Exporteure und Logistiker warnen vor Zoll-Desaster
Am 15. Februar 2025 will das Finanzministerium das EU-weit einheitliche Zollsystem AES freischalten. Diese neue Software stößt aber bei führenden österreichischen Export- und Logistikunternehmen, wie Bosch, cargo-partner oder Gebrüder Weiss, auf massive Kritik.
Sie und viele andere warnen vor bevorstehenden und bleibenden Schäden für die heimische Wirtschaft. Es drohe Chaos bei der Zollabfertigung und damit bei der Aus- und Einfuhr von Waren.
Obwohl Österreich über ein hervorragendes Zollsystem namens „e-Zoll“ verfügt, für das man von vielen Ländern beneidet wird, haben politisch Verantwortliche entschieden, zur Umsetzung der EU-Verordnung 952/2013 aus dem Jahr 2013 eine neue Software entwickeln zu lassen. Das hat dazu geführt, dass Österreich mittlerweile absolut ins Hintertreffen geraten ist.
Ein ursprünglich gemeinsam mit Belgien entwickeltes System hat nicht funktioniert und wurde 2022 eingestellt. Danach wurde, trotz Warnungen aus der Wirtschaft, auf Netcompany gesetzt. Rasch hat sich herausgestellt, dass auch dieses System bei weitem noch nicht einsatzfähig ist.
Die betroffenen Unternehmen fordern, dass das neue Zollsystem erst Mitte 2025 eingeführt werden soll. „Wir müssen im Falle des Falles das gesamte Exportaufkommen über einen anderen Mitgliedsstaat, in diesem Falle Deutschland, abwickeln“, warnt Beatrix Grobbauer, Head of Customs & Foreign-Tade bei der Robert Bosch AG.
Karl Hannl, Referent Zoll im Zentralverband Spedition & Logistik (ZV), hat sowohl Kollegen in der Logistik als auch Kunden der Logistikunternehmen interviewt. Dabei waren zwei Kernaussagen wiederkehrend:
- Werden die Wirtschaftsbeteiligten gezwungen, AES mit 15. Februar 2025 zu starten, ist der Mitarbeiterstab an Fachpersonal zu verdoppeln. Diese Fachkräfte sind nicht vorhanden. Selbst wenn sie vorhanden wären, müsste man sich nach erfolgreicher Implementierung der Software von diesen Mitarbeitern wieder verabschieden.
- Eine nicht funktionsfähige Software führt zu Fallback-Abwicklungen, die die Supply Chain nachhaltig stören. Verzögerungen des Warenversands um mehr als 48 Stunden seien die logische Konsequenz.
Quelle: OEVZ