|

Der lange Weg nach Sotschi 2014

Noch vor nicht allzu langer Zeit war der Name Sotschi den wenigsten Westeuropäern ein Begriff. Seit jedoch diese Stadt zum Austragungsort der 22. Olympischen Winterspiele im Jahr 2014 auserkoren wurde, hat sich das radikal geändert. Die damit verbundenen Herausforderungen erklärt Perry Neumann von Kühne + Nagel.

Mitten in der Region Krasnodar, an der Grenze zu Georgien, liegt der malerische Küstenort Sotschi mit seinen rund 331.100 Einwohnern (Stand 2007). Besonders gut betuchte Russen frequentierten bislang das subtropische Urlaubsparadies am Schwarzen Meer am Rande des Kaukasus, das im Sommer mit schwarzem Sand und Palmen und im Winter mit weißen Hängen lockt. „Im Moment mutiert die Gegend gerade zur Großbaustelle, sämtliche Sport- und Austragungsstätten werden sozusagen auf der grünen Wiese neu errichtet“, schildert Neumann die aktuelle Situation. Seit erstem März verfügt K+N über eine eigene Olympiabeauftragte, die direkt in Sotschi Anfragen koordiniert – übrigens übernimmt das Unternehmen damit eine Vorreiterrolle, bislang gibt es noch keine weiteren Repräsentanzen großer Unternehmen, die Meisten nehmen die Abstimmung der Aktivitäten von Moskau aus vor. Neumann selbst reist immer wieder an die „russische Riviera“ und kennt daher auch die Schwierigkeiten, denen man täglich begegnet: „Die Stadt ist wie ein Schlauch angelegt, die Straßen sind sehr schmal und die Bahnstrecken sind nicht ausgebaut. Zudem gibt es bislang lediglich einen Passagierhafen, auch wenn es bereits Gespräche über einen Ausbau gibt. Für Luftfracht wird ein neuer Terminal gebaut, das erleichtert die Anlieferung sehr.“ Immerhin wird bis zur geplanten Fertigstellung 2012 mit 100 Millionen Tonnen Infrastrukturmaterial zum Bau der Anlagen gerechnet, eine mit aktuellen Voraussetzungen unbewältigbare Menge. „Wenn die Cargoflut hereinbricht und nicht rechtzeitig organisiert und koordiniert wird, kommt es zu einem Kollaps“, befürchtet Neumann.

Perfekte Organisation?
Für die Durchführung der Olympiade ist nicht nur der Aufbau der Sportstätten nötig, auch die Energieversorgung und Hotels, der Wohnraum und Geschäftszentren müssen modernisiert und erweitert werden. Für die Planung und Durchführung richtete die Regierung das „Organisationskomitee Sochi 2014“ (www.sochi2014.com) ein, das unter anderem die Einhaltung der ICC-Regeln überwacht und Marketingaktivitäten steuert. Zur Umsetzung der baulichen Maßnahmen jedoch wurde eine eigene Stelle geschaffen, die staatliche Kooperation „Olympstroy“ (www.sc-olympstroy.ru), die als Auftraggeber für öffentliche Investitionsvorhaben auftritt und für insgesamt 63 Projekte zuständig ist. „Wir bewerben uns bei jenen Unternehmen, welche diese offiziellen Ausschreibungen gewonnen haben, um die Durchführung“, erklärt Neumann. Allerdings sei hierfür oftmals viel Recherche nötig: „Da kann es durchaus passieren, dass man ein Unternehmen kontaktiert, dem jedoch der Auftrag zwischenzeitig wieder entzogen wurde“, seufzt Neumann leicht.

Licht und Schatten
Die Austragung der Olympischen Spiele bringt der Region Sotschi viel Publicity und damit auch viele Touristen, sie soll auch das Image Russlands im Ausland verbessern. Durch die hohen Investitionen in die Vorbereitungen und Ausbauten entstehen wertvolle Arbeitsplätze. Leider wirkt sich allerdings dieser Boom für einige, nicht direkt beteiligte Einwohner auch negativ aus, denn die Grundstücks- und Lebenshaltungskosten steigen stark an. Zudem mussten für den Bau der weitläufigen Anlagen auch Familien übersiedelt und Häuser geräumt werden, viele politische Wechsel in der Regierung dokumentieren die Uneinigkeit in der Bevölkerung. Wie es nach der Olympiade weitergehen wird, darüber sind sogar die Experten absolut uneins.

Langjährige Erfahrung
Bereits 1992 verfügt Kühne + Nagel über ein Büro in Moskau, heute gibt es insgesamt vier Läger in Moskau, St. Petersburg, Rosov En Don und Jusno Sachalinsk. Über 600 Mitarbeiter sorgen für den reibungslosen Ablauf, die 100%ige Tochterfirma Nakutrans erledigt die Zollabwicklung. „Wir möchten im Rahmen der Olympischen Spiele nicht nur als 3PL (Third Party Logistics Providern, Anm.) im Projekt- und Anlagengeschäft tätig werden, sondern uns als Lead Logistics Provider positionieren. Generell ist Russland für uns ein absoluter Wachstumsmarkt, auf den wir vertrauen“, erläutert Neumann. Derselben Meinung ist auch Robert Saurwein, Overland Manager für Kühne + Nagel Österreich: “Für uns ist Wien das Tor in den Osten und ganz besonders nach Russland. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kollegen vor Ort zusammen, so dass unsere österreichischen Kunden für ihre Transporte nach Osteuropa optimale Logistiklösungen erhalten. Oft liegen die Herausforderungen im Detail, wie etwa der Verzollung, und hier hilft uns unser direkter Draht nach Osteuropa. Mit unserem Büro in Sotschi sind wir somit bestens für die Olympischen Spiele gerüstet und damit natürlich auch unsere Kunden. Von Wien aus bieten wir tägliche Anschlussverkehre in die gesamte Balkanregion, insgesamt umfasst der Bereich Eastern Europe in unserem Unternehmen stolze 21 Länder.“

Quelle: Logistik Express Ausgabe 2 | 2009

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar