor, der die Weltwirtschaft beherrscht, betont Daly: „Natürlich ist COVID-19 ein beherrschender Faktor. Seit diesem Sommer haben wir aber auch den Faktor Umweltrisiken und damit auch den Klimawandel in unsere Risikomodelle aufgenommen. Dies hat die Risikobewertung in vielen europäischen und afrikanischen Staaten ebenfalls gedrückt.

1/3 mehr Unternehmensinsolvenzen bis 2021.
Trotz der öffentlichen Unterstützungsmaßnahmen wird der bereits im letzten Coface Länder- und Branchenrisikobewertung (Q1 2020) hervorgehobene Anstieg der Unternehmensinsolvenzen wahrscheinlich alle wichtigen entwickelten Volkswirtschaften betreffen: Vereinigte Staaten (+43%), Vereinigtes Königreich (+37%), Japan (+24%), Frankreich (+21%) und Deutschland (+12%). Viele aufstrebende Volkswirtschaften (+44% in Brasilien, +50% in der Türkei) werden jedoch auch von den wirtschaftlichen Folgen der Abriegelungsmaßnahmen betroffen sein, ebenso wie vom Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismus, von den Überweisungen der im Ausland lebenden Arbeitnehmer und von den Einnahmen aus der Ausbeutung von Rohstoffen, deren Preise gefallen sind.

Die Konjunkturentwicklung in einzelnen ausgewählten Ländern: Frankreich (2020: -11,6%; 2021: 9,7%), Italien (2020: -13,6%; 2021: 8,9%), UK (2020: -13,4%; 2021: 9,5%), den USA (2020: -5,6%; 2021: 3,3%), Brasilien (2020: -6,5%; 2021: 2,8%), China (2020: 1,0%; 2021: 7,5%), Indien (2020: 1,5%; 2021: 6,5%).


Coface: for trade – Gemeinsam Geschäfte entwickeln.
Mit 70 Jahren Erfahrung und dem dichtesten internationalen Netzwerk ist Coface ein bedeutender Kreditversicherer, Partner im Risikomanagement von Unternehmen und in der globalen Wirtschaft. Mit dem Anspruch, der agilste Kreditversicherer weltweit zu werden, unterstützt Coface 50.000 Kunden dabei, Geschäfte aufzubauen und dynamisch zu entwickeln. Die Produkte und Dienstleistungen schützen Unternehmen im nationalen und internationalen Business und helfen ihnen, Kreditentscheidungen zu treffen. 2019 hatte Coface rund 4.250 Mitarbeiter in 100 Ländern und erzielte einen Umsatz von 1,481 Mrd. Euro.

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