Internationales Wiener Motorensymposium zeigt neue Trends – Technologievielfalt ist kürzester Weg zur Klimaneutralität

Zum 44. Mal trafen sich dieser Tage unter der Leitung des Wiener TU-Professors Bernhard Geringer mehr als 1000 weltweit führende CEOs und Manager der Automobilbranche sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Wiener Hofburg zum Motorensymposium. Im Fokus steht die Bekämpfung der Erderwärmung mittels technischer Innovationen. Durch sämtliche Keynotes, Statements und Briefings zieht sich ein roter Faden: Alle Technologien machen Fortschritte, alle werden gebraucht, Vorfestlegungen zu Technologien hemmen Innovationen.

„Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es die Nutzung aller Optionen, Wasserstoff, Brennstoffzellen, Power-to-liquid, Biofuels, Elektromotor und Hybride, das ist der gemeinsame Nenner des heurigen Symposiums“, kommentiert Stephan Schwarzer von der eFuel Alliance Österreich. „Wie man es auch dreht und wendet, das Szenario Mixed Technologies setzt sich immer als Sieger durch“.

Nach Ford-Energiestratege Ulrich Kramer gilt es 42 Technologien hochzufahren. Wie schnell etwas kommt, ist nicht nur eine unternehmerische Entscheidung, sondern eine Frage der Politik. Wenn die Politik es geschafft hat, Corona-Impfstoffe in einem statt in zehn Jahren auf den Markt zu bringen, kann sie es auch zuwege bringen, das volle Portfolio des Klimaschutzes in Kürze zu mobilisieren. „Auf der Erde steht drei Mal so viel Energie zur Verfügung wie gebraucht wird, wir müssen sie nur ernten.“

Helmut List „Innovations-Urgestein“ und CEO des Grazer Aushängeschildes AVL. „Je nach Anwendungsort und Anwendungsfall hat die eine oder andere Technologie die Nase vorn, generelle Aussagen sind weder möglich noch zielführend.“ Im Wettbewerb der Technologien entstehen neue Lösungen. „Leistungsstarke Sonderfahrzeuge und Maschinen sind a priori ein Fall für eFuels, und an entlegenen Standorten kommen ohnedies nur Maschinen mit synthetischen Energieträgern in Betracht. Bei LKW für große Strecken und Lasten ist die betriebliche Verfügbarkeit der Fahrzeuge (zB 2000 km Reichweite und Betankung in 15 Minuten) oft höher zu bewerten als der Wirkungsgrad im Motor, weshalb hier auch klimaneutraler Treibstoff ein Thema ist“. AVL ist als Investor in mehreren Technologiefeldern der ideale Kronzeuge der notwendigen Vielfalt der Energiewende.

Bosch-CEO Stefan Hartung wendet sich gegen “one-fits-all“ und verweist darauf, dass biomassebasierte Treibstoffe in Südamerika von großer Bedeutung sind und außerhalb von Europa auch die Hybride als Motor des Klimaschutzes gesehen werden.

Ozeanschiffe würden es mit Stromversorgung aus Batterien wegen des Tiefgangs nicht durch den Panama-Kanal schaffen, stellte Porsche-Consulting-Experte Lukas Mauler fest, daher brauche es wiederum die synthetischen Fuels.

eFuels vor Hochskalierung

Das Ende 2022 in Betrieb gegangene Projekt Haru Oni in Chile ist nicht das einzige in der Unternehmensstrategie von HFI, ihm folgen weitere, erklärte dessen CEO Thorsten Herdan. Am Anfang ist die Lernkurve steil, deshalb beginnen Projekte immer im kleinen Maßstab. In den USA entsteht eine zweite Produktionsanlage bereits im Maßstab von Millionen Litern pro Jahr. Angestrebt wird die Herstellung von „Plattform-Fuels“, die in Raffinerien zu den gewünschten Endprodukten verarbeitet werden. Von Ausnahmefällen abgesehen kommt ein Transport von Wasserstoff über die Weltmeere aus Kostengründen nicht in Betracht.

AVL-Graz ist Standort der ersten österreichischen eFuel-Demo-Anlage einer Investorengruppe. Diese Technologie soll rund um den Globus dort zum Einsatz kommen, wo Ökostrom um einen Bruchteil der Kosten zur Verfügung steht.

Über das Tempo entscheidet die Politik

Täglich werden 15 Mrd Liter fossiler Treibstoff verbrannt, und die CO2-Emissionen belasten das Klima auf Jahrzehnte. Um hier entgegenzuwirken, ist der Umstieg von fossilen auf nicht-fossile Energieträger alternativlos, dazu muss die Politik aber erst einmal den Weg für die nichtfossilen Treibstoffe freigeben.

Das mit der Wahl des Antriebsstrangs verbundene Argument Wirkungsgrad wird völlig überbewertet. Der Wirkungsgrad kann in der Reife- und Kommerzialisierungsphase stark verbessert werden. Viel schlimmer als ein Umwandlungsverlust wäre es, wenn die in Küsten- und Wüstengebieten vorhandenen riesigen Potenziale erneuerbarer Energie gar nicht geerntet werden, so das Fazit.

Alle für eines

Wenn die Politik dem Klimaschutz etwas Gutes tun will, bemüht sie sich um ideale Entwicklungsbedingungen für alle erneuerbaren Energietechnologien. Sich bei Festlegungen zu Antriebssträngen und Wasserstoffdefinitionen aufzuhalten, bringt viel weniger, als dafür zu sorgen, dass die ergiebigen Wind- und Sonnenstrompotenziale außerhalb Europas genutzt werden, um in Europa und den Partnerländern fossile Energieträger zu ersetzen.

Mehrere Vortragende betonten, dass jetzt die Weichen für eFuels gestellt werden müssen, um in den dreißiger Jahren bei den CO2-Emissionen in einen steilen Reduktionspfad zu kommen. „Alle Technologien zusammen ermöglichen die tiefgreifende Reduktion von Treibhausgasemissionen am schnellsten“, so der rote Faden durch die Vorträge aus vielen Technologiebereichen.

Stromversorgung hinkt Bedarf hinterher

Strombasierte Antriebe können sich wegen der Grenzen des Stromsystems nicht so schnell durchsetzen, wie das die Politik möchte. Europa ist vom Ziel 100%-Ökostrom noch sehr weit entfernt, und auch Österreich nähert sich dem Ziel nur sehr langsam an. „Wenn Österreich auf Strom aus Gaskraftwerken verzichten und die Haushalte auf Wärmepumpen umstellen möchte, wird für 5 Mio PKW in der kalten Jahreszeit nicht mehr genug Ladestrom zur Verfügung stehen“, mahnt Stephan Schwarzer.

Sauberer Strom als Grundvoraussetzung für klimafreundliche E-Mobilität wird es erst dann geben, wenn der Grünstrom über große Distanzen vom Ort der Produktion zum Ort des Verbrauchs gelangt, dazu braucht es Übertragungsnetze, die aufgrund des langen zeitlichen Vorlaufs erst 2039 zur Verfügung stünden, gab Ulrich Kramer (Ford), zu bedenken.

Rückfragehinweis: eFuel Alliance Österreich
Dr. Stephan Schwarzer
Geschäftsführer
+43 664 381 88 26
s.schwarzer@efuel-alliance.at
https://www.efuel-alliance.at/

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