Wird Gigaliner-Studie wegen schlechter Ergebnisse geheim gehalten?

Eine neue Studie zu den Gigalinern soll wegen der negativen Ergebnisse bewusst unter Verschluss gehalten werden. Mit diesen Vorwürfen sieht sich jetzt das Land Baden-Württemberg konfrontiert.

Die Debatte um die umstrittenen Gigaliner geht in eine neue Runde. Jetzt werden Vorwürfe laut, dass eine Studie bewusst unter Verschluss gehalten wird, weil sie nicht die gewünschten Ergebnisse liefert. Die Daimler-Studie wurde vom Bundesland Baden-Württemberg in Auftrag gegeben und sollte bereits im August die Fakten aufzeigen. Nun heißt es von offizieller Seite, dass sich der Termin auf Oktober verschiebt. „Zuerst agiert die Stuttgarter Landesregierung beim Thema Lang-Lkw ohne Distanz zur Herstellerlobby, indem sie eine gemeinsame Studie in Auftrag gibt und nun bleibt die längst überfällige Studie auch noch unter Verschluss“, kritisierten die Allianz pro Schiene, der Automobil-Club Verkehr (ACV), der BUND und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits im August. Die Verantwortlichen werfen der Landesregierung von Baden-Württemberg vor, einen „Kniefall“ vor dem Daimler-Konzern zu machen, wie es in einer Pressemeldung der Deutschen Umwelthilfe heißt.

Zahlen wurden schöngerechnet
Die Allianz pro Schiene kritisiere, dass die Zahlen schöngerechnet wurden und bei der Überladung von Güterbahnen auf die Gigaliner „wesentliche Gütergruppen ausgeblendet worden“, so der Geschäftsführer Dirk Flege. „Obwohl ‚Metalle und Metallerzeugnisse‘ bei den bisherigen Praxiseinsätzen der Gigaliner die größte identifizierte Warengruppe darstellten, haben die Autoren der Studie unterstellt, dass in diesem Marktsegment keine Güter von der Bahn abwandern würden.“

Gigaliner bringen keine Klimavorteile
Ein weiterer Grund, warum man mit der Studie nicht an die Öffentlichkeit will, seien die nicht nachweisbaren Zahlen für den Klimaschutz, heißt es vonseiten des BUND. „Klimapolitisch sind Gigaliner selbst unter den von der Industrie gesetzten Prämissen ein Flop. In Wahrheit wird der CO2-Ausstoß durch die Gigaliner sogar zunehmen, wenn man realistisch annimmt, dass künftig auch internationale Verkehre zugelassen werden und massiver Druck auf die Erhöhung der Gewichte gemacht wird“, so der Leiter Verkehrspolitik des BUND, Werner Reh. Laut der Studie würden sich die Treibhausgase um gerade einmal 0,1 Prozent verringern. Zu wenig findet auch der Automobil-Club Verkehr, welcher sich vornehmlich mit den Sicherheitsmängeln der neuen Gigaliner auseinandersetzt. „Unsere Sicherheitsbedenken werden durch die Daimler-Studie nicht entkräftet“, heißt es vom Geschäftsführer Horst Metzler. Besonders die langen Überholmanöver und die nicht für die Lang-Lkw ausgelegten Bahnübergänge, Kreisverkehre und Nothaltebuchten seien ein Problem.

Die Verbände gehen aktiv gegen die neuen Gigaliner vor und haben unter anderem eine Bürgerplattform ins Leben gerufen, auf der Protestmails gegen die Lang-Lkw an die Landesverkehrsminister geschickt werden können.

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