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Rolf Habben Jansen: „Die Supply Chains werden sich verändern“

Bei Hapag-Lloyd steckt man derzeit viel Kopfarbeit in Maßnahmen zur Eindämmung der negativen Folgen der Covid-19-Krise. Damit befindet sich die deutsche Containerreederei in prominenter Gesellschaft. Die jüngsten Prognosen gehen von einem Rückgang des weltweiten Transportaufkommens um 10,6 Prozent im Jahr 2020 aus.

Das setzt die gesamte Branche unter Druck. Die Unternehmen reagieren darauf mit harten Kostensenkungsprogrammen und mit einer raschen Anpassung der Kapazitäten an den momentanen Bedarf. Allein auf den West-Ost-Routen wurde das Angebot in den letzten Wochen um 15-20 Prozent ausgedünnt, berichtete Rolf Habben Jansen am 6. Mai in einem Virtual Press Briefing.

Dabei sprach der Manager eine für die Linienreedereien unangenehme Widersprüchlichkeit an. Sie handelt vom reduzierten Transportbedarf bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Container-Umlaufzeiten. „Die Kunden beanspruchen unser Equipment länger“, lautet der nüchterne Befund von Rolf Habben Jansen.

Demnach werden Importsendungen von Lieferanten auf der ganzen Welt von manchen europäischen Handelsunternehmen verzögert angenommen. Das wirft die gewohnten Systematiken im Umgang mit dem Equipment aus der Bahn. Deshalb benötigt Hapag-Lloyd derzeit etwa 100.000 Stück zusätzliche Container zur Abdeckung des Bedarfs der Exporteure in Asien und Europa. „Wir hoffen, dass sich die Umlaufzeiten der Container bald um 10-15 Prozent reduzieren“, sagte Rolf Habben Jansen.

Der Manager sieht die Weltwirtschaft auf maßgebliche Veränderungen im Bereich der Lieferketten zusteuern. Demnach werden die bisher praktizierten „Single Sourcing“-Konzepte mit Fokussierung auf die Beschaffung von Konsumgütern, Bauteilen und Halbfertigprodukten in Asien durch flexiblere Modelle ersetzt. Die Folge davon wären Supply Chains mit einer stärkeren lokalen Orientierung. Damit einher ginge eine Verbesserung der Versorgungssicherheit der Unternehmen, begleitet von einer Flexibilisierung der transportlogistischen Abläufe.

Hapag-Lloyd nimmt die Covid-19-Pandemie zum Anlass für signifikante Investitionen in den Ausbau der IT-Infrastruktur, Kostensenkungen im mittleren dreistelligen Euro-Millionenbereich und Kapazitätsanpassungen. Man werde vorübergehend auf den Einsatz einer kleineren zweistelligen Zahl von gecharterten Containerschiffen verzichten“, räumte Rolf Habben Jansen im Virtual Press Briefing ein.

Damit einher geht der vorläufige Verzicht auf die Bestellung von Neubauten. Das hatte die Reederei bis zum Ausbruch der Coronavirus-Krise in Erwägung gezogen. Und auch wenn sich die Situation wieder entspannt, bleibt der Fokus auf eine ausgewogene Flotte gerichtet. Das erfordert in bestimmten Trades den Einsatz von kleineren Containerschiffen.

Niemand kann derzeit mit Sicherheit voraussagen, wann wieder bessere Zeiten für die Containerschifffahrt wieder anbrechen. „Bis dahin werden wir an der Anpassung der Schiffseinsätze an den Marktbedarf festhalten“, stellte Rolf Habben Jansen klar. Das schließt auch die Fortsetzung der „blank sailings“ ein.

Die ÖVZ berichtet in der nächsten Ausgabe ausführlich über die Covid-19-Strategie von Hapag-Lloyd.

www.hapag-lloyd.com

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