Nach Ermittlungen: Hermes setzt zwei Service-Partner vor die Tür

Ein Service-Partner von Hermes soll Mitarbeiter illegal beschäftigt, Sozialabgaben hinterzogen und gegen die Vorgaben des Mindestlohns verstoßen haben. Zudem sollen sogar Ausländer illegal eingeschleust und Pässe gefälscht worden sein. Nun nimmt Hermes seines Partner genauer unter die Lupe.

Hermes hat ein Problem mit seinen Service-Partnern. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass zwei der Unternehmen, mit denen der Logistiker zusammenarbeitet, im Visier behördlicher Ermittlungen stehen. Ende November führten Zoll und Bundespolizei in Nordrhein-Westfalen Razzien bei einem Service-Partner durch, der Sozialabgaben hinterzogen, Mitarbeiter illegal beschäftigt und gegen den Mindestlohn verstoßen haben soll. Zudem war von illegaler Einschleusung und Urkundenfälschung (falsche Pässe) die Rede.

Hermes hat nun verkündet, seine 400 Service-Partner noch genauer überprüfen zu wollen. Dazu wolle der Logistiker bis Herbst 2018 ein „umfangreiches Maßnahmenpaket“ umsetzen. So wolle Hermes künftig nur noch mit Service-Partnern zusammenarbeiten, die ihren rechtmäßigen Sitz in Deutschland haben. Aufenthaltstitel etwaiger Mitarbeiter aus Nicht-EU-Ländern wolle das Unternehmen fortlaufend prüfen und das 2012 eingeführte, extern unterstützte Auditierungssystem soll sukzessive verschärft werden.

Unstimmigkeiten bei jährlicher Überprüfung
Man nehme „selbstverständlich“ alle übermittelten Hinweise „sehr ernst“, betont Frank Rausch, CEO von Hermes Germany. „Wir legen hohen Wert auf eine rechtmäßige, langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren 400 Servicepartnern, die in den allermeisten Fällen erfolgreich und unbeanstandet funktioniert“, so Rausch weiter. „Dennoch müssen wir erkennen, dass es trotz aller Bemühungen offenkundig Betrugs- und Missbrauchsfälle gibt, die darauf abzielen, gesetzliche Regelungen mit krimineller Energie vorsätzlich zu unterlaufen. Verstöße gegen Recht und Gesetz werden von uns nicht toleriert. Die uns adressierten Verdachtsfälle haben wir sorgfältig geprüft und ziehen bereits entsprechende Konsequenzen.“

Eine Konsequenz haben zwei Service-Partner in Nordrhein-Westfalen bereits zu spüren bekommen: Hermes hat die Zusammenarbeit mit ihnen eingestellt. In einem Fall sei die Kündigung bereits am 1. Oktober 2017 ausgesprochen worden – als der WDR über die Missstände bei dem Service-Partner berichtet hatte, sei die Zusammenarbeit bereits beendet gewesen, erklärt Hermes. Im zweiten Fall hätten die laufenden Ermittlungen von Zoll und Bundespolizei aber die Durchführung eines Sonderaudits verzögert. Zum 15. Dezember sei aber die Kündigung dieses Service-Partners erfolgt. Beide Unternehmen, so Hermes, seien im Zuge der jährlichen Überprüfung bereits auffällig geworden.

Hermes will das System weiter ausbauen
„In beiden Fällen gab es für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit keine Basis mehr“, erklärt Frank Rausch. „Betonen möchte ich allerdings, dass uns beide Vorgänge durch unser etabliertes Auditierungssystem bereits bekannt und in Bearbeitung waren.“ Die grundlegende Wirksamkeit des Systems stehe für den Hermes-Germany-CEO deshalb außer Frage. Man wolle das System trotzdem weiter ausbauen. Gleichzeitig betonte Hermes, dass die aktuellen Missstände sich ausschließlich auf die beiden Ex-Service-Partner bezogen hätten.

Dass Service-Partner und Subunternehmen immer wieder für Probleme sorgen, bekommt nicht nur Hermes zu spüren. Auch die Deutsche Post DHL muss sich immer wieder mit Schwierigkeiten auseinandersetzen. So wurden im Sommer verschiedene Fälle bekannt, in denen Mitarbeiter von Service-Unternehmen Pakete gestohlen haben sollen. Wir haben selbst über zwei Fälle aus dem Raum Leipzig berichtet, bei denen Paketfahrer mehrere Hundert Sendungen entwendet haben.

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