Mangel an Technikern wird für Wirtschaft dramatisch
„Es ist paradox“, schüttelt Johann Günther verständnislos den Kopf. Was den Geschäftsführer der Fachhochschule St. Pölten so irritiert: Wo die Berufschancen am schlechtesten sind, gibt es den grössten Andrang von Studenten; wo die Jobchancen exzellent sind, ist das Interesse gering. Günther: „Beim Studiengang Sozialarbeit habe ich für 40 Plätze 500 Bewerber, beim Studiengang Computersimulation finden sich für 25 Plätze gerade 20 Interessenten.“ Dabei sitzen jene, die sich für ein technisches Studium entscheiden, jobmässig auf dem richtigen Pferd: Jeder Absolvent des Studienganges Computer-Simulation kann zwischen fünf bis sechs Angeboten auswählen, weiss Günther. Technikanteil sinkt Doch der Trend geht genau in die andere Richtung. Der Anteil der Technik-Studenten sinkt, wie eine Studie aus Niederösterreich belegt: Haben im Jahr 2000 noch 37,3 Prozent aller Studierenden in Niederösterreich eine technische Fachrichtung belegt, waren es im Vorjahr nur 30,2 Prozent. Das liegt zum einen an der Ausweitung nichttechnischer Studiengänge, aber „auch das Interesse an einem Technik-Studium sinkt“, sagt Günther. Für den Fachhochschul-Manager eine bedrohliche Entwicklung: „Der Wirtschaft fehlen bald qualifizierte Arbeitskräfte, was für den Wirtschafts-standort Österreich dramatisch ist.“ „Schule ist schuld“ Zusätzliches Angebot, um die extrem niedrige Frauen-Quote bei technischen Studien zu heben: Ein Technik-Sommer-Camp speziell für junge Frauen. Erste Erfolge davon zeigen sich: Ein Viertel der Technik-Studenten an Niederösterreichs Fachhochschulen ist weiblich. „Frauen sind selbstkritischer und trauen sich weniger zu“, nennt Günther die grösste Hemmschwelle. Doch es gibt noch andere Probleme: „Unattraktive Mannfrau oder burschikose Power-Emanze – so sieht doch die allgemeine Vorstellung von einer Technikerin aus“; sagt Petra Raab, die im achten Semester Telekommunikation studiert, „und welches Mädchen möchte schon einem solchen Frauenbild entsprechen?“ |