Erzwungener Wechsel der Antriebstechnologie schafft Mobilitäts-Armut

Zahlen zeigen eindeutig: Mit Elektromobilität alleine sind Klimaziele nicht zu schaffen.

Derzeit sind in Österreich rund 5,2 Millionen Pkw zugelassen, deren CO2-Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduziert werden müssen. Will man dieses Klimaziel ausschließlich mit Elektro-Mobilität erreichen, müssten also in weniger als acht Jahren ca. 2,5 Millionen E-Autos auf der Straße sein. „Bei derzeit etwa 220.000 Pkw-Neuanmeldungen pro Jahr, davon aktuell nur rund 18 Prozent batterieelektrisch, kann sich das nicht ausgehen. Vielmehr werden 2030 voraussichtlich noch immer mindestens vier Millionen Diesel- und Benzin-Autos unterwegs sein“, stellt Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, klar. Es ist also bereits heute absehbar, dass Österreich die Klimaziele im Verkehr mit einer Elektro-only-Strategie klar verfehlen wird. Wiesinger: „Hält die Politik – wovon auszugehen ist – an den Klimazielen fest, bleibt ihr also nur eine Möglichkeit, Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu vermeiden: Sie muss etwa ein Drittel der Autofahrer:innen durch drastische Kosten-Erhöhungen, beispielsweise mit Spritpreisen von 4 bis 5 Euro pro Liter, dazu bringen, ihr Fahrzeug stehen zu lassen.“

Öffentlicher Verkehr kann Mobilitätslücke kurzfristig nicht füllen

Mobilitätsbedürfnisse, die nicht mehr mit dem Auto gedeckt werden können, sollten nach Meinung vieler Expert:innen in der Folge hauptsächlich durch den öffentlichen Verkehr aufgefangen werden. Gemessen in Personenkilometern erbringt der gesamte ÖV in Österreich derzeit etwa 20 Prozent der Transportleistung – mit einem deutlichen Stadt-Land Gefälle. Über 70 Prozent der Personenkilometer entfallen auf das Auto. „Damit diejenigen, die sich massiv erhöhte Spritpreise nicht leisten können, weiterhin mobil bleiben, müsste der ÖV seine Personen-Transportleistung bis 2030 mehr als verdoppeln“, hält Wiesinger fest.

Selbst bei einem deutlichen Ausbau des ÖV-Angebotes, den der ÖAMTC ausdrücklich begrüßt, ist eine Verdoppelung der Kapazitäten nicht zu stemmen. Die Folge: Ein beträchtlicher Teil der Menschen, die ihr Auto aufgrund gestiegener Kosten aufgeben müssen, muss auf Mobilität verzichten. Wiesinger: „Wer nur mehr eingeschränkt mobil sein kann, verliert an Möglichkeiten im beruflichen und sozialen Umfeld. Mobilitäts-Armut bedeutet einen Verlust an Chancen – insbesondere am Land.“

Leistbare Mobilität nur durch E-Mobilität UND alternative Kraftstoffe möglich

Die Vorschläge des ÖAMTC zur Erreichung der Klimaziele bei gleichzeitiger Erhaltung von Mobilität und deren Leistbarkeit liegen auf dem Tisch. Zusätzlich zur E-Mobilität, die der Club mittels eigener Lade-Produkte, verschiedener Dienstleistungen und mit Service-Angeboten wie dem ÖAMTC Ladekompass, dem ersten Online-Tarifvergleichsrechner für E-Ladetarife, nach Kräften forciert, braucht es Lösungen zur CO2-Reduktion der Bestandsflotte. „Kurz- und mittelfristig muss die Beimengung biogener Anteile zu fossilen Kraftstoffen erhöht werden, langfristig bieten sich nachhaltig hergestellte E-Fuels als Lösung an. Flankiert werden muss dieser technologieoffene Zugang mit einem Ausbau des ÖV, neuen Angeboten wie Anruf-Sammeltaxis – aber auch einem Ausbau des Radverkehrs. Nur eine solche Kombination an Maßnahmen schützt das Klima und verhindert Mobilitäts-Armut“, hält Wiesinger abschließend fest.

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