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Gemischte Bilanz nach drei Wochen Lockdown-Ende: Umsätze im Handel weiterhin gut, aber rückläufig

Einkaufsstraßen profitierten von milden Temperaturen am Freitag, Shoppingcenter mit Kundenfrequenz am Samstag zufrieden. Händler rechnen im März mit 200 Mio. Euro Verlust pro Woche.

Seit 8. Februar hat der stationäre Handel seine Geschäfte wieder für Kundinnen und Kunden geöffnet. Die Bilanz der österreichischen Händler fällt 18 Einkaufstage nach dem Ende des dritten harten Lockdowns gemischt aus. Reges Shoppingtreiben herrschte auch in dieser Woche vor allem in den Ballungszentren. So profitierten etwa die Innenstädte und Einkaufsstraßen in Wien, Graz und Linz von den milden Temperaturen unter der Woche. Der Temperatursturz am heutigen Einkaufssamstag kam hingegen insbesondere den größeren Shoppingcentern zugute.

Frühlingshafte Temperaturen lassen Nachfrage nach Wintersortiment schwächeln.
„Der heutige Samstag hat im Handel einen passablen Schlusspunkt unter die dritte Einkaufswoche nach dem Ende des harten Lockdowns gebracht. In den Shopppingcentern war unter der Woche wenig los, dafür heute volles Haus. In den Einkaufsstraßen hatten wir unter der Woche mehr Frequenz, wobei viele Kundinnen und Kunden nur flanierten und keine gezielten Käufe getätigt haben. Aufgrund wegfallender Einmaleffekte und der temperaturbedingt gesunkenen Nachfrage nach Winterwaren liegen die Umsätze deutlich hinter jenen der Vorwochen. Kein Wunder, bei Temperaturen über 20 Grad kauft man eher eine Badehose als ein Snowboard“, bilanziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Möbel-, Elektro- und Schuhhandel weiterhin stark, Bilanz in Tourismus-Hochburgen desaströs.
Über eine hohe Nachfrage durften sich in dieser Woche die Möbel-, Elektro- und Schuhhändler freuen. Überdurchschnittlich starken Kundenandrang verzeichneten auch die Mode- und Sportartikelhändler – allerdings nur jene in den A-Lagen und abseits der großen Tourismusregionen.

„Leider bleiben die Verkaufszahlen in den Wintertourismus-Hochburgen desaströs. Die großen heimischen Skigebiete haben weiterhin mit den fehlenden Gästen sowohl aus Österreich als auch aus anderen Ländern zu kämpfen. Die Folge sind vielerorts Umsatzausfälle von mehr als 90 Prozent“, bestätigt Will.

Sicherheit geht vor! Strenge Hygieneregeln werden eingehalten.
Erfreulich fällt drei Wochen nach der Wiedereröffnung die Bilanz in puncto Sicherheit beim Einkaufen aus. Die Praxis zeigt, der Handel war und ist kein Corona-Infektionsherd. Die strengen Hygienemaßnahmen und Sicherheitsauflagen werden von allen Geschäften eingehalten, etwa die 20-Quadratmeter-pro-Kunde-Regelung. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten halten den Mindestabstand von 2 Metern vorbildlich ein und tragen beim Einkauf immer eine FFP2-Maske.

Überdies ist auch das Infektionsrisiko bei der Arbeit im Einzelhandel nicht erhöht, im Gegenteil. Laut einer Befragung von Einzelhandelsunternehmen durch die deutsche Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik (BGHW) und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind zwischen Mitte März und Ende Oktober 2020 im deutschen Einzelhandel etwa 0,6 Prozent der Beschäftigten am Coronavirus erkrankt. Demgegenüber haben sich laut BGHW im gleichen Zeitraum etwa 0,8 Prozent der Allgemeinbevölkerung infiziert. Somit liege der Anteil der erkrankten Beschäftigten im Einzelhandel sogar unter dem Mittel der entsprechenden Altersgruppe in der Allgemeinbevölkerung. 

Handel rechnet im März mit Verlusten von 200 Millionen Euro pro Woche im „Lockdown light“.
Abzuwarten bleibt weiterhin, ob es in Österreich in den kommenden Wochen zu weiteren Lockerungen etwa für die seit Monaten geschlossene Gastronomie und Hotellerie kommen wird. Beide Branchen sind bedeutende Frequenzbringen für den Einzelhandel und gleichzeitig wichtige Kunden für den Großhandel.

„Bis zur Öffnung der heimischen Hotels und Gastro-Betriebe rechnen wir mit wöchentlichen Verlusten von mindestens 200 Millionen Euro“, so Rainer Will, Sprecher der österreichischen Händler.

AID-Modell: Corona-Masterplan des HV soll „Leben und Wirtschaften mit dem Virus“ ermöglichen.
Der Handelsverband hatte bereits zum Jahreswechsel das Motto für 2021 mit „Leben und Wirtschaften mit dem Virus“ ausgegeben, um durch Branchendifferenzierung Kollateralschäden einzudämmen. Neben der Arbeitsplatzsicherheit sind hier auch soziale und psychologische Faktoren zu nennen. Die staatlichen Hilfen federn zwar das Schlimmste ab, jetzt braucht es aber auch Planungssicherheit und damit eine Strategie für den Weg in die Zukunft.

Daher hat der Handelsverband das AID-Modell ausgearbeitet – einen umfassenden Corona-Masterplan mit folgenden 3 Schwerpunkten:

  • Arbeitsplätze retten, Arbeitsplätze sichern & Arbeitsplätze schaffen
    (inkl. Covid-Arbeitsplatzsicherungs-Prämie & Covid-Arbeitsplatzsschaffungs-Prämie)
  • Insolvenzen verhindern, Eigenkapital stärken & Investitionsanreize setzen
    (inkl. präventive Restrukturierungsmaßnahmen vor der Insolvenz)
  • Digitalisierung vorantreiben & digitales Fair Play schaffen
    (inkl. Besteuerung digitaler Giganten ohne Betriebsstätte in Österreich)

Mehr dazu HIER


Mag. Gerald Kühberger, MA
Pressesprecher
Handelsverband
Alser Straße 45
1080 Wien
T +43 (1) 406 22 36 – 77
gerald.kuehberger@handelsverband.at
www.handelsverband.at

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