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AKNÖ Wieser: Handelsangestellte wollen familienfreundliche Arbeitszeiten und höhere Einkommen

Studie: Auch Kinderbetreuung, fehlende Anerkennung und Sonntagsöffnung als Problem.

In der Coronakrise sind zigtausende Arbeitnehmer*innen unter zusätzlichem Druck geraten, die ohnedies einer überdurchschnittlichen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind. Dazu gehören vor allem die Beschäftigten im Einzelhandel. Sie haben während der Lockdowns unter erschwerten Arbeitsbedingungen dafür Sorge getragen, dass die Menschen zuverlässig mit Lebensmitteln und Güter des täglichen Bedarfs versorgt werden. „Drei Viertel der insgesamt 66.700 Einzelhandels-Beschäftigten sind Frauen, sie sind die Heldinnen der Coronakrise. Erstmals wurde nun in einer Studie untersucht, wie es den ArbeitnehmerInnen in dieser Branche geht. Die wichtigsten Erkenntnisse: Sie wollen familienfreundlichere Arbeitszeiten, sie wollen mehr und mit ihrem Beruf vereinbare Kinderbetreuungsplätze, sie wollen zum Teil mehr Wochenstunden arbeiten und vor allem höhere Einkommen“, so AK Niederösterreich-Präsident Markus Wieser anlässlich der Präsentation einer aktuellen Studie zum Thema Einzelhandels-Angestellte und Covid-19.

Deutlich wurde in den Interviews auch die Wichtigkeit der Betriebsrät*innen. Sie wurden als wichtige Akteure in der Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen erkannt. „Insbesondere in den vorübergehend geschlossenen Betrieben haben sie eine zentrale Rolle als Vermittler*innen und Kommunikationsdrehscheibe gespielt“, so Wieser.

48.000 Frauen im Einzelhandel in NÖ beschäftigt.
Der Einzelhandel ist eine der größten systemrelevanten Branchen. „Jede siebente in Niederösterreich beschäftigte Frau arbeitet im Einzelhandel, das sind rund 48.000 Frauen“, so Bettina Stadler von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt FORBA, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Annika Schönauer die Studie erstellt hat.

„Die Öffnungszeigen im Handel werden von den Arbeitnehmer*innen als familienunfreundlich und sehr belastend empfunden“, so Stadler. 50 % der im Handel beschäftigten Frauen leben in einem gemeinsamen Haushalt mit (ihren) minderjährigen Kindern, 16%davon sind Alleinerziehende (8% aller im Handel beschäftigten Frauen). Arbeitnehmer*innen müssen aber regelmäßig zu sozial besonders wichtigen Zeiten, wie abends oder am Samstag arbeiten. Besonders belastend sind Dienste bis 19:00 oder 20:00 Uhr; ebenso wie die Öffnungszeiten rund um die Feiertage an Weihnachten und Silvester.

Drei Viertel der im Einzelhandel Beschäftigten (72%) sind Frauen, davon arbeiten fast zwei Drittel (63 %) Teilzeit. 12 % der Frauen und 7 % der Männer, die Teilzeit arbeiten, würden gerne das Beschäftigungsausmaß aufstocken. 12 % der im Einzelhandel beschäftigten Frauen geben als Grund für die Teilzeitbeschäftigung an, dass sie keine Vollzeittätigkeit finden konnten. Das ist ein relativ hoher Anteil. (In NÖ gesamt liegt der Wert bei nur 9 %) Vollzeitstellen bekommen meist ausschließlich Personen, die zumindest in Ansätzen Leitungsaufgaben übernehmen.

„Viele Beschäftigte im Handel haben den Eindruck, dass sie eine sehr wichtige und anstrengende Arbeit leisten, die monetär nicht ausreichend honoriert wird. Leitungsfunktionen werden ebenfalls nicht angemessen entlohnt und die hinzukommenden Aufgaben werden nicht entsprechend abgegolten“, so Birgit Schön, Leiterin der Frauenabteilung der AK Niederösterreich.

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