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Umfrage für das 2. Quartal 2020: NÖ Konjunktur im historischen Tiefststand

Das IV-NÖ Konjunkturbarometer ist seit dem ersten Quartal 2020 von -14,9 auf -14,6 Punkte kaum gestiegen und befindet sich nach wie vor auf einem historischen Tiefstand. Unter den 33 befragten niederösterreichischen Unternehmen mit insgesamt 13.797 Beschäftigten überwiegt sehr deutlich der Pessimismus bei der aktuellen und zukünftigen Geschäftsentwicklung. Dieses Tief ist – vergleicht man die aktuelle Stimmung mit jener des Vorjahres – vor allem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen.

„Selbst, wenn der erste Schock überwunden ist, ist die massive Unsicherheit immer noch allgegenwärtig und der Aufschwung wird schwierig. Umso dringender brauchen Unternehmen Planungssicherheit für den Herbst“, erklärt Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung NÖ (IV-NÖ), anlässlich der Umfrageergebnisse. Da die Auftragslage in den meisten Industriebetrieben noch weit vom Niveau des Vorjahres entfernt ist, brauchen die Unternehmen ab Herbst eine verlängerte Unterstützung oder ein neues Modell der „Corona-Kurzarbeit“ für die nächsten ein bis zwei Jahre. Dabei sind drei Dinge entscheidend, wie Salzer erklärt: „Erstens Praxistauglichkeit sowie ein möglichst geringer Bürokratieaufwand. Zweitens sollen Betriebe auch weiterhin nur für tatsächlich geleistete Arbeitszeit aufkommen müssen. Kosten für Nichtleistungszeiten, insbesondere der Sozialversicherung, sind in der aktuellen Situation absolut nicht tragbar. Und drittens sollten die Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit gestärkt werden. Das würde auch einen langfristigen Nutzen bringen.“

Darüber hinaus müsse klar sein, dass ein nachhaltiger Weg aus der Krise nur über ein investitionsgetriebenes Wachstum führen kann. „Mit Maßnahmen wie der Investitionsprämie hat die Regierung bereits wichtige Schritte angekündigt. Nun muss die rasche und praktikable Umsetzung folgen“, so Salzer.

Die Ergebnisse der aktuellen IV-Konjunkturumfrage.
Die aktuelle Geschäftslage wird von den niederösterreichischen Betrieben in erster Linie als „schlecht“ (36%) beurteilt, während 33 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ und 31 Prozent als „durchschnittlich“ bewerten. Unterm Strich ergibt sich hier ein Bewertungssaldo von -3 Prozentpunkten, der sich seit dem ersten Quartal 2020 (+20) deutlich verschlechtert hat. Auch bei der Einschätzung des aktuellen Auftragsstands sackte das Barometer von +39 im Vorquartal auf +2 Punkte eindeutig nach unten. Die Einschätzungen zu den aktuellen Auslandsaufträgen haben sich ebenso massiv verschlechtert – hier sank der Saldo von +6 auf -22 Prozentpunkte. „Hier sieht man, wie stark auch andere Länder von den Folgen der Coronakrise betroffen sind. Und das wirkt sich natürlich auch auf die exportorientierten Industrieunternehmen in Österreich aus. Je weiter weg die Märkte sind, desto schwieriger wird es natürlich für die exportierenden Unternehmen, zumal auch Geschäftsreisen in den vergangenen Monaten kaum möglich waren. Zudem lehrt die Erfahrung aus der Wirtschaftskrise 2008, dass manche Aufträge gekürzt, verschoben, preislich nachverhandelt oder gestrichen werden könnten – das könnte auch heuer verstärkt passieren“, so Salzer. Stark verschlechtert hat sich auch die derzeitige Ertragssituation: Hier sank der Bewertungssaldo von +26 Prozentpunkte im Vorquartal auf -24 Prozentpunkte. Aktuell gehen 35 Prozent der befragten Betriebe von einer schlechteren Ertragssituation aus und nur 11 Prozent von mehr Erträgen.

Prognosen zeigen: Unternehmen glauben an Besserung.
Die Prognosen für den Herbst haben sich leicht gebessert – wobei hier das niedrige Ausgangsniveau durch das Stimmungstief Ende März nicht außer Acht gelassen werden darf. So stieg zwar der Bewertungssaldo bei der Produktionstätigkeit in drei Monaten von -55 auf -12 Prozentpunkte – was daran liegt, dass die Unternehmen ihre Produktion seit Ende März wieder vorsichtig hochfahren konnten. Dennoch bewerten 19 Prozent der Unternehmen ihre Produktionstätigkeit weiterhin als „schlecht“, während nur 7 Prozent von einer Verbesserung in den nächsten drei Monaten ausgehen. Ähnlich verhält es sich mit bei der Produktionskapazität in drei Monaten: Jedes fünfte Unternehmen (20%) geht von einer geringeren Produktionskapazität aus, während nur sieben Prozent mit einer steigenden Produktionskapazität rechnen. Unterm Strich stieg der Bewertungssaldo auch hier von -55 auf -12 Prozentpunkte.

Weiters rechnen die Unternehmen nach wie vor überwiegend mit sinkenden Verkaufspreisen in den nächsten drei Monaten. Der Saldo ist mit -30 Prozentpunkten (nach -39 im Vorquartal) weiterhin im negativen Bereich, denn 30 Prozent der Betriebe rechnen mit schlechteren Verkaufspreisen, während kein Unternehmen von höheren Verkaufspreisen ausgeht. Die je nach Branche, mitunter sogar je nach Produktportfolio, höchst unterschiedliche Mengenentwicklung in Verbindung mit einem zunehmenden Preisdruck auf den nationalen und internationalen Märkten setzt den Unternehmen massiv zu. Daher erwartet auch nur eine Minderheit von fünf Prozent eine Verbesserung der Ertragssituation in sechs Monaten. 31 Prozent gehen von schlechteren Erträgen im nächsten halben Jahr aus. Unterm Strich stieg der Bewertungssaldo seit dem Vorquartal von -61 auf -27 Prozentpunkte. Eine ähnliche Entwicklung weisen die Bewertungen der Geschäftslage in sechs Monaten auf: Hier stieg der Saldo von -50 auf -27 Prozentpunkte.

„Obwohl die Skepsis nach wie vor überwiegt, haben die Unternehmen den großen Schock zu Beginn der Coronakrise mittlerweile überwunden und blicken wieder vorsichtig nach vorne“, so Salzer.

Auch die Einschätzungen zum Beschäftigtenstand in drei Monaten lassen einen Hoffnungsschimmer zu: Hier stieg der Bewertungssaldo von -51 auf -19 Prozentpunkte. 22 Prozent der Unternehmen rechnen bis zum nächsten Quartal mit einem niedrigeren Beschäftigtenstand, während fünf Prozent sogar mehr Leute einstellen möchten. Wie sich die konjunkturelle Lage im Herbst auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, hänge aber auch davon ab, ob es eine verlängerte Unterstützung oder ein neues Modell der „Corona-Kurzarbeit“ geben wird. „Dank der Corona-Kurzarbeit konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz enormer Auftragseinbrüche in Beschäftigung bleiben. Kündigungen waren und sind schließlich die allerletzte Option für die Unternehmen. Außerdem brauchen wir gerade für den Wiederaufschwung wir genug Fachkräfte. Die Industriebetriebe sind auch nach wie vor auf Suche nach Lehrlingen für Herbst. Schließlich wird diese Krisenzeit vorübergehen und der Fachkräftemangel wieder ein heißes Thema werden“, so Salzer.

Befragungsmethode:
Bei der Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, haben dieses Mal 33 Unternehmen mit insgesamt 13.797 Beschäftigten teilgenommen. Der Befragungszeitraum umfasste den 3. bis 23. Juni 2020.

Das Konjunkturbarometer ist der Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsentwicklung bei den befragten Unternehmen. Bei den Detailergebnissen der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.

Pressefotos und Grafiken unter:
https://niederoesterreich.iv.at/de/presse

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