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DAS KERN-PROBLEM

Die größte Baustelle der ÖBB ist derzeit nicht der neue Wiener Hauptbahnhof, sondern zweifelsfrei die Rail Cargo Austria. Die international agierende 100prozentige Güterverkehrstochter, die täglich 183.000 Tonnen befördert, taumelt nach einem Verlust von 353 Millionen Euro im vergangenen Jahr schwer angeschlagen in den Seilen. ÖBB-Boss Christian Kern und die neuen RCA-Vorstände Andreas Fuchs und Erik Regter müssen das Kunststück versuchen, das Unternehmen vor einem Crash zu retten.

Die empfindlichen Preiserhöhungen in jüngster Zeit, die – wie man hört – teilweise wieder zurück genommen werden, sind die logische Folge dubioser Macheloikes, für die frühere Bahn-Manager gerade stehen müssen. Das Unternehmen ist aber nicht nur finanziell groggy, sondern auch imagemäßig unten durch – bei vielen seiner Kunden ebenso wie in der Logistikbranche, die ihm so manches übel nimmt. Etwa das Faktum, dass die Bahn mit einigen Speditionsfirmen mehr als Rivale denn als Partner auftritt.

Trotzdem ist sonnenklar, dass die Stärken der Verkehrsträger Straße, Schiene und Wasser nur dann optimal aufeinander abgestimmt werden können, wenn ein Key-Player nicht ums Überleben ringen muss. Die Troubles, mit denen es Christian Kern zu tun hat, sind also auch ein Kern-Problem all jener, die sich eine tatsächlich funktionierende Intermodalität wünschen. In diesem Sinne: Hoffen wir auf ein Happy End …

Autor: Peter Muzik ist langjähriger Wirtschaftspublizist („Wiener Zeitung“, früher „WirtschaftsBlatt“ und „trend“) sowie Inhaber der auf Evaluation von PR-Aktivitäten spezialisierten Consultingfirma Public & Media.

Logistik express Redaktion: Dr. Peter Muzik

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