Prognose: Kosten für die Paketzustellung werden sich verdoppeln

Deutsche Konsumenten müssen sich auf drastische Änderungen im Paketmarkt einstellen: Entweder sie zahlen deutlich mehr für eine Haustürzustellung, die sich zum Luxusgut entwickeln wird, oder aber sie müssen die letzte halbe Meile selber absolvieren.

In zehn Jahren könnte sich die jährliche Paketmenge von aktuell 3,5 auf neun Milliarden erhöhen. Um dieser Flut Herr zu werden, muss sich das Versandgeschäft in den kommenden Jahren drastisch ändern. Dies geht aus der aktuellen Analyse „Letzte Meile 2028“ der Strategieberatung Oliver Wyman hervor. Diese prophezeit, dass sich die Haustürzustellung zum Luxusgut entwickeln und für die Konsumenten deutlich teuer werden wird. „Der Wettbewerbsdruck im Bereich der letzten Meile ist enorm. Noch sind die Preise für die Auslieferung von Paketen zur Haustür daher sehr niedrig. Doch das wird und muss sich sehr bald ändern. Besonders auf der letzten Meile müssen Besteller mit Zusatzkosten rechnen“, sagt Michael Lierow, Supply-Chain-Experte und Partner bei Oliver Wyman in der Unternehmensmeldung.

4,50 Euro pro Paket.
Der aktuelle Fahrermangel wird sich durch die zunehmenden Paketmengen noch weiter verschlimmern, der Bedarf an Lieferfahrern wird sich laut der Analyse auf 200.000 erhöhen. Um diesen Bedarf zu decken muss der Beruf allerdings attraktiver gemacht werden, die Anhebung der Stundenlöhne von aktuell rund 15 Euro auf bis zu 30 Euro sei laut den Studienautoren erforderlich. Das wird sich direkt auf die Paketkosten auswirken, welche von 2,50 auf 4,50 Euro klettern werden. „Schon heute steigen die Kosten im Bereich der letzten Meile rasant, die Schere zwischen Zustellkosten auf der einen und Kosten pro Paket auf der anderen Seite wird immer größer. Um langfristig profitabel zu sein und der wachsenden Menge an Paketen Herr zu werden, müssen Paketdienstleister jetzt neue Wege im Bereich der letzten Meile einschlagen. Denn nicht alle Verbraucher werden bereit sein, den hohen Preis für die Zustellung an der Haustür zu bezahlen“, heißt es von Michael Lierow weiter.

Dynamische Auslieferungsstrukturen müssen geschaffen werden.
Aber nicht nur der Personalmangel muss in Angriff genommen werden, die KEP-Dienstleister sollten auch an der Schaffung alternativer Zustellung arbeiten. Eine Möglichkeit ist die sogenannte Multi-Drop-Zustellung, bei der mehrere Pakete bei einem Shop oder Paketautomaten abgegeben werden und die dadurch deutlich billiger als die Haustürlieferung ist. „In Deutschland wird sich der Konsument in den nächsten Jahren umgewöhnen müssen: Entweder er zahlt für letzte Meile oder er steigt auf Paketautomaten oder -shops um. Diese müssen die Paketdienstleister in den nächsten Jahren ausbauen“, betont der Supply-Chain-Experte.

Zusätzlich ist die Entwicklung von dynamischeren Auslieferungsstrukturen vonnöten, da stetig der Bedarf an Fahrern und die Nachfrage an Sortierleistungen schwankt. Agile Depots und Routenfahrpläne sind ein Mittel, um diese Schwankungen besser auszugleichen. „Neue Technologien wie Machine Learning können dabei helfen, exakte Mengen pro Depot vorherzusagen und dynamisch zu planen. Durch eine flexiblere Depot- und Hub-Struktur können Paketdienstleister Einsparungen von bis zu 20 Prozent erzielen“, erklärt. Michael Lierow.

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