Schaeffler Distributionszentrum – Für alle Fälle gerüstet

In der Automobilbranche ebenso wie in der Maschinenbauindustrie zählen Qualität, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Als wichtigster Zulieferer dieser Branchen ist für die Deutsche Schaeffler Gruppe eine moderne, effiziente Lieferkette unabdingbar. Darum realisierte die SSI SCHÄFER nun ein neues Distributionszentrum, das den hohen Anforderungen spielend gerecht wird.

Redaktion: Angelika Gabor.

Bisher versorgte die Gruppe mit ihren rund 32.700 Mitarbeitern den europäischen Markt von drei Distributionszentren aus, um die Supply Chain bis hin zu den Industriekunden flexibel und kostenoptimiert zu gestalten. Dazu zählt neben der präzisen Auftragsfertigung für die Montagelinien insbesondere die Bedienung von Ad-hoc Aufträgen der Industriekunden. Das neue, mit 94.000 m² bebauter Fläche und 25.000 m² über zwei Ebenen verteilte Logistikfläche größte und funktional bedeutendste Europäische Distributionszentrum EDZ Mitte befindet sich in Kitzingen.

Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände befand sich früher die US-Liegenschaft Harvey Barracks. Die neue Anlage stellt das Herzstück des neuen europäischen Versorgungsnetzwerkes dar, sie wurde daher auf maximale Flexibilität, Verfügbarkeit und Efizienz der Prozesse ausgelegt.

Vollautomatisierter innerbetrieblicher Materialfluss.
Basierend auf den Planungen von Schaeffler zu Artikelspektren, Auftragsstruktur und Durchsatzanforderung konzipierten die Intralogistikspezialisten von SSI SCHÄFER eine hochdynamische Anlage mit vollautomatisierten Prozessen von der Wareneingangserfassung bis zur Versandbereitstellung. Gleich drei Wareneingangslinien mit integrierten Kontrollwaagen führen die Paletten von den Wareneingangstoren zu den Übergabeplätzen, von wo aus es mit der Elektrobodenbahn (EBB) weitergeht. Auf einem rund 900 m langen Rundkurs transportiert die EBB die Paletten entweder an die Einlagerungsstiche für das Hochregallager (HRL) oder zur Vereinzelung von Gebinden für die Einlagerung im Automatischen Kleinteilelager (AKL) an eine der angebundenen Arbeitsstationen.

Im vollautomatisierten 7-gassigen HRL sorgen sieben Doppelmast-Regalbediengeräte (RBG) der energieefizienten Exyz-Generation für die präzise Ein- und Auslagerung. Ihre Ausstattung mit doppeltiefem Lastaufnahmemittel ermöglicht den gleichzeitigen Transport von zwei Euro- beziehungsweise vier Halbpaletten – mit einem Durchsatz von bis zu 230 Paletten pro Stunde. Parallel dazu verfügt das 6-gassige, doppelstöckige AKL über knapp 100.000 Behälterstellplätze. Dort erreichen zwölf paarweise übereinander eingesetzte SSI SCHÄFER Miniload Cranes (SMC) eine Umschlagleistung von bis zu 1.500 Behältern pro Stunde.

„Maintenance 4.0 for Intralogistics“.
Ein zentrales Anliegen von Schaeffler bei der Planung der Anlage war es, die Anlagenverfügbarkeit durch eine zustandsbasierte Instandhaltung und teilautomatisierte Wartung zu unterstützen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit haben Schaeffler und SSI SCHÄFER das Lösungspaket „Maintenance 4.0 for Intralogistics“ entwickelt und im EDZ Mitte erstmals erfolgreich realisiert. Mit Hilfe dieser Lösung können ungeplante Stillstände von systemkritischen Komponenten vermieden und Instandhaltungskosten gesenkt werden.

58 Schaeffler Smart Checks garantieren die Zustandsüberwachung der betriebsrelevanten Antriebe sowohl an den SMC- als auch Exyz-Geräten und übermitteln die Informationen zur Visualisierung an die zentrale Informationsplattform WAMAS® Lighthouse. Darüber hinaus werden die 2.500 Antriebe für Kettenförderer und Rollenbahnen auf den insgesamt 1,97 km Förderstrecke mittels „Schaeffler Concept8“ vollautomatisch geschmiert. Speziell entwickelte Schmierritzel übernehmen dabei eine kontinuierliche, bedarfsorientierte Schmierölabgabe.

WAMAS® & WAMAS® Lighthouse.
Während die Logistiksoftware WAMAS® die innerbetrieblichen Materialflüsse steuert, dient das Logistikcockpit WAMAS® Lightouse der Visualisierung der Prozesse und Arbeitsabläufe und somit der effizienten Gestaltung dieser. 20 Pick & Pack- sowie zehn Dekonsolidierungsplätze, insgesamt 30 Multifunktionsarbeitsplätze, hat SSI SCHÄFER nach dem eigenentwickelten ergonomics@work!®-Konzept eingerichtet. So unterstützen unter anderem Vakuumgreifer, Teleskoptische und individuell konigurierbare Positionierungen von Hilfsmitteln und Arbeitsgeräten optimal die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter. Eine weitere Anforderung von Schaeffler war ein glatter Vibrationsschweißboden mit Anlaufschrägen und Bodenbombage für beste Laufeigenschaften, hohe Inhaltslasten und einen besonders leisen Transport auf Förderstrecken. Extra: seitliche, trapezförmige Wasserablauflöcher, die nicht von der Antirutschmatte verdeckt werden.

Sequenzierung sorgt für Ordnung.
Zur Koordination mit der Palettenware aus dem HRL werden die Behälter aus dem AKL den Arbeitsplätzen zur Auftragsfertigung sequenziert zugeführt. Jedem Arbeitsplatz ist dafür ein Sequenztower vorgeschaltet, der mit einem Vorrat von bis zu 20 Behältern für eine kontinuierliche Materialabgabe an die Arbeitsstationen sorgt. Über Displayanzeigen, integrierte Wiegesysteme und Scanner erfolgt die dialoggeführte Null-Fehler-Auftragskommissionierung. Die speziell für Schaeffler konfigurierten Lager- und Transportbehälter LTB von SSI SCHÄFER bieten eine besonders hohe Volumenausnutzung, einen verstärkten Unter- und Oberrand sowie vier stabile Eckholme. Speziell entwickelte Bodenvarianten gewährleisten einen störungsfreien Transport auf allen Förderstrecken und ein sicheres Stapeln. Geschlossene Kreislaufsysteme mit zwei Depalettierrobotern garantieren die reibungslose Intercompany-Zulieferung an das EDZ.

„Mit Blick auf die Herausforderungen eines solchen Projektes und die kurze Realisierungsphase hatten wir mit SSI SCHÄFER einen kompetenten Partner an unserer Seite“, zeigt sich Dr. Jörg Zellerhoff, Fachprojektleiter Logistik bei der Schaeffler Gruppe, daher auch rundum zufrieden. (AG)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 4/2019

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