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Was macht die Wissenschaft (nicht) für die Nasse Logistik?

Suboptimale Planung im Güterverkehr verursacht Mehraufwand, verlängerte Lieferzeiten, zusätzliche Kosten und Umweltbelastungen, schreibt die Forschungsförderungsgesellschaft zur Ausschreibung für das Projekt „Intelligente agentenbasierte Lokumlaufsimulation und -optimierung im Güterverkehr Österreichs“. Das A und O jeder Transportplanung. Genau deshalb läuft das Projekt, das Mitte 2020 abgeschlossen werden soll unter der Abkürzung „A und O“.

Redaktion: Peter Baumgartner.

Der Gütertransport auf der Schiene steht zunehmend unter Druck: Die verfügbaren Ressourcen werden knapper, Kosten müssen enger kalkuliert werden und die Kundinnen und Kunden erwarten sich, dass die versprochene Leistung zeitgerecht erbracht wird“, erläutert Philipp Hungerländer, einer der Projektpartner an der Uni Klagenfurt (Institut für Mathematik). Hinzu kommt, dass sich Umwege negativ auf die CO2-Bilanz auswirken. Die Planungen sind kompliziert und häufig bestehen große Differenzen zwischen den theoretischen Prozessen und deren praktischen Ausführungen. Philipp Hungerländer sieht in diesem Bereich hohen Forschungsbedarf und ein großes Optimierungspotential: „Dem österreichischen Schienengüterverkehr geht es dabei nicht viel anders wie vielen anderen internationalen Logistik- und Transportunternehmen.“

Im Projekt „Intelligente agentenbasierte Lokumlaufsimulation und –optimierung im Güterverkehr Österreichs“ will man nun mittels einer großen vorhandenen Datenmenge des Schienengüterverkehrs ein so genanntes „Train Delay Prediction System“ erarbeiten und Streckenkapazitäten berechnen. Darauf aufbauend plant das Projekt-Team spezielle, auf die Problemstellung zugeschnittene Optimierungsalgorithmen für die Lokumlauf- und Routenplanung zu entwickeln. Das neue Planungstool soll schließlich in Simulationen getestet werden. Philipp Hungerländer führt zum Projektziel aus: „Wir wollen Optimierungsalgorithmen entwickeln, die eine automatisierte, rasche, effiziente und robuste Lokumlauf- und Routenplanung des österreichischen Güterverkehrs ermöglichen.“ Hier soll also mit einer innovativen Forschungsarbeit dem Schienen-Güterverkehr auf die Sprünge geholfen werden – zum Wohle aller, auch der Umwelt. Ein lohnendes Ziel.

Die im „AundO“ beschriebenen Zielwünsche und Defizite treffen allerdings auf alle Verkehrsträger zu – auch auf die Binnenschifffahrt. Warum also nicht gleich eine gesamtheitliche Forschungsstrategie anstreben? Ist es nicht denkbar, dass man ein optimales Planungsergebnis für den Schienentransport findet, welches sich unter gleichzeitiger Betrachtung der Binnenschifffahrt als völlig falsch entpuppt? Ein interessanter Forschungszugang wäre zum Beispiel, den Schien- und Wasserstraßentransport unter obigen Gesichtspunkten gemeinsam zu betrachten und die gegenseitigen Vorteile im Sinne einer optimalen Transportplanung zu erforschen.

Wie schaut die optimale Transportplanung zum Beispiel aus, wenn die vorhandenen Ressourcen beider Transportarten im Sinne einer optimalen Transportwahl (Kosten, Umwelt, Lieferzeit etc.) abgewogen werden. Vielleicht käme heraus, dass der eine oder andere Transportanbieter öfter über den Tellerrand schauen sollte. Vielleicht ließen sich betriebswirtschaftliche Kooperationen dort darstellen, wo sie momentan gänzlich unmöglich erscheinen.

Denkbar wäre auch, dass die Forschung feststellt, es ist reine Ressourcen Verschwendung Güter auf der Schiene zu transportieren, die auf der Wasserstraße besser aufgehoben sind. Eigentlich ist es verwunderlich, warum es noch kein Forschungsprogramm gibt, dass zum Beispiel Aufgaben und Ziele einer gemeinsamen Transportplanung von Bahn und Binnenschiff verknüpft. Man muss nur an die oft geäußerten gemeinsamen Ziele wie Verkehr verlagern/vermeiden/verbessern, Kooperationen fördern und Trimodalität denken.

In Zeiten wie diesen gilt es die Binsenweisheit „wir sitzen alle im gleichen Boot“ mehr denn je zu berücksichtigen. Wir können es uns vor dem Hintergrund endlicher Ressourcen, drohender Krisen weltweit und der mit dem Verkehr zusammenhängenden Umweltauswirkungen schlicht nicht mehr leisten, dass Selbstdarsteller bestimmen, was der Gesellschaft guttut.

Zusammen sind wir stark und überlebensfähig. Genau das zeigt sich eindrucksvoll bei der Bewältigung der gegenwärtigen Krise. Dazu können wir die Vordenker in innovativen Forschungsansätzen sehr gut gebrauchen. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass wir ganz andere Förderansätze brauchen, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Vielleicht müssen wir in der Logistikausbildung ganz neu denken. Ja sogar die Logistikinfrastruktur, der Schiffbau und bis hin zum einfachen Transportbehälter, könnten durch einen neuen Forschungsansatz zur Disposition gestellt werden. Und wer will mit Gewissheit behaupten, dass man nicht die gesamte Suprastruktur einfach neu denken muss?

Der Kopf ist rund, damit die Gedanken leichter die Richtung ändern können. Wir wissen zwar schon lange, wie man auf den Mond kommt, aber wie man auf der Erde die Logistik optimal organisiert ohne die Umwelt zu ruinieren, wissen wir noch nicht. Wird uns die Forschung, werden uns die klugen Köpfe rechtzeitig den richtigen Weg zeigen?  (PB)

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2020

 

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