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Hafen Rotterdam: Wachstum beim Containerumschlag kann Rückgang in anderen Sektoren nicht kompensieren

Der Hafen von Rotterdam hat im ersten Halbjahr 2018 einen Umschlag von 232,8 Millionen Tonnen realisiert. Das ist 2,2 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2017. Das Wachstum des Containerumschlags, einer der strategischen Schwerpunkte des Hafenbetriebs, stieg um 5,9 Prozent (in Tonnen, +6,2 Prozent in TEU) im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2017. Eingeschlossen ist dabei ein neuer Umschlagrekord im Monat Mai.

Das Wachstum des Containerumschlags konnte jedoch den Rückgang beim Umschlag von nassen und trockenen Massengütern nicht ausgleichen. Der Rückgang bei den Massengütern ist hauptsächlich auf den Umschlag von Kohle, Rohöl und Mineralölprodukten wie Heizöl zurückzuführen. Der Kohleumschlag sank unter anderem durch die Schließung von Kohlekraftwerken, die abnehmende Energieerzeugung aus noch in Betrieb befindlichen Kraftwerken, sowie durch die geringere Versorgung der Stahlindustrie mit Kokskohle. Auffällige Wachstumssegmente waren LNG und Biomasse, die sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt haben.

Die Finanzlage des Hafenbetriebs war im ersten Halbjahr 2018 stabil. Während die vereinnahmten Seehafengebühren leicht zurückgingen, stiegen die Miet- und Pachteinnahmen der ausgegebenen Flächen leicht an. Das Ergebnis vor Steuern blieb mit 126,1 Millionen Euro nahezu unverändert.

Das Nettoergebnis wurde jedoch durch einen einmaligen Ertrag aus der steuerlichen Eröffnungsbilanz, der wiederum aus der Steuerschuld des Hafenbetriebs resultierte, stark verzerrt. Das einmalige positive Ergebnis ist rein buchhalterisch und eine direkte Folge der Anwendung von Gesetzen und Verordnungen. Der Hafenbetrieb erhält dadurch keine zusätzlichen Barmittel und keinen zusätzlichen Ausgabenspielraum. Im Gegenteil: Wo der Hafenbetrieb bisher keine Körperschaftsteuer zahlen musste, muss dies rückwirkend ab 2017 geschehen. Das einmalige positive Ergebnis auf „Papier“ bedeutet nur, dass der Hafenbetrieb künftig vorübergehend weniger Steuern zahlen muss.

Energiewende.
Im Bereich der Energiewende wurden in den letzten sechs Monaten wichtige Fortschritte erzielt. So wurde beispielsweise im niederländischen Parlament ein Klimagesetz verabschiedet. Um die darin formulierten Ziele zu erreichen, wurden für das Rotterdam-Moerdijk-Industriegebiet mehrere Maßnahmen bestimmt, die den CO2-Ausstoß um zehn Millionen Tonnen reduzieren könnten. Der Hafenbetrieb nimmt seine Verantwortung nicht ausschließlich auf nationaler Ebene wahr, um einen Beitrag zur notwendigen Energiewende zu leisten. Auch international sucht der Hafenbetrieb Rotterdam die Zusammenarbeit mit anderen Häfen, die in Sachen Nachhaltigkeit und Effizienz führend sein möchten. So arbeitet der Hafenbetrieb, in Anlehnung an die Empfehlungen des Berichts Wuppertal 2 mit führenden Häfen der Welt an der Entwicklung eines gemeinsamen Programms zur Effizienzsteigerung, um den Ausstoß von CO2 zu verringern und den Einsatz von sauberen Kraftstoffen und sauberen Techniken in der Schifffahrt zu fördern.

Perspektiven.
Die Weltwirtschaft profitiert vom Freihandel und von Maßnahmen zur Förderung des freien Handels. Importzölle und Handelsquoten behindern den Welthandel und sind daher schlecht für die Weltwirtschaft. Die Beziehungen zwischen den großen Handelsregionen der Welt sind derzeit angespannt. Zudem ist ungewiss, ob die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich zu einem neuen Handelsabkommen nach dem Brexit führen werden. Beide Entwicklungen tragen dazu bei, dass die Perspektiven für weiteres Wachstum im Welthandel unsicher geworden sind. Die Volumenbewegungen im Hafen von Rotterdam scheinen vorerst nicht das Ergebnis der jüngsten handelsbeschränkenden Maßnahmen zu sein, da die Auswirkungen dieser Maßnahmen erst nach einer gewissen Zeit spürbar werden. Der Hafenbetrieb Rotterdam will die Entwicklungen weiterhin aufmerksam verfolgen.

Quelle + Bildquelle: Port of Rotterdam

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