So locken Sie Headhunter auf ihre Fährte


Es gibt Leute, die rufen alle zwei Monate an -wer jede Woche anruft, nervt

Während die einen regelmässig von Executive Searchern bestürmt werden, fragen sich andere verzweifelt, wie sie auf deren Radarschirm kommen – Die wichtigsten Tipps und Tricks .

So locken Sie Headhunter auf ihre Fährte Wer mit Hilfe eines Headhunters seiner Karriere neuen Schwung verleihen will, sollte die Spielregeln der Branche kennen. Und die heissen: Gut verkaufen, aber bitte auch darüber reden. Hin und wieder in Erinnerung rufen, aber bloss nicht nerven.

Ihr Auftritt beginnt meist mit der legendären Frage „Können Sie frei sprechen?“ und endet in der Regel bei einem verdeckten Treffen in einer Hotellobby – sagen jene, die von einem exklusiven Tête-à-tête mit einem Headhunter berichten können. Wer träumt nicht davon? Der Job wird wie sonst nur die Pizza frei Haus geliefert, zudem erspart man sich einen endlosen und meist auch frustrierenden Bewerbungsmarathon.

Während die einen scheinbar regelmässig von Headhunter-Unternehmen (oder Executive Searcher, wie sie sich selbst gerne nennen) wie Kienbaum, Korn/Ferry oder Egon Zehnder bestürmt werden, warten andere vergeblich auf den berühmt-berüchtigten Anruf. Diese quält vor allem eine Frage: Wie komme ich auf den Radarschirm eines Headhunters? Die Antwort der Jäger kommt
prompt: Selbst aktiv werden und das Zepter in die Hand nehmen.

Keine Bescheidenheit

„Es fällt niemand ein Zacken aus der Krone, wenn er sich selbst ins Gespräch bringt. Das hat nichts mit Bittstellerei zu tun, wenn jemand sagt: ,Das bin ich, das tue ich und das kann ich bieten'“, findet Anja Kathrin Köstlinger, Chefin des Salzburger Büros von Neumann & Partner. Köstlinger ist seit 17 Jahren im Geschäft und weiss, wovon sie spricht: „Im Höchstfall werden 30 bis 40 Prozent der Jobs ausgeschrieben – alle anderen werden über Executive Search oder bestehende Kontakte besetzt.“ Auch Branchenkollegin Natalie Ecker von Signium International in Wien rät zur geplanten Eigen-PR: „Es gibt derzeit irrsinnig viele gute Leute am Markt. Man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen.“ Lydia Goutas, die im Auftrag von Lehner & Partner nach neuen Köpfen für Unternehmen sucht, pflichtet ihr bei: „Personal Branding ist enorm wichtig. Die Konkurrenz ist mächtig. Wir sind immer dankbar für gute Kandidaten.Doch Vorsicht: So schnell wie man in das Blickfeld eines Executive Searchers gerät, so schnell kann man auch aus diesem wieder verschwinden. Wer seine Bewerbungen wahllos nach dem Giesskannenprinzip verteilt, erreicht nur zweierlei: Kopfschütteln und volle Papierkörbe. „Ich ärgere mich masslos, wenn ich im CC einer Mail sehe, an wen die Bewerbung noch gegangen ist“, sagt Natalie Ecker.

Ehrliche Aussagen

Ihre Empfehlung: Maximal drei Berater kontaktieren und bei diesen vorab klären, ob sie die Branche auch tatsächlich bearbeiten. „Es bringt nichts, wenn man sich wahllos platziert“, findet Ecker, die von den Kandidaten zudem erwartet, dass sie offen darüber reden, bei wem sie noch gelistet sind. „Ganz emotionslos“ reagiert hingegen Anja Kathrin Köstlinger, die u.a. für Red Bull den Markt sondiert, auf die besonders fleissigen Bewerber. „Es ist das gute Recht eines jeden, seine Chancen zu optimieren. Ich habe nichts dagegen, solange mit offenen Karten gespielt wird.“

Tue Gutes und rede vor allem darüber, ist eine Devise, die Wolfgang Breidert, Chef der Managementberatung PMC, wechselwilligen Kandidaten ans Herz legt. Das bedeutet: Man muss was tun, um die Aufmerksamkeit auf sich zu richten. „Die meisten werkeln im Stillen vor sich hin und grämen sich, weil nichts passiert“, beobachtet der Headhunter immer wieder und warnt: „Wir finden sicher nicht die graue Maus, die in der hinteren Ecke sitzt.“

Wer mit Hilfe eines Headhunters seine Karriere beflügeln will, sollte rechtzeitig seine Fühler ausstrecken. „Die meisten kommen erst, wenn sie schon den Tritt in den Hintern bekommen haben“, sagt Breidert. Ein gelegentlicher, aber regelmässiger Kontakt zum Berater ist hilfreich, da sind sich alle Executive Searcher einig.

Lästig sein ist out

Doch Vorsicht: Permanentes Anrufen und Lebenslauf aktualisieren bringt in der Regel nichts – ausser einer miesen Stimmung. Breidert erinnert sich an einen Bewerber, der sich drei Mal in der Woche nach dem Stand der Dinge erkundigt hat. Sein Informationsbedürfnis brachte ihn den begehrten Job kein Stück näher – im Gegenteil. Auch Lydia Goutas kennt solche Kandidaten. „Es gibt Leute, die rufen alle zwei Monate an, das ist okay. Wer hingegen jede Woche anruft, nervt.“ Natalie Ecker empfiehlt daher, schon im Gespräch abzuklären, wann sich der Kandidat wieder melden kann.

Ganz sicher sollte aber zum Telefonhörer gegriffen werden, wenn sich in der beruflichen Situation etwas ändert – etwa wenn ein Jobwechsel ansteht, ein MBA abgelegt wurde oder ein längerer Auslandsaufenthalt geplant ist. Ecker: „Es gehört zu den Spielregeln in der Branche, dass man sich abmeldet, wenn man nicht mehr verfügbar ist.“

Geduld ist gefragt

Ist der Kontakt zum Berater einmal hergestellt, heisst es Geduld üben. Egal, wie lange es dauert, man sollte das nie gegen sich interpretieren und bloss nicht denken: Jetzt hat sich der Berater drei Monate nicht gemeldet, so gross kann das Interesse an meiner Person gar nicht sein.

Vergingen nämlich früher von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Unterschrift unter den Arbeitsvertrag in der Regel sechs bis acht Wochen, vertrauen Unternehmen heute einmal mehr der Methode „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“. Entscheidungsprozesse, die bis zu fünf Monate dauern, sind daher längst keine Seltenheit mehr.

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