Innovative Lösungen durch Projektpartnerschaft

 
Kunststofftechnologie aus OÖ.: Ersteinsatz in Australien

100 Prozent Qualitätskontrolle
Das Tiefziehen oder Thermoformen gewinnt bei der Herstellung von Kunststoffteilen – wie zum Beispiel Bechern – immer mehr an Bedeutung. Es ermöglicht durch mehrere Verfahrensschritte die Herstellung eines formstabilen Kunststoffteils aus Halbzeugen. Die Micheldorfer Unternehmen Mould & Matic Solutions und Kiefel Handelsgesellschaft haben nun gemeinsam mit dem Unternehmen Peter Schöberl Messtechnik aus Dinkelscherben/D – im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Kunststoff-Clusters – ein Kontrollsystem zur Überwachung von Tiefziehprozessen entwickelt.

Mit dem neuen Mould-Control-System (MCS) wird ein Sensorikpaket zur Online-Messung von wichtigen Daten in Tiefziehmaschinen und -werkzeugen integriert. So kann die Produktion von Kunststoffbechern in jeder Phase genau überwacht werden.

Daten sofort verfügbar
Mit der ständig wachsenden Bedeutung des Tiefziehens bei der Herstellung von Kunststoffbechern stößt man immer wieder auf scheinbar schwerwiegende Hindernisse. Vor allem die mangelhafte Erfassung von Prozessdaten zählte bisher zu den großen Nachteilen dieses Produktionsverfahrens. Die Becherqualität war abhängig von den vor der Produktion eingestellten Prozessparametern und diese wiederum vom Fingerspitzengefühl und der Erfahrung des zuständigen Technikers. In der Verpackungsproduktion steigen jedoch die Qualitätsansprüche ständig. Die Lebensmittelproduzenten verlangen bei Premiumprodukten eine zu 100 Prozent dokumentierte Qualität der Dauerproduktion innerhalb bestimmter Qualitätskriterien – und dies ist nur durch eine elektronische Prozessdatenerfassung und –überwachung möglich. Mit Hilfe des MCS-Verfahrens ist es nun erstmals gelungen, den Produktionsprozess in jeder Phase zu visualisieren. Temperaturen, Drücke, Wege, Kräfte und Zustandsdaten werden mit einer entsprechenden Software online aufgezeichnet und ausgewertet. Eine übersichtliche und leicht verständliche Grafik zeigt alle wichtigen Daten auf einen Blick. Neben der sofortigen Möglichkeit auf Qualitätsabweichungen zu reagieren, bietet das System darüber hinaus eine bis zu 50-prozentige Zeitersparnis beim Anfahren und führt in weiterer Folge auch bei kleinen Losgrößen zu einer höheren Verfügbarkeit der Produktionsanlage.

Weniger Ausschuss – weniger Reklamationen
Sensoren liefern 125 Messdaten pro Sekunde und ermöglichen damit eine rechtzeitige Warnung bei drohenden Qualitätsschwankungen. Durch eine relativ einfache Erkennbarkeit von Abweichungen können Prozessparameter jederzeit optimal angepasst werden. Das erreichte Ziel: Es wird deutlich weniger Ausschuss produziert, Ressourcen werden wirtschaftlicher eingesetzt und Kundenreklamationen vermieden. Der Verpackungsproduzent hat mit dem Mould-Control-System einen echten Nachweis für die Qualität der von ihm hergestellten Erzeugnisse.

System ging nach Australien
Anfang Jänner 2006 konnte für einen Kunden aus Australien die Erstanlage in Betrieb genommen werden. Für diesen Kunden war die Qualitätsdokumentation ausschlaggebend um das Projekt mit Mould & Matic Solutions und Kiefel zu realisieren. Im Rahmen des Projekts wurde insbesondere auf die Anforderungen der Lebensmittel-Verpackungsproduzenten eingegangen. Mittlerweile werden auch in anderen Bereichen des Projektpartners Kiefel die Einsatzmöglichkeiten geprüft.

„Durch die enge Zusammenarbeit im Projekt und dem gesamten Know-how aller Projektpartner konnten die technischen Ziele optimal umgesetzt werden. Das neue System stößt bei unseren Kunden auf reges Interesse. Das System ist derzeit einzigartig am Markt und sichert allen Projektpartnern einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil“, so Ing. Erwin Altendorfer.


Informationen zu den beteiligten Unternehmen
Mould & Matic Solutions ist führender Systemanbieter für Lösungen zur Verpackungsherstellung mit langjähriger Erfahrung in der Herstellung von Spritzguss- und Tiefziehwerkzeugen sowie Handlingsgeräten für die Becher- und Deckelproduktion. Das Unternehmen beschäftigt 170 Mitarbeiter, davon 95 am Unternehmenssitz in Micheldorf, Oberösterreich. Der Jahresumsatz 2004 betrug 13,8 Millionen Euro.

Die Kiefel Handelsges.m.b.H. in Micheldorf fertigt und vertreibt Thermoformanlagen für die Produktion von Becher und Deckel. Das Unternehmen ist eine 100% Tochter der KIEFEL AG, Freilassing, einem bedeutenden Hersteller von Anlagen und Maschinen für die Verarbeitung von Folien aus Kunststoff. Das Einzelunternehmen Peter Schöberl Messtechnik entwickelt und vertreibt Messtechnik für Thermoformwerkzeuge.

Mit 375 Partner-Unternehmen ist der Kunststoff-Cluster nicht nur der größte Cluster in Österreich sondern auch das größte branchenübergreifende Kunststoff-Netzwerk Europas. Unter dem Motto „leistungs-, aber nicht gewinnorientiert“ wurde in den letzten Jahren viel für die Unternehmen der Branche getan. Im Mittelpunkt stehen die Klein- und Mittelbetriebe, aber auch die Großen profitieren von den Dienstleistungen und von der Zusammenarbeit im Netzwerk. Seit seinem Start im April 1999 hat der KC einen wahren Innovationsturbo ausgelöst: 68 Kooperationsprojekte mit 161 unterschiedlichen Unternehmen stellen das Kernstück dar. Aber auch im Bereich Qualifizierung hat der KC eine gute Bilanz vorzuweisen: 105 Veranstaltungen mit über 500 Referenten und 6.000 Teilnehmern konnten realisiert werden. Mit der Ausweitung der Cluster-Aktivitäten auf Niederösterreich Anfang letzten Jahres wurde ein weiterer, wichtiger Schritt für die Branche gesetzt

Ressourcen gemeinsam nutzen
Der Kunststoff-Cluster (KC) hat gemeinsam mit vier Projektpartnern vorhandene F&E-Ressourcen in österreichischen Kunststoff-Betrieben erfasst und dafür eine Online-Datenbank erarbeitet. Unter www.kunststoffFundE.at ist für KC-Partnerunternehmen eine rasche und kostenlose Suche nach speziellen Maschinen- und Gerätekapazitäten möglich. Gleichzeitig können eigene nicht voll auslastete Spezialanlagen anderen Unternehmen als Dienstleistung angeboten werden. Mittlerweile sind rund 100 Unternehmen beteiligt und die Datenbank wird rege genutzt.

Kunststoff-Unternehmen suchen oft nach speziellen Prüfverfahren oder nach Sondertechnologien. Oder sie haben Prüfmittel oder Spezialanlagen, die sie nicht gänzlich auslasten können und wollen diese anderen Unternehmen als Dienstleistung anbieten. Für Partner des Kunststoff-Clusters besteht die kostenlose und unverbindliche Möglichkeit, diese Ressourcen auf der Homepage www.kunststoffFundE.at anzubieten und dort gleichzeitig nach freien Kapazitäten zu suchen. So können zum einen die hauseigenen Kapazitäten ausgelastet oder zum anderen Spitzen durch Externe abgedeckt werden. Die Besonderheiten dieser Datenbank liegen im Detaillierungsgrad und in der Spezialisierung für die Kunststoff-Branche.



Unternehmen warten Daten
Das System erlaubt den Betrieben, ihre Daten selbst zu warten und aktuell zu halten. Der Ersteintrag eines Unternehmens in die Datenbank sollte allerdings nur durch den Kunststoff-Cluster nach einer persönlichen Datenerhebung beim Unternehmen erfolgen. Dies sichert die Qualität des Eintrags. Danach warten die Betriebe Ihre Daten selbst und können bei Bedarf aktiv nach speziellen F&E-Ressourcen anderer Unternehmen suchen.

„Das Interesse an unserer Online-Datenbank war bislang sehr groß. Damit besteht die Möglichkeit, eigene nicht ausgelastete Ressourcen für andere zugänglich zu machen und selbst nach Kapazitäten bei anderen Betrieben „in der Nähe“ zu suchen. Diese Datenbank hat viel dazu beigetragen und wird auch weiter dafür sorgen, dass sich Unternehmen untereinander kennen lernen, austauschen und so eine Vertrauensbasis aufbauen“, freut sich DI (FH) Werner Pamminger über den großen Anklang von www.kunststoffFundE.at


Dipl.-Ing. (FH) Werner Pamminger MBA
Geschäftsführer Clusterland OÖ GmbH,
Leiter Kunststoff-Cluster

Mag. Harald Hochgatterer
Leiter TMG-Unternehmenskommunikation
Telefon: (0732) 79810- 5062 oder medien@clusterland.at



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