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„HANDEL2025“: Trotz zunehmender Bedeutung der Digitalisierung bleibt der Mensch wichtigster Faktor im Handel der Zukunft

Der 30. HANDELSTAG 2016 am 20.10. in der Wiener Hofburg stand ganz im Zeichen möglicher Zukunftsentwicklungen im Wiener Handel. Gemäß den Worten von John Galsworthy „Wenn sie nicht über die Zukunft nachdenken, können sie keine haben“ wurden die Ergebnisse einer Szenarioplanung präsentiert. Key-Note-Speaker war der Wiener Mathematiker und Bestseller-Autor Rudolf Taschner, der die 700 Besucher in die faszinierende Welt der Zahlen entführte. Sein Resümme: Trotz Digitalisierung muss der stationäre Handel weiter Bedürfnisse wecken, denn das Einkaufs-Lustgefühl am Computer ist enden wollend. Die höchste Auszeichnung des Wiener Handels, der Handelshermes 2016, ging an die Firma W & A Jonak und Familie Jonak.

Wachstum oder Stillstand?
banner-standardDas Ergebnis sind 4 Szenarien: Szenario 1 „WACHSTUM – Die florierende Einkaufsstraße“, zeigt ein gekonntes Zusammenspiel von Politik, Handel, Kunden und Technologien und ist damit eine positive Vision der Zukunft. Szenario 4 „STILLSTAND – Die ausgestorbene Einkaufsstraße“ ist das Worst Case Szenario, ein Konfliktszenario, in dem jeder gegen jeden ums Überleben kämpft und Staat und Stadtverwaltung den Händlern die Luft zum Atmen nehmen. In Szenario 2, der „UNIFORMITÄT – die uniformierte Einkaufsstraße“ werden vor allem große Händler gefördert, die die vielen administrativen Hürden bewältigen können. Szenario 3 „CHAOS – die chaotische Einkaufsstraße“ ist ein Laissez-Faire und Startup-Szenario. Neue Akteure von außerhalb des Handels übernehmen Funktionen des Handels und schaffen Innovationen und neue Geschäftsmodelle. Der etablierte Handel verpasst diese Entwicklungen und kann nicht mehr mithalten.

„Derzeit befinden wir uns in einer Mischform aus allen 4 Szenarien. Um hier den Kurs in Richtung Best Case Szenario zu bestimmen, ergeben sich daraus verschiedene Handlungsableitungen“, so Trefelik.

Politik für und nicht gegen die Interessen des Handels in der Stadt
Es müssen administrative Freiräume geschaffen werden, gemäß dem Motto „Stadtentwicklung sollte für und nicht gegen den Handel erfolgen“. Dies beinhaltet den Abbau von regulatorischen Beschränkungen und realitätsfremden Detailregulierungen, Flexibilisierung der Arbeits-und Öffnungszeitenregelungen, Entlastungen der Gebühren und Steuern und Senkung der Lohnnebenkosten sowie die Einbeziehung des Handels in Stadt- und Raumplanungskonzepte. Im Mittelpunkt stehen für Trefelik dabei die Erreichbarkeit der Geschäfte und die Gestaltung des öffentlichen Raumes. „Zu viele Ringsperren, zu viele organisierte Bettler, zu viel Anrainerparklätze sind hier kontraproduktiv und behindern die positive Entwicklung des Handels“ warnt Trefelik.

Digitalisierung als bestimmender Trend
Digitalisierung und neue Technologien im Handel werden auch in den nächsten Jahren die Entwicklungen im Handel bestimmen. Hier geht es um die Schaffung von regionalen digitale Plattformen, die sich als Ergänzung zum stationären Handel sehen und durch ihre Dienste Kunden auch wieder in die Geschäfte bringen wollen. Ohne Unterstützung und die Annahme durch die lokalen Händler können solche Plattformen nicht genügend Nutzer gewinnen, um relevant zu sein und gegen internationale Online-Riesen zu bestehen. „Wichtig ist dabei, dass die Wertschöpfung in Österreich bleibt und nicht ausländische Konzerne unterstützt werden, die in unserem Land kaum Steuern zahlen“, meint der Handelsobmann. Weiters ist es auch notwendig, dass die Händler selbst die neuen Technologien optimal einsetzen. Dazu wird die Sparte Handel ab November die im Frühjahr erfolgreich gestartete E-Commerce Workshopreihe wiederholen und nächstes Jahr mit neuen Themenschwerpunkten ergänzen. Als weitere aktive Unterstützung bietet die Interessenvertretung ab sofort ein neu geschaffenes E-Commerce-Servicecenter als 1. Anlaufstelle zu allen Fragen des Online-Handels an (www.ecommerce-center.wien).

Stationäres Einkaufserlebnis bleibt das Um und Auf
Trotz hoher Wachstumsraten im E-Commerce wird der weitaus überwiegende Teil des Einzelhandels auch 2025 noch in stationären Geschäften stattfinden. Der Mensch bleibt also der bestimmende Faktor im Handel. Hier geht es darum, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, noch besseres Service und Beratungsdienstleistungen anzubieten, branchenübergreifende Kooperationen und Allianzen einzugehen. „Schließlich bleibt das persönliche Einkaufserlebnis noch immer die treibende Kraft und der Motor des Handels für Einwohner und Touristen in der Stadt“, ist Trefelik überzeugt. „Wenn wir die Stärken des stationären Handels, wie Service, Beratung und echte Einkaufserlebnisse mit den Chancen der digitalen Welt und des Mobile Shoppings verbinden, wird der Wiener Handel gut aufgestellt sein für das optimale Szenario einer florierenden Einkaufsstadt“, so Trefeliks Abschluss-Resümee.

HANDELSHERMES-PREISTRÄGER 2016: Familie Jonak
Die höchste Auszeichnung des Wiener Handel, der HANDELSHERMES, wurde heuer an die Firma W & A Jonak verliehen. Die 99 jährige Geschichte des Wiener Familienunternehmens spiegelt die wirtschaftliche Entwicklung der Modebranche im 20. Jahrhundert wieder. Durch rechtzeitiges Erkennen von Trends, aktiven Kontakt mit den Weltluxusmarken und den Mut zu Investitionsrisiko steht der Wiener Familienbetrieb heute in Österreich für die Marken Hermès, Dolce&Gabbana, Giorgio Armani und Versace.

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