Firmeninterne Seminare bieten zielgerichtete Ausbildung und helfen Kosten sparen


Lieber Massarbeit als Standard-Ausbildung

Bei der Ausbildung ihrer Mitarbeiter bevorzugen viele Unternehmen heute Klasse statt Masse. Telekom, VA Tech und Voest gönnen sich einen mass-geschneiderten MBA.

Mit Katalog-Shopping hat Matthias Würth so seine Probleme: Wann habe ich Zeit für ein Seminar? Im Oktober? Welche Themen werden da zufällig angeboten? Der Leiter der PEF-Consulting winkt ab. „Der Trend geht ganz klar in Richtung firmeninterne Seminare. Die sind spezifisch auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten.“

Mit der OMV und dem Verbund hat die PEF Consulting zwei lukrative Aufträge an Land gezogen. Für die OMV werden etwa 1000 Trainingstage pro Jahr abgewickelt. „Das sind selten Breitband-Programme. Vieles wird auf bestimmte Zielgruppen wie Nachwuchsführungskräfte zugeschnitten“, sagt Würth.

Nicht alles schulbar

Die PEF befindet sich in guter Gesellschaft: Immer mehr internationale Business Schools angeln sich den Grossteil der Schulungsbudgets von Unternehmen. 42 Prozent des Umsatzes von IMD in Lausanne kommt aus unternehmensspezifischen Programmen für Kunden wie BMW, DaimlerChrysler oder Siemens. Konkurrent Insead in Fontainebleau organisiert 240 Programme für 101 Unternehmen.

Die Kunden lassen sich das einiges kosten. Für ein massgeschneidertes Programm kassiert etwa die IESE Business School in Barcelona 32.000 Euro pro Kurstag, unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiter. „Die Zukunft liegt in den massgeschneiderten Programmen“, prophezeit Programmbetreuerin Tricia Kullis. Der Automotive-Riese Visteon gehört zu ihren Stammkunden. „Unsere Manager aus verschiedenen Regionen der Welt können miteinander netzwerken“, sagt John Harju, der für das Ausbildungsprogramm bei Visteon verantwortlich ist.

Würth rät davon ab, bei der Ausbildung der Mitarbeiter nur auf eine Karte zu setzen. „Das macht keinen Sinn. Es gibt Themen, die sind vollkommen unbrauchbar, um sie intern zu schulen. Hinzu kommt, dass der Netzwerk-Charakter geringer ist, da die Mitarbeiter alle aus einem Unternehmen sind.“ Er warnt zudem davor, alle Mitarbeiter zwangsverpflichtend mit den massgeschneiderten Schulungsmassnahmen zu beglücken. „Es kommt nicht günstiger, wenn das Programm mit Mitarbeitern belegt wird, die keinen Schulungsbedarf haben.“

International hoch im Kurs stehen auch massgeschneiderte MBA-Programme. Würth sieht dafür am heimischen Markt aber keinen Bedarf: „Die österreichischen MBA-Anbieter sind zu jung. Ausserdem ist das nicht finanzierbar. Wenn, dann wollen die Unternehmen eine Marke haben.“ Und die muss teuer bezahlt werden. Für einen Corporate-MBA der britischen Business School Ashridge müssen im Schnitt 600.000 Euro hingeblättert werden – Reisekosten und Arbeitsausfall nicht inkludiert.

Wie es funktionieren kann, zeigt eine Initiative von Telekom, VA Tech und Voestalpine. Diese Firmen haben sich von Limak ein Executive MBA-Programm zusammenstellen lassen, das derzeit bereits der zweite Schwung an Managern absolviert. Jetzt soll auch Mobilkom dazustossen. Die Unternehmen zahlen pro Teilnehmer 40.000 Euro. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Telekom-Sprecherin Eveline Hager. Auch die OMV wollte mitmachen, ist aber ausgestiegen. „Die Anforderungen der Unternehmen waren zu unterschiedlich“, erklärt Personalmanagerin Lotte Dottolo.

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