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Was in Österreich für eine starke Schiene fehlt

Rund 100 Entscheidungsträger und Manager aus dem Eisenbahnsektor sind in der Vorwoche der Einladung des Fachverbandes der Schienenbahnen zur jährlichen Wintertagung gefolgt. Diese fand heuer auf Initiative der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) in Innsbruck statt.

Die Tiroler Verkehrslandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe betonte in ihrer Rede vor den Branchenvertretern: „Die Eisenbahn, als eines der ältesten und – elektrisch betrieben – immer noch klimafreundlichsten Transportmittel erlebt eine Renaissance: Bahnreisen als Alternative zum Fliegen, Schienentransport statt Lkw-Transit oder für den beruflichen Alltagsweg, S-Bahn statt Auto. Um all diesen erfreulichen Forderungen gerecht zu werden, brauchen wir eine Abkehr vom Straßenverkehr als Premiumtransportmittel und eine weitere Attraktivierung der Schienenangebote.“

Viel Potenzial für die Eisenbahn erkennt auch EU-Abgeordnete Barbara Thaler. „Wir brauchen ein echtes europäisches Schienennetz. Bislang hemmen uns bürokratische und nationalstaatliche Hürden, wie unterschiedliche Stromspannungen, nationale Zulassungen oder die Tatsache, dass an der Grenze ein Lokführer eingesetzt werden muss, der die Landessprache spricht. Mit dem Abbau von Barrieren und dem Ausbau der Schieneninfrastruktur wird die Bahn für Fahrgäste und Wirtschaft effizienter, verlässlicher und leistbarer“, betonte sie.

Das aktuelle Regierungsprogramm wird von den Interessensvertretern und Bahnmanagern daher unisono positiv bewertet.

Die wichtigsten Punkte:

· Sicherstellung flächendeckender Angebote im öffentlichen Verkehr.

· Investitionsprogramm für Privatbahnen.

· Bekenntnis zur nachhaltigen Absicherung von Regional- und Nebenbahnen.

· Initiativen zur technischen und betrieblichen Harmonisierung im grenzüberschreitenden Verkehr (bspw. einheitliche Betriebssprache).

· Förderung und Ausbau von Anschlussbahnen.

· Verstärkte Verlagerung der Güter auf die Schiene.

Der gesamte Fachverband als übergeordnete Interessensvertretung und seine Mitglieder als Gestalter und Umsetzer der ambitionierten Vorhaben stehen voll unterstützend und geschlossen hinter dem Regierungsprogramm. Gleichzeitig gibt es aber noch große Unsicherheiten über die Realisierung der ambitionierten Ziele. Dies wird laut den Experten die größte Herausforderung.

Im Hinblick auf eine Reihe weiterer Maßnahmen sieht der Fachverband „zentrale offene Punkte“, die derzeit noch ungeklärt sind, wie der

· Abschluss der regionalen Verkehrsdiensteverträge auf zehn Jahre oder länger.

· Abschluss der mittelfristigen Investitionsprogramme für die Privatbahnen.

· Mitarbeiter-Offensive: Lokführer ab 18 Jahren im nationalen Verkehr und einen leichteren Zugang zu einer öffentlichen Ausbildung im Eisenbahnbereich.

· Kein Golden Plating, d.h. Entbürokratisierung und keine Übererfüllung von EU-Recht.

„Für mehr öffentlichen Verkehr auf der Schiene muss auch das Rollmaterial und die Infrastruktur finanziert werden. Nur dann können wir die von uns geforderte Verkehrsleistung umsetzen“, so Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbands Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich.

www.wko.at

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