Kalliauer: Noch längere Öffnungszeiten und Sonntagsarbeit sind ein unverantwortlicher Anschlag auf die Handelsbeschäftigten

Den Vorstoß von Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer für längere Öffnungszeiten und zusätzlich auch noch offene Sonntage im Handel bis Weihnachten lehnt die AK Oberösterreich aus mehreren Gründen strikt ab.

„Angesichts der ohnehin schon extremen Belastung der Handelsangestellten durch die Kombination von Ansteckungsrisiko und Kundenandrang in der Vorweihnachtszeit ist dieser Vorschlag absolut unverantwortlich. Er würde auch weder einen höheren Gesamtumsatz noch eine Entflechtung der Kundenströme bringen, sondern diese nur von kleinen Geschäften zu großen Handelsketten verlagern“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Gerade die Handelsbeschäftigten halten seit März das Land am Laufen. Ihnen wurde nicht einmal eine 15 Minuten bezahlte Maskenpause nach zwei Stunden Arbeit vergönnt. Einen diesbezüglichen Antrag im Nationalrat haben ÖVP, Grünen, FPÖ und NEOS abgelehnt. Nun will WK-Präsident Mahrer ihnen in der Vorweihnachtszeit mit längeren Öffnungszeiten und Sonntagsarbeit eine böse Bescherung bereiten.

Die Lebens- und Arbeitsqualität der Handelsbeschäftigten, das sind vor allem Frauen, dürfen nicht auf dem Altar der Interessen von umsatzstarken Handelsriesen geopfert werden. In der ohnehin schon stark belastenden Arbeitssituation in der Vorweihnachtszeit würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäften noch länger und durch den vorhergehenden Lockdown noch intensiver dem Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus ausgesetzt. Das muss unbedingt verhindert werden“, erklärt Kalliauer.

Arbeiten am Sonntag muss in Österreich die strenge Ausnahme bleiben. 2019 mussten bereits 469.000 Arbeitnehmer/-innen bzw. rund jeder Zehnte regelmäßig am Sonntag arbeiten, am häufigsten in der Gastronomie, im Verkehr, im Gesundheitswesen und im Unterhaltungsbereich. „Die Regierung hat die rechtzeitige Eindämmung der Pandemie leider verschlafen. Dieses Versäumnis darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden“; ist Kalliauer erzürnt.

Arbeiten, wenn andere Freizeit haben, ist für viele Arbeitnehmer/-innen ohnedies Realität. 2019 musste etwa ein Fünftel (21 %) der Oberösterreicher/-innen regelmäßig am Samstag arbeiten, und ein Zehntel ist von Sonntagsarbeit betroffen! Samstagsarbeit ist damit für 142.200 oberösterreichische Arbeitnehmer/-innen regelmäßige Arbeitsrealität. Und 68.600 Oberösterreicher/-innen müssen mindestens jeden zweiten Sonntag arbeiten. Österreichweit sind 887.400 (Samstag) und 469.000 (Sonntag) von Wochenend-Arbeit betroffen.

„Es ist erbärmlich, die Corona-Pandemie derart schamlos für den Versuch einer Verlängerung von Öffnungszeiten und einer Sonntagsöffnung durch die Hintertür auf Kosten der Beschäftigten auszunutzen“, sagt AK-Präsident Kalliauer.

Die Behauptung Mahrers, es gehe um eine Entzerrung der Kundenströme, ist nur vorgeschoben. Das Gegenteil ist zu erwarten: Kleine Handelsbetriebe werden sich die Sonntagsöffnung weder leisten noch sie organisatorisch bewältigen können. Statt einer „Entzerrung“ droht eine Konzentration der Kundenströme auf die großen Handelsunternehmen, was in der Pandemie nicht nur gesundheitspolitisch abzulehnen ist. Von einer Ausweitung der Öffnungszeiten profitiert auch nur eine Minderheit von großen Handelskonzernen, die ihren Umsatz auf Kosten kleinerer Unternehmen und aller Beschäftigten steigert. Mit der von Mahrer angestrebten Gesamtsteigerung der Umsätze ist daher auch nicht zu rechnen. Sie werden sich nur auf weniger Unternehmen und auf mehr Tage und Öffnungsstunden verteilen.

Rückfragen & Kontakt:
Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Dr. Walter Sturm
+43 (0)50/6906-2192
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