Intelligente Lösungen für die letzte Meile

„Hamburg wird in den nächsten Jahren Deutschlands Modellstadt für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen. Der Einsatz von modernsten Technologien und breit gefächertem Know-how wird den Verkehr für die Bürgerinnen und Bürger effizienter, umweltfreundlicher und komfortabler machen“, versprach Bürgermeister Olaf Scholz nachdem Hamburg Ende 2017 den Zuschlag für den ITS-Weltkongress 2021 erhalten hatte. Tatsächlich scheint die Hansestadt auf einem guten Weg.

Bereits seit mehr als einem Jahr gibt es SMILE, kurz für „Smart Last Mile Logistics“. Das Projekt entwickelt in enger Kooperation der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) mit der Logistik-Initiative Hamburg, verschiedener Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) sowie Start-ups, Ideen für eine nachhaltigere Metropol-Logistik. So ist Hamburg die erste deutsche Großstadt, in der das europäische Technologie-Start-up Starship seinen Zustellroboter testet – zunächst mit dem Paketdienst Hermes, dann in Kooperation mit dem Lieferdiensten Dominos oder Foodora. Und die Stadt gab bei der Hamburg School of Business Administration (HSBA) die Studie „Last-Mile-Logistics Hamburg – Innerstädtische Zustelllogistik“ in Auftrag. Der Fokus der Studie lag dabei auf dezentralen Paketdepots (Micro-Hubs), wie sie UPS an vier Punkten in Hamburg testet.

Horch: Mobilität muss sauberer, leiser und nachhaltiger werden
Das Micro-Hub-Pilotprojekt mit UPS hat internationalen Vorbildcharakter. Die Sendungen werden aus den vier Container-Depots zu Fuß, mit Lastenfahrrädern oder Sackkarren zum Empfänger gebracht – emissionsfrei. Ein wichtiger Aspekt, betonte Frank Horch bei der Vorstellung der Projektergebnisse Ende Januar im Handelskammer Innovationscampus – besonders vor dem Hintergrund des Luftreinhalteplans, den der Senat Mitte letzten Jahres beschlossen hat, um schnellstmöglich die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid einhalten zu können. „Wir müssen sauberer, leiser und nachhaltiger in unserer Mobilität werden“, erklärte der Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg und fuhr fort: „Als einer der dynamischsten Logistikstandorte Europas mit ungebrochenem Wachstumspotential wollen wir durch innovative Ansätze den Wandel zu einer nachhaltigen Mobilität und Metropol-Logistik meistern.“

Micro-Hub-Konzept führt zu deutlichen Emissionseinsparungen
Das Micro-Hub-Konzept ist dabei ein vielversprechender Ansatz, bestätigte Professor Dr. Jan Ninnemann von der HSBA. Doch der für die Studie federführende Experte sagte auch: „Es gibt nicht die eine Maßnahme. Wir brauchen ein Bündel intelligenter Maßnahmen, von denen die eine für die City, die andere für Altona und die nächste für Bergedorf passt.“ Allerdings habe der Einsatz der Micro-Hubs zu deutlichen Emissionseinsparungen geführt. Immerhin würden in Hamburg werktäglich etwa 208.300 Sendungen durch rund 1.200 Fahrzeuge ausgeliefert und bei zirka 250 Verkehrstagen ergäbe sich eine Fahrzeugleistung von 4.500 bis 6.000 Kilometer pro Jahr und Zustellgebiet.

Durch die Micro-Hubs entfällt nun die Fahrzeugleistung auf der letzten Meile und „bezogen auf das gesamte Modellvorhaben ergibt sich so eine Verkehrsentlastung für die Innenstadt von 18.000 bis 24.000 Fahrzeugkilometer pro Jahr.“ Auch das in ‚zweiter Reihe Halten’ der Fahrzeuge entfalle, was die Stau- oder Unfallgefahr reduziere.

Wasserlösung: Micro-Hubs auf Pontons
Der Professor zog ein positives Fazit, gerade hinsichtlich einer Verkehrs- und Umweltentlastung durch die Micro-Hubs. „Doch wie geht es weiter?“ fragte Jan Ninnemann. Logisch wäre die Flächenausweitung für weitere Hubs, etwa in Eimsbüttel, Altona oder Winterhude, und dies nicht nur für UPS, sondern auch für andere Dienstleister wie DHL oder Hermes. Allerdings werde pro Hub eine Fläche von 10 bis 1.000 Quadratmeter benötigt. Da hierfür jedoch allerdings nur noch begrenzt Flächen im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen, schlug der Professor vor, eine Flächenbörse auszurufen, durch die etwa Supermärkte oder Tankstellen freie Flächen zur Verfügung stellen könnten. Auch die Möglichkeit Hamburgs Wasserflächen zu nutzen, sollten geprüft werden. „Denkbar wären eventuell Micro-Hubs auf Pontons.“

Plädoyer für Benennung eines Last-Mile-Koordinators

Die Erfahrung aus einer Vielzahl von Projekten zeige, dass der politische Wille, innovative Ideen und Konzepte schnell umzusetzen, manches Mal an unterschiedlichen Zuständigkeiten scheitere, führte Professor Ninnemann schließlich aus. Vor diesem Hintergrund empfahl er, einen Last-Mile-Koordinator zu benennen, der als Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema ´Letzte Meile` fungiere. Eine wesentliche Aufgabe des Koordinators könnte, neben fachbehördlichen Abstimmungen, die Zusammenarbeit mit dem laufenden SMILE-Projekt der Logistik-Initiative Hamburg sein.
ys/kk

Weitere Informationen unter:
www.hamburg.de/bwvi
www.hsba.de
www.hamburg-logistik.net
www.starship.xyz

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