Was tun gegen steigende Energiekosten in der Logistik?
Hohe Energiekosten belasten die Logistikbranche enorm. Speditionen müssen sparen, gleichzeitig aber nachhaltiger wirtschaften. So sind viele Unternehmen bereit, in erneuerbare Energien zu investieren, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist. Doch welche Maßnahmen lohnen sich wirklich? Von smarter Energiebeschaffung über alternative Energiequellen bis hin zu digitalen Lösungen – dieser Artikel zeigt, wie Transportbetriebe ihre Energiekosten gezielt senken können.
Energiebeschaffung: Kosten senken durch clevere Strategien
Die Wahl des richtigen Energielieferanten und die Optimierung der Einkaufskonditionen sind zentrale Hebel zur Kostenreduzierung. Besonders sinnvoll kann die Bündelung des Energiebezugs durch Einkaufsgemeinschaften sein. Sie verhandeln für Unternehmen bessere Tarife und ermöglichen Einsparungen durch Mengenrabatte.
Ein weiterer Ansatz ist die Absicherung gegen Preisschwankungen durch langfristige Energieverträge. Fixpreisvereinbarungen bieten Planungssicherheit und helfen, Kostensteigerungen zu vermeiden. Je nach Marktlage können Speditionen auch auf flexible Tarifmodelle setzen, um günstige Marktpreise optimal zu nutzen.
Wie wichtig sind die Energiekosten tatsächlich für Unternehmen? Laut einer umfassenden Marktstudie zur Energiewende gaben etwas mehr als zwei Drittel der Führungskräfte an, dass die Energiekosten eine große Bedeutung für ihr Unternehmen haben.
Erneuerbare Energien: Unabhängigkeit und langfristige Einsparungen
Der Umstieg auf erneuerbare Energien reduziert nicht nur CO₂-Emissionen, sondern kann langfristig auch Kosten senken. Laut besagter Studie zur Energiewende wurden bereits im Jahr 2023 52 % des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 80 % steigen – ein klares Signal für Unternehmen, verstärkt in nachhaltige Energiequellen zu investieren.
Unabhängigkeit durch Eigenstrom und Förderungen
Besonders attraktiv Photovoltaikanlagen für Unternehmen wie Logistikbetriebe auf Lagerhallen, die Eigenstromerzeugung ermöglichen. Auch der Einsatz von Windkraft oder Biogas kann in energieintensiven Betrieben sinnvoll sein. Zudem können Batteriespeicher helfen, Stromkosten zu optimieren, indem Lastspitzen abgefedert und der Eigenverbrauch maximiert werden.
Außerdem können Förderprogramme der KfW-Bank und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Investitionen erleichtern und die finanzielle Belastung reduzieren. Unternehmen, die diese Möglichkeiten gezielt nutzen, können sich unabhängiger von schwankenden Strompreisen machen und gleichzeitig auf erneuerbare Energie setzen.
Wachsendes Potenzial in der Energiewende
Insgesamt sieht knapp die Hälfte der Befragten großes Potenzial in der Steigerung der Energieeffizienz (53 %) und Nachhaltigkeit (48 %) im Unternehmen. Bei den befragten Führungskräften ist dieser Anteil sogar etwas größer, sowohl für Nachhaltigkeit (58 %) als auch für Energieeffizienz (55 %).
Dies bedeutet, dass zukünftige Entwicklungen in diesen Bereichen angestrebt werden. Denn Unternehmen, die frühzeitig investieren, können nicht nur Kosten senken, sondern auch einen Beitrag zur Energiewende leisten. Laut den Ergebnissen der Studie zählt der Klimaschutz zu den größten Chancen (62 %). Zu den assoziierten Risiken zählen hingegen die wahrgenommenen hohen Kosten.
Alternative Kraftstoffe: LNG, Wasserstoff & E-Mobilität
Während Dieselpreise steigen, können aber auch neue Kraftstoffe eine Alternative bieten. Beispielsweise reduziert LNG (Flüssigerdgas) CO₂-Emissionen und den Partikelausstoß über sehr weite Strecken, während Wasserstoff insbesondere für den Schwerlastverkehr Potenzial bietet. Währenddessen bleibt Elektromobilität zunehmend für kürzere Strecken wirtschaftlich, vor allem in urbanen Logistiknetzwerken.
Jede Technologie hat ihre Vor- und Nachteile. Während LNG bereits eine etablierte Alternative darstellt, gibt es Umweltbedenken in Bezug auf dessen Gewinnung. Der Erfolg von Wasserstoff in der Schlüsselrolle für die Erreichung von Klimazielen hängt stark vom Ausbau der Infrastruktur ab.
Elektroantriebe punkten hingegen mit hoher Energieeffizienz, sind jedoch noch nicht für alle Anwendungsbereiche geeignet. Deshalb ist es essenziell, dass Unternehmen vorab individuell prüfen, welche Antriebsart zu ihrem Fuhrpark passt und welche Förderungen zur Verfügung stehen.
Digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung
Neben der Energiebeschaffung und alternativen Kraftstoffen sind digitale Technologien inzwischen ein wertvolles Werkzeug, um den Energie- und Kostenverbrauch zu optimieren, wie beispielsweise durch Routen- und Tourenoptimierung. Moderne Dispositionssoftware nutzt Echtzeit-Verkehrsdaten, um die effizienteste Route zu berechnen. Dies spart Kraftstoff und reduziert Leerfahrten. Unternehmen, die solche Systeme einsetzen, berichten von Einsparungen von bis zu 15 %.
Auch ein intelligentes Energiemanagement ist zentral. Transportbetriebe können durch vernetzte Systeme ihren Energieverbrauch analysieren und optimieren. Smart Meter und intelligente Sensoren erkennen Energieverschwendung in Lagern und Depots und ermöglichen gezielte Einsparmaßnahmen.
Politische Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten nutzen
Viele Unternehmen zögern bei Investitionen in erneuerbare Energien oder alternative Kraftstoffe, da die Kosten hoch erscheinen. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte (53 %) nennt finanzielle Ressourcen als größte Herausforderung bei der Umsetzung der Energiewende im Unternehmen. Allerdings gibt es neben den bereits erwähnten staatlichen Förderprogrammen auch Zuschüsse des BAFA.
Auch EU-Förderprogramme unterstützen klimafreundliche Logistiklösungen. Unternehmen sollten regelmäßig aktuelle Förderangebote prüfen und sich von Experten für Energiebeschaffung beraten lassen.
Wer jetzt handelt, spart langfristig Energiekosten
Steigende Energiepreise sind eine Herausforderung für viele Unternehmen, bieten aber auch Chancen. Denn wer auf clevere Energiebeschaffung sowie erneuerbare Energien und digitale Lösungen setzt, kann sich langfristig unabhängiger von Preisschwankungen machen und so wettbewerbsfähig bleiben. Fördermittel und innovative Technologien reduzieren Kosten und unterstützen Unternehmen darin, nachhaltiger zu wirtschaften – ein entscheidender Vorteil in der Logistikbranche.
Philip Gutschke ist Bereichsleiter Energiebeschaffung bei der wattline GmbH und seit über 15 Jahren im Energiesektor tätig. Nach Stationen als Unternehmensberater und bei einem Energieversorger verantwortet er seit 2011 die Einkaufsprozesse der wattline-Energiegemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW. Darüber hinaus begleitete er über 20 Jahre das Familienunternehmen seiner Frau im Logistiksektor und gewann dadurch wertvolle Einblicke in die Herausforderungen der Branche. Im Rahmen seiner Weiterbildung zum European Energy Manager befasste er sich außerdem mit der Optimierung der Beleuchtung in Logistikzentren zur Steigerung der Energieeffizienz.