Moderne Assistenzsysteme für die LKW-Flotte

Wenn LKW mit modernen und leistungsfähigen Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sind, kann das Menschenleben retten.

Zu den lebensrettenden Technologien gehören neben modernen Spurhalteassistenten und Notbremsassistenten auch Abbiege-Assistenz-Systeme, Ablenkungsüberwachung und intelligente Geschwindigkeitsanpassung. Hersteller, aber auch Speditionen, die Fahrer und nicht zuletzt die Politik sind hier gefordert, dieses Sicherheitspotenzial zu nutzen und alle vorhandenen Möglichkeiten voll auszuschöpfen, um die Straßen für alle sicherer zu machen.

Spurhalteassistenten, Abbiegeassistenten und Notbremsassistenten sind in der Lage Leben zu retten oder zumindest schwere Unfälle zu vermeiden. Doch die bereits vorhandenen Technologien kommen noch nicht so richtig zum Einsatz. Pixabay © geralt (CC0 Public Domain)

Abbiegeassistenten im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Kommt es zu einem Unfall, wenn ein LKW-Fahrer abbiegt und dabei einen Fußgänger oder Radfahrer übersieht, hat das immer schwerwiegende Folgen. Diese Unfälle, bei denen sich der andere Verkehrsteilnehmer im toten Winkel befindet, sind zwar relativ selten, doch sie enden sehr häufig tödlich oder mit schwersten Verletzungen. In diesem Zusammenhang gibt es derzeit viele verkehrspolitische Diskussionen. Der Abbiegeassistent für LKW und Transporter ist hier ins Zentrum des Interesses gerückt.

Einige Hersteller bieten schon jetzt Abbiegeassistenten ab Werk an. Ab Juli 2024 ist es EU-weite Pflicht, dass neu zugelassene LKW mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet sind. Schon heute gibt es Aufrüstlösungen. Dazu gibt es eine staatliche Förderung für die Aufrüstung bestehender Flotten mit einem Abbiegeassistenten.

Die verschiedenen Typen von Abbiege-Systemen überwachen den toten Winkel, den es neben jedem Fahrzeug gibt und den der Fahrer nicht direkt und auch nicht mit seinen Spiegeln einsehen kann. Hier gibt es Kamera-basierte, Radar-basierte und Software-basierte Lösungen, die ein Warnsystem auslösen, damit der Fahrer weiß, wenn sich jemand dort aufhält, wo der Fahrer ihn nicht sehen kann. Hier eine Übersicht zu den verschiedenen technischen Typen von Abbiegeassistenten.

Notbremsassistenten könnten mehr.

Bereits seit 2015 sind Notbremsassistenten in neu zugelassenen LKW mit mehr als acht Tonnen gesetzlich vorgeschrieben. Seit 2018 gilt diese Regelung auch für Nutzfahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht haben. Die Vorschrift verlangt für serienmäßige Fahrzeuge, dass die Systeme die Fahrzeuggeschwindigkeit verringern. Fährt ein LKW auf ein stehendes Hindernis zu, muss der Bremsassistent das Fahrzeug mit pneumatischer Bremsanlage um 20 km/h verlangsamen. Doch die meisten verfügbaren Systeme übererfüllen diese Vorgaben. Sie könnten das Fahrzeug vor dem stehenden Hindernis vollständig zum Stillstand bringen und zur Unfallvermeidung beitragen.

In den Unfallstatistiken sind schon erste positive Auswirkungen durch den Einsatz von Notbremsassistenten festzustellen. In Baden-Württemberg beispielsweise ist die Zahl der Autobahn-Unfälle, die von Sattelfahrzeugen verursacht wurden, von 2015 bis 2017 von 61 auf 54 Prozent gesunden. Auch die Zahlen bei Auffahrunfällen haben sich verbessert. 2015 lag der Anteil der Verkehrstoten und Schwerverletzten bei einem Auffahrunfall noch bei 73 Prozent, 2017 waren es nur noch 66 Prozent. Die Sachschäden sind polizeilichen Schätzungen zufolge im selben Zeitraum ebenfalls um zehn Prozent (von 73 auf 63 Prozent) gesunken.

Großes Sicherheitspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft.

Je weiter die Notbremsassistenten in den LKW-Flotten verbreitet sind, umso besser kann ihr Sicherheitspotenzial seine Wirkung entfalten. Hier sind die Transortunternehmen gefordert, die vorhandenen Fahrzeuge mit den aktuellsten Notbremssystemen auszustatten, die auf dem Markt verfügbar sind. Sie sollten sich nicht nur an den gesetzlichen Mindeststandards orientieren.

Bei einigen Herstellern gibt es serienmäßig Notbremsassistenten, die die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. Wer die leistungsfähigsten Systeme haben möchte, muss sie als Sonderausstattung dazukaufen.

Immer mehr Güterverkehr rollt über Deutschlands Straßen. Staus sind an der Tagesordnung. Hier kam es schon sehr häufig insbesondere am Stauende zu sehr schweren Unfällen. Pixabay © blende12 (CC0 Public Domain)

Die Entwicklung der Unfallzahlen spricht für sich. Verkehrssicherheit ist ein zu wichtiges Thema, als dass jetzt die Anstrengungen nachlassen dürfen. Kommt es zu einem schweren Auffahrunfall mit Nutzfahrzeugen, was heute immer noch an einem Stauende auf der Autobahn passieren kann, sind die Folgen häufig fatal. Ein beladener LKW bringt so viel Masse mit sich, dass die Unfallfolgen sehr schwerwiegend sind. Mit modernen Notbremsassistenzsystemen lassen sich viele dieser Unfälle vermeiden oder die schweren Unfallfolgen deutlich mindern. Ein moderner Notbremsassistent warnt den Fahrer zunächst, wenn er mit seinem Radar oder einer Kamera ein Hindernis erfasst hat und eine Kollision droht. Reagiert der Fahrer nicht auf die Warnung, bremst das Assistenzsystem selbsttätig das Fahrzeug ab.

Weitere lebensrettende Technologien.

Bis alle Fahrzeugflotten vollständig mit modernster Technologie ausgerüstet sind, kann es noch ein paar Jahre dauern. Pixabay © capri23auto (CC0 Public Domain)

Das Europäische Parlament hat Regelungen beschlossen, die diese lebensrettenden Technologien betreffen. Die Zahl der Verkehrstoten soll weiter reduziert werden. Diese neuen Regelungen gelten ab 2022 für neue Fahrzeuge und ab 2024 auch für die bereits vorhandene Fahrzeugflotte. Notbrems- und Spurhaltesysteme sind schon heute Pflicht bei Bussen und LKW.
Der Gesetzgeber will hier einerseits den technologischen Entwicklungen und andererseits gesellschaftlichen Trends Rechnung tragen. Die Bevölkerung wird immer älter, die Anzahl an Fahrradfahrern und Fußgängern steigt. Insgesamt hat der Gesetzgeber etwa 30 Maßnahmen vorgesehen. Dazu gehören auch spezielle Messsysteme, die den Reifendruck überprüfen, Notbremslichter, Alkohol-Wegfahrsperren oder die Erkennung beim Rückwärtsfahren mithilfe von Rückfahrkameras. Aufrüstungen sind bei diesen Maßnahmen nicht vorgesehen.

Durch die Umgestaltung der Fahrerkabinen soll die Sicht auf das Verkehrsumfeld verbessert werden. Der tote Winkel soll damit erheblich kleiner werden. Das soll Standard werden und gilt für alle neuen LKW-Modelle ab Ende 2025. Ab November 2028 müssen alle neu zugelassenen Trucks die neu gestaltete Fahrerkabine haben.

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