Hinz und Kunz senken Niveau der Studiengänge


Die Fachhochschulen können ihre technischen Studiengänge nur mit Not füllen 

Die Fachhochschulen bleiben trotz Marketingmassnahmen an den Schulen auf technischen Studienplätzen sitzen. Qualitätsprobleme sind damit vorprogrammiert.

Es ist ein offenes Geheimnis, zu dem sich die Fachhochschulen trotzig, aber doch, bekennen: Die Auslastung der technischen Studienrichtungen lässt zu wünschen übrig. „Bei den Technikern ist die Nachfrage nicht so brüllend“, sagt Werner Jungwirth, Geschäftsführer der Fachhochschule Wiener Neustadt, betont unbekümmert.

Was das heisst, zeigt sich an der Fachhochschule Vorarlberg: Die 35 Studienplätze Mechatronik und 40 Studienplätze Informatik werden „gerade noch voll“, sagt Johannes Steinschaden, Studiengangsleiter für Mechatronik. Seit dem Start des Studiengangs 1992 habe nur einmal ein formelles Aufnahmeverfahren stattgefunden. „Wir konnten noch niemals unsere Teilnehmer auswählen.“ 25 bis 30 Prozent der Teilnehmer brechen ihm zudem regelmässig wieder weg, der Studiengang ist ihnen zu schwierig oder doch nicht das, was sich die Teilnehmer erwarten.

Nicht anders ist es im FH Campus Wien: „Wir müssen im technischen Bereich fast jeden nehmen, der daherkommt“, sagt Johann Sauermann, Assistent der Geschäftsleitung. Wenn jeder Hinz und Kunz aufgenommen wird, leidet natürlich auch der Lehrgang. „Wir können nur eine hohe Qualität garantieren, wenn wir die Studenten aussuchen können“, sagt Sauermann. „Wir würden es begrüssen, drei mal so viele Bewerber zu haben wie Studienplätze“, sagt auch Steinschaden. Wo es die Jugend stattdessen hinzieht, zeigt die Statistik: Sozialarbeiter-Studienplätze sind überall mindestens dreifach überbucht.

Viele Jobangebote

Hingegen sei die Nachfrage nach technischen Absolventen sehr gut, so der Tenor. „Jeder unserer Absolventen in der Computersimulation hat, wenn er graduiert, bereits fünf bis sechs Jobangebote in der Tasche“, sagt etwa Johann Günther, Geschäftsführer der Fachhochschule St. Pölten. Die Unternehmensberatung 3S führt Absolventenanalysen an Fachhochschulen durch und kann das objektiv bestätigen: „Es zeigt sich, dass Techniker besser und schneller Fuss fassen als Nicht-Techniker“, sagt Berater Stefan Humpl. Oft würden die Schüler über Projekte und Praktika ins Unternehmen finden und dort hängen bleiben. So lange die Nachfrage der Wirtschaft bestehe, müssten die Studiengänge trotz Auslastungsmangel weitergeführt werden.

Allerdings steigern die Fachhochschulen ihre Marketingmassnahmen, um Schüler in ihre Studiengänge zu locken: So veranstaltet die FH St. Pölten einen Sommercampus Technik & Frauen und veranstaltet Probevorlesungen an Mittelschulen. Die FH Vorarlberg probiert es mit Tagen der offenen Tür.

Sauermann warnt jedoch vor falschen Erwartungen seitens der Betreiber. „Es wurden zwei Studiengänge in Biotechnologie gegründet, obwohl die Lage gar nicht so rosig aussieht – immerhin ziehen Unternehmen aus Österreich wieder weg.“ Im neuen Fachhochschulfinanzierungsplan sind 300 Studienplätze pro Jahr, vor allem Technik, Naturwissenschaften und berufsbegleitende Studiengänge vorgesehen, und in vielen Fachhochschulen sind, wie auch im FH-Campus Wien, weitere technische Studiengänge in Planung.

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