Containerschifffahrt droht chronische Überkapazität
„Transportmanagement 2025: Worauf müssen wir uns einstellen?“ Das war das Thema beim vorwöchigen „Powerday Transportmanagement“ des Vereins Netzwerk Logistik (VNL) in Linz. Im Fokus der Veranstaltung standen die konjunkturellen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Warenströme in den Segmenten der Straße, Bahn, See- und Luftfracht.
In seinem Marktausblick zur Seefracht bezifferte Alexander Till (Hafen Hamburg Repräsentant) die derzeitige Kapazität in der weltweiten Containerschifffahrt mit 31 Mio. TEU. Weitere 8 Mio. TEU an Schiffsraum würden in den nächsten vier Jahren hinzukommen. Es entstünden dadurch fast 30 Prozent zusätzliche Kapazitäten.
„Wenn der weltweite Handel nicht im selben Maße wächst, und davon gehe ich derzeit aus, führt dies zu einer chronischen Überkapazität, und dadurch kommen die Raten unter Druck. Allerdings haben wir auch gelernt, dass die Reedereien bei Krisen oder kriegerischen Auseinandersetzungen die Raten sehr schnell sehr hoch werden lassen. Dies hat in den Jahren der Corona Pandemie dazu geführt, dass der Ebit der größten Reedereien bei etwa 20 Mrd. Euro/Jahr gelegen hat“, erläuterte Alexander Till.
Die Seereedereien hätten sich während der Corona-Krise finanziell gestärkt und ihre Marktposition gefestigt. Dennoch entstünden durch das dominante Raten- und Strategiediktat langfristig Chancen für Nischenanbieter, wie das Beispiel Tailwind Shipping zeige.
VNL-Obmann Stellvertreter Kurt Leidinger: „Das Kapazitätsmanagement hat für Verkehrsträger wie Lkw-Flottenbetreiber, Containerreedereien und Airlines in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Zeiten von ‚Frachtsonderangeboten‘ aufgrund von Überkapazitäten sind vorbei – eine Entwicklung, die essenziell ist, um Investitionen in nachhaltige Frachtkapazitäten zu sichern.“
Besonders die ökologisch favorisierten Verkehrsträger, Bahn und Binnenschifffahrt, stünden jedoch vor großen Herausforderungen. Während die Bahn durch dringend notwendige Sanierungsarbeiten im deutschen Streckennetz erheblich beeinträchtigt werde, was den gesamten europäischen Bahnfrachtverkehr belastet, kämpfe die Binnenschifffahrt mit einer veralteten Flotte.
Bernhard Schmaldienst (Senior Director Transport Management, Transporeon) zeigte die Marktentwicklung im Straßengüterverkehr auf, „Unser Trendszenario geht von einer kleinen Zunahme des Wirtschaftswachstums aus. Kapazitätsengpässe und Fahrermangel werden voraussichtlich noch ausgeprägter, während technologische Fortschritte in der Automatisierung und KI die Effizienz steigern werden. In unserer Prognose kommt es Rahmenbedingungen zu leicht steigenden Transportkosten.“
Quelle: OEVZ