Schmuckenschlager: Versorgungssicherung braucht mehr als Lippenbekenntnisse

Kein Verständnis für Ausverkauf österreichsicher Stickstoffproduktion.

Am Montag, 4. Juli, tagte die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer NÖ in der LK-Technik Mold. Hauptaugenmerk galt den wirtschaftlichen Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg, der Versorgungssicherheit in unserem Land – unter anderem im Energiebereich – sowie der Weiterentwicklung beim Tierschutz. Großes Thema ist nach wie vor die Versorgungssicherung in unserem Land. „Alle reden von Versorgungssicherung – dazu braucht es aber mehr als lose Lippenbekenntnisse“, sagte Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager bei der Vollversammlung. Hier geht es um Lebensmittel, Energie und auch Betriebsmittel.

Um die Produktion von und die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln sicherstellen zu können, brauchen die Bäuerinnen und Bauern die notwendigen Betriebsmittel. Nun haben die steigenden Betriebsmittelkosten für Energie, Dünger- und Futtermittel die bäuerlichen Betriebe in den letzten Monaten ohnehin massiv unter Druck gebracht. Dass ein teilstaatliches Unternehmen dann die für die Eigenversorgung so wichtige Düngemittelsparte verkauft, sorgt für völliges Unverständnis in der Bauernschaft. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf dazu: „Ich habe null Verständnis dafür, dass die letzte Stickstoffproduktion in Österreich an einen ausländischen Konzern verkauft werden soll, das macht die Lage der Inlandsversorgung nicht besser. Wir haben daher einen Kartellanwalt eingeschaltet. Aufgrund der Größe des geplanten Deals hat die EU hier jedenfalls das Recht und vielmehr auch die Pflicht, den Verkauf äußerst kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die heimische Lebensmittelproduktion und unsere Bäuerinnen und Bauern sind auf Düngemittel angewiesen, und die Erzeugung dieser muss in Österreich rot-weiß-rot bleiben.“

Energie aus Biomasse ist unverzichtbar.
Der Krieg in der Ukraine zeigt drastisch die Abhängigkeit der EU und Österreichs vom Import fossiler Energieträger. „Es zeigt sich, wie unverzichtbar Energie aus Biomasse aus heimischer Land- und Forstwirtschaft für eine sichere Versorgung im Energiebereich ist. Nur wenn wir die heimische Biomasse nutzen, kann uns die Energiewende gelingen und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert werden. Daher muss die Forcierung erneuerbarer Energieträger in und aus der Region oberste Priorität haben. Das ist das Erfolgskonzept der Zukunft“, betont Schmuckenschlager. Dazu sind dringend die noch fehlenden Durchführungsbestimmungen im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) notwendig genauso wie jene für das Sonderinvestitionsprogramm „Energieautarke Bauernhöfe“. Zudem müssen die Land- und Forstwirtschaft sowie die gesamte Verarbeitungskette der Lebensmittelwirtschaft prioritär behandelt werden, sollte es zu weiteren Verschärfungen durch die reduzierten Gaslieferungen von Russland nach Europa kommen.

Planungssicherheit für Tierhalter ist wichtiger Schritt.
Das neue Tierwohl-Paket bringt Weiterentwicklungen für die Tierhaltung in Österreich, vor allem aber auch in der Planungssicherheit und Berechenbarkeit für die Betriebsführer. „Es gibt jetzt Klarheit hinsichtlich Übergangsfristen – das ist ein wichtiger Schritt, Neu- und Umbauten in der Tierhaltung sind schließlich sehr kostenintensiv und müssen über einen langen Zeitraum verdient werden. In weiterer Folge geht es darum, alternative Systeme bestmöglich zu entwickeln und die Betriebe bei der Umstellung zu unterstützen“, so Schmuckenschlager und nimmt auch die Abnehmer in die Pflicht: „Österreichs Landwirtschaft bekennt sich klar zum Wohl ihrer Tiere. Nun sind auch die Partner in der gesamten Lebensmittelkette, allen voran der Handel, an der Reihe, Verantwortung zu übernehmen. Eine Weiterentwicklung beim Tierschutz darf nicht auf Kosten der österreichischen Tierhalter und deren Familien gehen. Sie muss marktorientiert erfolgen. Nur wenn Tierwohl-Programme auch am Markt nachgefragt werden, können sie sich langfristig etablieren und den Betrieben eine Zukunftsperspektive bieten.“

Dazu zählt für Schmuckenschlager auch die Kontrolle der Herkunftskennzeichnung. Er fordert den Gesundheitsminister auf, hier seiner Verantwortung nachzukommen. „Österreich hat in den letzten Jahren besonders im Schweinebereich die Standards weiterentwickelt und unterschiedet sich dadurch deutlich von anderen EU-Ländern. Unsere Bäuerinnen und Bauern sind in Vorlage gegangen. Damit die heimischen Betriebe am offenen Markt in der EU eine Chance haben, braucht es die Unterstützung und das Bekenntnis aller zu Fleisch aus Österreich“, erklärt Schmuckenschlager.

Über die Vollversammlung der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer.
Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der Vertretung der Landwirtschaft in Niederösterreich. Sie besteht aus 40 Mitgliedern, die gleichzeitig als Landeskammerräte Funktionen ausüben. Die Vollversammlung dient der Beratung und Beschlussfassung aller Angelegenheiten der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer, soweit nicht der Hauptausschuss oder der Präsident zuständig sind. (Schluss)

Rückfragen & Kontakt:
DI Christina Spangl, Pressesprecherin Landwirtschaftskammer NÖ
Tel.: 05 0259 28101,
Mobil: 0664 60259 28101,
E-Mail: christina.spangl@lk-noe.at

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