EXCHAiNGE „Management 4.0 – New Work & Digital Business“

Kosten-, Zeit- und Wettbewerbsvorteile generieren – gar nicht so leicht inmitten des Digitalisierungsdschungels. Dienstleister preisen ihre Tools. Berater überbieten sich mit Buzzwords. An Theorien und Szenarien ist kein Mangel. Wirklich angesagt sind aber praktische Beispiele. Wie kann „der Mensch“ die Fäden in der Hand behalten? Wie schafft man den richtigen Nährboden für die Saat?

Redaktion: Sabine Ursel.

Der Supply-Chain-Event EXCHAiNGE steht für Inspiration, Ideen und jede Menge Aha-Erlebnisse. Hier wird nicht abstrahiert, sondern Tacheles geredet. Rund 250 Teilnehmer werden „benchmarken“. Meint: von tatsächlichen Erfolgen ebenso lernen wie aus Fehlern. Termin: 26/ 27. November, Messe Frankfurt.

Die EXCHAiNGE muss sich nicht mehr beweisen. Sie ist bereits im „verflixt guten siebten Jahr“ und längst das bewährte Austauschforum zum Themenkomplex. Verantwortlich ist die EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH (München), die in interaktiven Formaten zur Reflexion neuer Ideen und Entwicklungen in der Supply Chain aufruft. Rund 250 Experten und andere Wissbegierige aus SCM, Logistik, Einkauf und Wissenschaft diskutieren über die relevanten Bausteine einer robusten Supply Chain, über Technologie, Innovation, Kollaboration, Nachhaltigkeit, Kultur und Mindsets. Die Kooperation des SCM-Gipfels mit der thematisch nahen interaktiven Plattform Hypermotion (26.-28.11.2019, Messe Frankfurt) erweitert den Horizont der Teilnehmer in Richtung Mobilität, Verkehr, Logistik und digitale Infrastruktur.

Dr. Petra Seebauer, EUROEXPO-Geschäftsführerin und EXCHAiNGE-Initiatorin, hat ein Event Design geschaffen, das alle Teilnehmer einbezieht und nach eindeutigen Aussagen strebt. Hier wird nicht bloß plakativ von der Bühne herab referiert. Theorie, Thesen, erhobener Zeigefinger, vermeintlicher Big Success – und tschüss … Diese Art Vorträge sind auf der EXCHAiNGE nicht erwünscht. Es geht nämlich auch anders! Erfahrene Impulsgeber leiten mit Statements ein Thema ein. Sie fühlen Rednern auf den Zahn und führen durch – hoffentlich wieder einmal – kontroverse Diskussionen. Und kontrovers soll es ja zugehen, denn es gibt schließlich noch keine fertigen Erfolgsrezepte.

Jedes Unternehmen bewegt sich in unterschiedlichen Rahmenbedingungen und legt sein ganz eigenes Tempo vor. Der eine zaudert, der andere schnellt ohne Rücksicht auf Verluste vor. Dass beide „Strategien“ suboptimal sind, dürfte jedem neutralen Betrachter klar sein. Für jede Wahl der „Methode“ gibt es Gründe. Fakt ist aber: Ein stockender Fortschritt beruht zumeist auf der „menschlichen Natur“, auf kulturellen Faktoren, über die viele Geschäftsleitungen allzu gerne schnell hinweg gehen. Und auch wer meint, Digitalisierung als reines IT-Thema abhandeln zu können, manövriert sein Unternehmen unweigerlich in die Sackgasse. Hier gilt es konsequent, aber sensibel vorzugehen. Kein Wunder also, dass der EXCHAiNGE-Session New Work – Kultur & Mindsets (27.11.2019) auch im November 2019 wieder besondere Bedeutung zukommt.

Was (er-)schafft die moderne Führungskraft von heute?
New Work: alter Wein in neuen Schläuchen? „Nein! New Work muss nichts komplett Neues sein. Man hat nur endlich erkannt, dass Menschen durch Vertrauen und Offenheit geführt werden möchten“, sagt EXCHAiNGE-Speakerin Kerstin Gliniorz (Director Supply Chain Strategy EMEAI bei der ADM Europe GmbH & Co. KG; Eppelheim/Heidelberg). Grundvoraussetzung für echte Erfolge seien professionelle Programme, „die auch wirklich alle durchlaufen“. Wichtig sei, dass die Verantwortlichen nichts aussäßen oder gar meinten, man habe bereits ein „prima Klima“ geschaffen. „Firmen, die Change zögerlich oder gar nicht anpacken, sind für gute Bewerber nicht attraktiv. Mit Geld alleine hält man auf Dauer keine Top-Kräfte. Vertrauensbildung ist eine Never Ending Story“, so Kerstin Gliniorz.

Und lässt sich eine neue Kultur auf rund 20.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern übertragen? Das wird Michael Rendsburg (Chief Operating Officer FRS, Group Division Paper, J.M. Voith SE & Co. KG; Heidenheim) auf der EXCHAiNGE beleuchten. Eine neue Arbeitsweise innerhalb einer Organisation zu etablieren, die sich mit regionalen Kompetenzen dem globalen Wettbewerb stellt, sei – ganz klar – „eine riesige Herausforderung“. Seine Erfahrung: „Um hier erfolgreich zu sein, muss man verstehen lernen, wie die jeweilige lokale Organisation aktuell tickt. Dazu gehört auch, genau zu beobachten, welche Personen den größten Einfluss bei Entscheidungen jeglicher Art haben.“ Ebenso wichtig seien die formalen Abläufe: Wie werden Entscheidungen getroffen und umgesetzt? Jede Kultur habe andere Bedürfnisse, ihre eigene Vorgehensweise und eine eigenständige Vorstellung von New Work. Alle Kulturen hätten jedoch eines gemeinsam: „Sie möchte bei dem Prozess mitwirken und ihr Umfeld selbst gestalten. Als charaktergebende Führungskräfte sind wir gefordert: Leitplanken werden gemeinsam erarbeitet. Diese unterscheiden sich aber aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen zum Teil deutlich“, so Rendsburg.

Was macht Kollaborationen stabil und erfolgreich?
Mittlerweile gibt es eine Reihe interessanter Hubs, Acceleratoren, Inkubatoren und Spin-offs, die als Benchmark dienen können. Diese EXCHAiNGE-Session benennt Treiber und Hemmnisse beim Einsatz von Digitalisierungstechnologien und arbeitet heraus, wie sich Kooperations- sowie Kollaborationsformen bilden. Motto: kontrollierte Beschleunigung.

Blockchain vs. echte Lösungen?
Klartext im Buzzword-Dschungel. In einer Businessumgebung, die durch Misstrauen, Macht durch Informationseliten und enge Entscheidungsvorgaben geprägt ist, steckt jede Menge Zündstoff. Erfolgskritische Faktoren: heterogene Netzwerkpartner, zu teilende Informationen, Entwicklung gemeinsamer Standards und Datenstrukturen, Transparenz, technische Lösungen, Nutzeneffekte. Diese Session analysiert erste erfolgreiche Anwendungsfälle.

Verantwortungswechsel für eine neue First und Last Mile?
Klimawandel, CSR und Compliance, Lieferketten-Interdependenzen im Zusammenspiel mit ökonomischen Aspekten: Selbst unter Vorreitern in der Beschaffung hat nur ein Bruchteil der Unternehmen volle Transparenz in ihrer Lieferkette. Wer nur seine direkten Lieferanten kennt, betreibt kein effektives Risikomanagement. Die Session nennt Anforderungen an IT-Lösungen, die eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Lieferanten und Vorlieferanten forcieren.

Awards 2019: Ausgezeichnete Unternehmenslösungen!
Traditionelles Highlight der EXCHAiNGE ist der Wettbewerb um die besten Unternehmenslösungen. Am 26. November präsentieren die Finalisten des Supply Chain Management Awards ihre Konzepte: Bosch, Continental, Lufthansa Technik Logistik Services und Nokia. In der letzten Runde kämpfen zudem Magazino, Metrilus, parcelLab und shipcloud um den Smart Solution Award 2019. Das Besondere: Die Teilnehmer der EXCHAiNGE voten anhand der Präsentation für ihre Favoriten. Das Ergebnis fließt in die Jury-Wertung ein. Die Preisverleihung erfolgt dann am 27. November im Rahmen der Award Night. Die Frage ist also: Wer wird würdiger Nachfolger des weltweit operierenden Baustoffherstellers CEMEX (Rüdersdorf bei Berlin) und der Frachtplattform InstaFreight (Berlin)?

Fazit:
Es ist dringend an der Zeit, Erfahrungen zu sammeln, aus Fehler zu lernen und neue Partner ins Boot zu holen – interne und externe. „Veranstaltungen zu besuchen ist eine Maßnahme; Handlungsanleitungen aufzugreifen und umzusetzen, ist der nächste Schritt“, meint Impulsgeber Dr. Volker Hillebrand (Partner, De Causmaecker GmbH, Frankfurt) zu Recht. Weitere gezielte Impulse setzen Bettina Bohlmann (Managing Partner, 3p procurement branding GmbH, Düsseldorf), Dr. Kerstin Höfle (Head of Technology Management, Körber Logistics Systems GmbH, Bad Nauheim), Klaus Krumme (wissenschaftlicher Geschäftsführer, Joint Center Urban Systems (JUS) der Universität Duisburg-Essen; Essen) sowie Andrea Walbert (Geschäftsführerin, PMI Production Management Institute, Planegg), die mit Teilnehmern verschiedene taktische und strategische Supply-Chain-Entscheidungen für die virtuelle Fruchtsaftfirma „The Fresh Connection“ durchspielt – eine höchst spannende Angelegenheit! Also: Tauschen Sie sich über Hemmnisse, aber vor allem über belastbare (!) Best Practice aus. Checken Sie Modelle hinsichtlich ihrer Belastbarkeit und Übertragbarkeit. Die EXCHAiNGE sollte man auf gar keinen Fall verpassen. (SU)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 4/2019

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