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Deindustrialisierung gefährdet Klimaneutralität

Green-Deal-Lösungen der chemischen Industrie brauchen leistbare Energie.

Die Verzehnfachung der Erdgas-Börsenpreise im vergangenen Jahr sowie die damit einhergehenden Steigerungen des Strompreises machen es europäischen Chemieunternehmen aktuell schwer, im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Bei der gestrigen Veranstaltung des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) „Energizing Chemistry – Transformation trifft Krise“ präsentierten führende österreichische Unternehmen aus der chemischen Industrie ihre Lösungsansätze zur Dekarbonisierung und Abfederung der Energiekrise.

Ohne Chemie keine Klimaneutralität
Die Prozesse der chemischen Industrie sind vor allem im Bereich der Grundchemikalien sehr energieintensiv. Erdgas stellt dabei einen wichtigen Energieträger und Rohstoff für diesen Industriesektor dar. Es wird für eine Vielzahl von Materialien und Stoffen benötigt, die man für die Herstellung von systemrelevanten Produkten wie Medikamente, Desinfektionsmittel oder Düngemittel braucht. Außerdem ist die chemische Industrie auch wichtiger Zulieferer für alle anderen Industriesektoren: 96 Prozent der in der EU hergestellten Waren benötigen Vorprodukte aus der Chemie. Auch die Energiewende hängt davon ab, ob Spezialkunststoffe und High-Tech-Beschichtungen für Windräder und Solarpaneele produziert werden können.

Forderung nach Bürokratieabbau und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren
„Um die Transformation trotz Energiekrise voranzutreiben, braucht die chemische Industrie die richtigen Rahmenbedingungen“, bringt Hubert Culik, Obmann des FCIO, die Forderungen seiner Branche auf den Punkt. „Es kann nicht sein, dass die Genehmigung einer PV-Anlage zwei Jahre in Anspruch nimmt. Hier sind ein Bürokratieabbau und eine Beschleunigung dringend notwendig.“ Hier bringt die heute im Nationalrat beschlossene UVP-Novelle hoffentlich Verbesserungen.

Zahlreiche Schritte zur Dekarbonisierung der chemischen Industrie bereits erfolgt
Die Veranstaltung verdeutlichte, dass Unternehmen bereits seit Jahren verstärkt in PV-Anlagen investieren. Die Branche setzt auch zunehmend biobasierte Rohstoffe und Brennstoffe ein. Zudem ist Kreislaufwirtschaft ein erfolgreicher Weg zur Dekarbonisierung, der auch abseits der Kunststoffe schon vielfach beschritten wird. Weiters werden Carbon Capture and Utilization und grüner Wasserstoff als entscheidende Zukunftstechnologien für die Transformation der Branche gesehen.

Wettbewerbsfähigkeit durch Energiepreis gefährdet
„Die grüne Transformation hängt entscheidend von in Europa produzierten Rohstoffen ab, weshalb eine Deindustrialisierung dringend verhindert werden muss“, warnt Culik und weist gleichzeitig darauf hin, dass die Branche für ihre eigene Transformation ausreichende Mengen an leistbaren Grünstrom benötigt. „Kluge Köpfe reichen nicht allein als Wettbewerbsvorteil. Wenn wir in Europa am Weg zur Klimaneutralität trotzdem im Konkurrenzkampf mit anderen Kontinenten bestehen und eine Abwanderung der Industrie verhindern wollen, müssen die Energiekosten gesenkt und die Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie drastisch erhöht werden“.

Über den FCIO:
Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Die etwa 230 Mitgliedsunternehmen produzieren in unterschiedlichen Sektoren zB Pharmazeutika, Kunststoffe und Kunststoffwaren, Fasern, Lacke, Düngemittel oder auch organische und anorganische Chemikalien. Die etwa 48.000 Beschäftigten der Branche stellten 2021 Waren im Wert von über 18 Milliarden Euro her. Der FCIO setzt sich für einen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen und attraktiven Chemiestandort Österreich mit einem forschungs- und technologiefreundlichen Umfeld ein, in dem die chemische Industrie mit ihrer Innovationskraft Lösungen für die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln und liefern kann. www.fcio.at

Rückfragen & Kontakt:
FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
Dorothea Pritz
+43(0)5 90 900-3364
pritz@fcio.at
www.fcio.at

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