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WKÖ-Lebensmittelhandel: Mehr als 80 Prozent der Wertschöpfung wieder in Mitarbeiter investiert

Eine neue Studie des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Fachverbands des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) untersucht erstmals die Zusammensetzung des Bruttoverkaufspreises (= Regalpreis) im Lebensmittelhandel in Österreich. Im Gesamtdurchschnitt entfallen demnach insgesamt 24,5 Prozent des Regalpreises auf die Landwirtschaft und knapp 18 Prozent auf die Lebensmittelindustrie. Mit einem Anteil von 16,5 Prozent am Regalpreis liegt der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) an dritter Stelle. Die weiteren Positionen sind Vorleistungen aus vielen verschiedenen Sektoren sowie der Umsatzsteuer.

„Die Studie des Economica-Instituts zeigt, dass der österreichische Lebensmittelhandel nicht nur ein wichtiger Wachstums- und Beschäftigungsmotor des Landes ist, sondern als verlässlicher Partner der heimischen Bauern auch ein Garant für Regionalität, Vielfalt und Lebensqualität in Österreich“, so Christian Prauchner, Bundesobmann des Lebensmittelhandels in der WKÖ. Besonders beachtlich: Mehr als 80 Prozent der im LEH erzielten Wertschöpfung werden in die eigenen Mitarbeiter investiert. So entfallen 13,4 Prozent des Regalpreises auf Personalkosten im LEH. Dies entspricht 81,2 Prozent des insgesamt auf den LEH entfallenden Anteils am Regalpreis von 16,5 Prozent.

Die Umsatzrendite im LEH (d.h. der vom Händler erzielte Gewinn vor Ertragssteuern) fällt hingegen mit weniger als einem Prozent überaus bescheiden aus. Die Renditen im LEH betragen somit weniger als ein Fünftel des Durchschnittswertes der gesamten Wirtschaft und ein Drittel des Einzelhandelsdurchschnitts in Österreich. „Österreichs Lebensmittelhandel erzielt selbst niedrige Renditen von unter einem Prozent des Netto-Umsatzes, trägt aber als wichtigster Absatzmittler der vorgelagerten Stufen, das heißt Landwirtschaft und Verarbeitung, massiv zu deren Wertschöpfung bei“, sagt Peter Voithofer, Studienautor vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung.

„Neben dem LEH ist der Lebensmittel-Großhandel, insbesondere der Gastronomie-Großhandel mit einem jährlichen Einkaufsvolumen von rund 5 Mrd. Euro ein zweiter, bedeutender Absatzpartner der Landwirtschaft, vor allem im Tourismusland Österreich mit seiner vielfältigen, überwiegend kleinstrukturierten Gastronomie“, ergänzt Obmann Prauchner.

Handelsketten unterstreichen positive Zusammenarbeit mit Landwirtschaft.
„Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel in Österreich funktioniert – so konnten wir die Grundversorgung der Bevölkerung gemeinsam jederzeit verlässlich sicherstellen und dem verstärkten Kundenwunsch nach mehr Regionalität Rechnung tragen“, so Robert Nagele, Vorstand der BILLA AG. „Die dezentrale Struktur des heimischen Lebensmittelhandels bietet beste Voraussetzungen für langfristige Partnerschaften zwischen regionalen Nahversorgern und regionalen Lieferanten. Auch kleinere Lieferanten finden im Lebensmittelhandel einen verlässlichen Partner, mit dem sie neue Märkte erschließen und gemeinsam wachsen können“, betont Fritz Poppmeier, Vorstandsvorsitzender von SPAR Österreich. „In Partnerschaft mit zigtausenden heimischen Bauern hat der Lebensmittelhandel in den vergangenen Jahrzehnten große Meilensteine in der Regionalität gesetzt. Diese auf Dauer angelegten Beziehungen sind nicht nur Garanten für Qualität und Versorgungssicherheit, sondern auch für Verlässlichkeit und Sicherheit für beide Seiten“, ergänzt Horst Leitner, CEO von HOFER S/E.

Lebensmittelhandel generiert Bruttowertschöpfung in vorgelagerten Stufen von mehr als 6,9 Mrd. Euro.
Der LEH erwirtschaftete im Jahr 2018 (d.h. bereits vor Corona) eine direkte Bruttowertschöpfung von rund 4,3 Mrd. Euro. Hingegen erreichte die durch Lieferungen an den LEH generierte Bruttowertschöpfung der vorgelagerten Stufen (Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Lebensmittelgewerbe) einen Wert von mehr als 6,9 Mrd. Euro. Zusammen mit den Konsumausgaben der im LEH Beschäftigten (induzierte Wertschöpfung) von mehr als 500 Millionen Euro bewirkte der österreichische LEH eine Bruttowertschöpfung von insgesamt mehr als 11,7 Mrd. Euro., was einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 3 Prozent entspricht. Jeder 30te Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, kann somit unmittelbar oder mittelbar auf den LEH zurückgeführt werden.

Rund 2,1 Prozent des Regalpreises von Lebensmitteln entfallen gemäß der Economica-Studie auf Abschreibungen für Investitionen im LEH, von der Modernisierung von Filialen über klimafreundliche Kühlanlagen bis hin zu abgasarmen LKWs.

Hoher Frauenanteil und flexible Arbeitszeitmodelle.
Der LEH ist ein bedeutender Beschäftigungsmotor in Österreich. Der klassische LEH bietet mehr als 114.000 unselbständig Beschäftigen einen Arbeitsplatz. Die Anzahl der Mitarbeiter in der Branche ist in den letzten 10 Jahren um 28 Prozent gestiegen. Das Beschäftigungswachstum im LEH liegt dabei mehr als doppelt so hoch wie in Gesamtwirtschaft über dieselbe Periode. Jeder 21. Arbeitsplatz in Österreich hängt unmittelbar und mittelbar vom LEH ab. Auch beim Frauenanteil liegt der heimische LEH deutlich über der Gesamtwirtschaft. „78 Prozent der Mitarbeiter im LEH sind Frauen, 57 Prozent sind Teilzeitbeschäftige, die von flexiblen Arbeitszeitmodellen profitieren. Die Branche fungiert somit als Vorzeigebeispiel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, so Voithofer abschließend. (PWK406/NIS)

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