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Verkehrsstudie: EU-Netze können den Ost-West-Graben nicht überwinden

Ost- und Westeuropa unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf rechtsstaatliche Prinzipien, sondern auch auf die Infrastruktur.

Die zukünftige Schaffung von Transeuropäischen Transportnetzen (Trans-European Transport Network, Ten-T) wird zwar Verbesserungen mit sich bringen, die gegenwärtige Situation jedoch nicht signifikant verändern. So lautet das Fazit mehrerer Forschungsprojekte zum Marktzugang in der EU mittels Flug-, Schiffs-, Straßen- und Bahnverbindungen, durchgeführt von dem auf regionale Analyse spezialisierten Studienprogramm ESPON.

Dabei beobachteten die Forscher, dass in den meisten europäischen Regionen beim Zugang zu sämtlichen Verkehrsmitteln Veränderungen festzustellen seien.

Die signifikantesten Verbesserungen beim Straßenverkehr gab es im Südwesten und im Norden Europas, während sich die Bahnverbindungen insbesondere in Süditalien, Nordgriechenland, in großen Teilen Portugals, in Spanien und Schweden sowie in einigen Grenzregionen verbessert haben (etwa zwischen Österreich, der Tschechischen Republik, Ungarn und der Slowakei).

Am unteren Ende der Rangliste steht den Forschern zufolge Zentralosteuropa, trotz der großen Infrastrukturprojekte, die Ost und West verbinden und den Marktzugang mittels Straßen- und Bahnverkehr potenziell gestärkt haben.

Im Gegensatz dazu trugen Flugverbindungen signifikant zur Entwicklung des Zugangs bei, hieß es in der Studie.

Insgesamt sei die Leistung der neuen Verkehrsnetze hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ursache hierfür sei insbesondere ein Mangel an Intermodalität, das heißt, dass Güter beim Transport leicht von einem Verkehrsträger auf einen anderen verladen werden können.

Die Diskrepanz ist tendenziell in den europäischen Hauptstädten, einigen mittelgroßen Städten und in den zentralen Touristenregionen weniger ausgeprägt.

Anderseits liegen periphere Regionen deutlich unter dem EU-Durchschnitt – und das trotz Investitionen in diverse Arten der Verkehrsinfrastruktur.

Laut den Forschern werden sich die Zugänglichkeitsmodelle mit der Fertigstellung der Ten-T-Verkehrskorridore verändern.

Am stärksten dürfte sich dabei bis 2030 der Zugang über die Straße in Süd- und Osteuropa verbessern, insbesondere in den Kernstaaten der EU.

Im Hinblick auf Bahnverbindungen wird das größte Wachstum für die Regionen im Südwesten und Zentralosten Europas vorhergesagt (weniger stark für Bulgarien und Rumänien). Das höchste Niveau an Bahnverkehrsverbindungen dürfte jedoch weiterhin in Kerneuropa zu verzeichnen sein.

Bei der Entwicklung des Flugverkehrs sehen die Studienautoren drei mögliche Szenarien:

Im ersten Szenario gelingt es regionalen Flughäfen, ihre Passagierzahlen und ihr Flugaufkommen zu steigern. So würden sie zu Schnittstellen für größere Regionen werden.

Im zweiten Szenario verlieren die regionalen Flughäfen aufgrund von Wettbewerbsdruck Passagiere und Flüge an die großen Flughäfen, mit dem Ergebnis, dass sich der Marktzugang mittelgroßer Städte potenziell verschlechtern dürfte.

Das letzte Szenario basiert auf einem allgemeinen Rückgang des Flugverkehrs aus Umweltgründen. Hier würde sich der Graben beim Marktzugang zwischen den Zentren und der Peripherie der EU weiter vertiefen. Lediglich einige Regionalhauptstädte und Metropolen dürften dann wettbewerbsfähig bleiben, wie etwa Rom-Mailand, Madrid-Barcelona, Bukarest und Warschau.

Rückfragen & Kontakt:
Nikos Lampropoulos
Press and Media Project Expert
nikos.lampropoulos@espon.eu
www.espon.eu

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