Wiener Hafen forciert langfristige Partnerschaften
Der Wiener Hafen legt für 2023 eine eindrucksvolle Bilanz vor. Als Logistik-Drehscheibe und attraktiver Betriebsstandort will man noch stärker das Gewerbe-Geschäft fokussieren, betonen die Geschäftsführer Fritz Lehr und Doris Pulker-Rohrhofer.
Im Wiener Hafen läuft es geschäftlich gut. Bei einem um mehr als elf Prozent höheren Umsatz von beinahe 62 Mio. Euro stieg das ausgewiesene Betriebsergebnis um beachtliche 40 Prozent auf 8,7 Mio. Euro. Gleichzeitig wurden Investitionen von mehr als 15 Mio. Euro realisiert. Ausschlaggebend für die deutliche Steigerung des Betriebsergebnisses waren für den kaufmännischen Geschäftsführer Fritz Lehr zwei Ereignisse: Da war das florierende, einträgliche Immobiliengeschäft und da wurden einige neue namhafte Kunden mit Betriebsansiedlungen im Bereich des Hafens Freudenau gewonnen. So beispielsweise wurden und werden neue Hallen für die Lagerung von verschiedenen Produkten des Industrieunternehmens Siemens errichtet bzw. werden heuer zwei weitere Lagerhallen für diesen Kunden fertiggestellt. Diese neuen Lagerfazilitäten bieten Platz auf einer Gesamtfläche von rund 9.000 m2. Blicken Fritz Lehr und die technische Geschäftsführerin des Hafens, Doris Pulker-Rohrhofer, auf das vergangene Jahr zurück, so bilanzieren sie: „Es lief und läuft sehr gut“.
Der Umsatz 2023 war ein neuerlicher Rekord und festigte einmal mehr die Rolle der drei Häfen als zentrale Logistikstandorte innerhalb der Wiener Stadt. Der Wiener Hafen mit seinen drei Standorten Freudenau, Lobau und Albern existiert seit 62 Jahren und ist Teil der Wien Holding, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert.
Die Lagerflächenauslastung lag im Vorjahr bei 95 Prozent und mit deren Vermarktung wurde mit knapp mehr als 18 Mio. Euro der Umsatz um 21 Prozent gesteigert. Und die Nachfrage ist ungebrochen und ist der Grund dafür, dass derzeit das dritte Verlandungsprojekt realisiert wird.
Sprich, es wird ein weiterer Teil des Freudenauer Hafenbeckens zugeschüttet und so zusätzliche Landflächen für unterschiedliche Nutzungen geschaffen.
Unterm Strich bringen die drei Aufschließungsvorhaben zusätzliche Landflächen von rund 113.000 m2, wie Lehr betont. Ein Teil davon wird künftig für die Expansion im Bereich des Containerterminals von Wiencont genutzt und je nach Nachfrage kann man weiteren interessierten Unternehmen Platz in diesem Hafenteil anbieten. Mit den Zuschüttungen wurde das Hafenbecken um ein Drittel verkleinert, sodass noch immer ausreichend Platz für Schiffe bleibt. Infrastruktur seitig spielen Bahn und Straße zusammen die eindeutig größere Rolle, weil sich das Gros des Geschäfts landseitig abspielt und der wasserseitige Umschlag bzw. Transporte mit den Donauschiffen eher als „Überdruckventil“ gesehen werden kann. Damit meint Lehr, dass Güter eher dann auf das Wasser kommen, wenn die Kapazitäten auf der Schiene an die Grenzen stoßen. Um mehr Cargo auf die Donau bzw. generell auf die Wasserstraßen zu bringen, bedarf es entsprechender politischer Weichenstellungen. Faktum ist, dass Wassertransporte operativ nicht immer kalkulierbar sind, Hoch- oder Niederwasser, Unwetter etc. bringen Transportketten schnell durcheinander und sicherheitshalber sollten landseitige Transportalternativen als Ausweichmöglichkeit eingeplant sein.
Auch wenn in Albern und Freudenau im Vorjahr etwas weniger Tonnage über die Kaikanten kam so stieg im Gegensatz dazu das Umschlagsvolumen in Lobau, weil dort wieder deutlich mehr flüssiges Cargo umgeschlagen wurde. Stark nach oben entwickelt haben sich Massen- und Schwergüter, deren Tonnage sich um 37 Prozent auf beinahe einer Million Tonnen erhöhte. Im Wiencont-Terminal wurden im Vorjahr 470.000 TEU umgeschlagen, um sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor aber umsatzseitig stieg man mit mehr 19 Mio. Euro besser aus als 2022 mit 16,9 Mio. Euro. Der Volumenrückgang erklärt sich mit dem volatilen wirtschaftlichen Umfeld sowie geringe Planbarkeit und rückläufige Produktivität infolge zahlreicher Zugausfälle während des ganzen Jahres. Zufriedenstellend entwickelt hat sich das Container-Depot- und Reparaturgeschäft.
Die Wien Holding als Eigentümer des Hafens hat in den vergangenen Jahren immer wieder grünes Licht gegeben für zahlreiche Investitionen, „wir sprechen von überproportionalen Investments, die bisher gemacht worden sind“, so Lehr. Das muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass der Hafen nicht nur betriebswirtschaftlich unternehmerisch agieren muss, sondern dass er auch einen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Wien leistet. Beispiele dafür sind die laufend weiter ausgebaute Infrastruktur wie etwa die Hafentore in Freudenau und Albern als Hochwasserschutzmaßnahme nicht nur für die Häfen selbst, sondern auch für die in den angrenzenden Wiener Stadtbezirken lebenden Bewohner.
Lehr: „Unser Ziel ist nicht nur den maximalen betriebswirtschaftlichen Erfolg herauszuholen, sondern gleichzeitig einen hohen Nutzwert für die angesiedelte Wirtschaft und die Bürger der Stadt Wien zu generieren“. „Es gibt in Österreich keine bessere trimodale Logistik-Drehscheibe wie unseren Hafen, weil hier drei Verkehrsträger an einem Standort optimal miteinander verbunden sind“.
Eine Drehscheibe, die in unruhigen Zeiten wie beispielsweise während der Corona-Pandemie als kritische Infrastruktur ihr Funktionieren bewiesen hat – im Interesse der Versorgungssicherheit der Bevölkerung.
Anfang dieses Jahres hat der Hafen mit dem sogenannten HQ1 (ehemals eine Lampenfabrik) in der Haidestraße im elften Wiener Gemeindebezirk eine weitere Immobilie gekauft, in der künftig nicht unbedingt logistikaffine Gewerbebetriebe angesiedelt werden sollen. In Zukunft noch mehr solche Unternehmen anzulocken, ist erklärtes Ziel der beiden Manager. Mit dem gut ausgelasteten HQ7 besteht bereits eine gewerbliche genutzte Immobilie, in der Firmen aus unterschiedlichen Branchen angesiedelt sind.
Lehr, der seit 13 Jahren als Geschäftsführer fungiert, will auch langfristige Partnerschaften forcieren und Unternehmen ansprechen, die nach einem zentralen Standort in Wien suchen. Blickt die Geschäftsführung des Hafens Wien auf die vergangenen Jahre zurück, so zeigt sie sich zufrieden mit der bisherigen stabilen Entwicklung des Unternehmens und die Früchte, die jetzt aus den in der Vergangenheit getätigten Investitionen geerntet werden können. (RED)
Quelle: LOGISTIK express Journal Transport & Logistik 4/2024