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Der VNL bläst zum „Aufbruch jetzt!“

Die Themen beim Österreichischen Logistiktag am 10. Juni 2010 in Linz lassen keinen Zweifel daran, dass der richtige Zeitpunkt für Veränderungen längst gekommen ist und die Branche ihren Blick nach vorne richten sollte. Für entsprechende Denkanstöße sorgt eine illustre Riege namhafter Sprecher.

Es ist schon beinahe Tradition, im Juni nach Linz zu pilgern, um auf der Jahreshauptveranstaltung des Verein Netzwerk Logistik (VNL) Ideen und Impulse aufzuschnappen und Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen. Neu ist in diesem Jahr der Titel, denn aus dem bekannten „Linzer Logistiktag“ wurde der „Österreichische Logistik-Tag“. „Wir haben gründlich über diese Namensänderung nachgedacht und es uns nicht leicht gemacht“, erklärt Prof. (FH) DI Franz Staberhofer, Obmann des VNL. „Aber der bisherige Name ließ vermuten, dass es sich um eine Veranstaltung handelt, die auf die Region Linz beschränkt ist. So wuchs auch bei unseren Regionalbüros im Laufe der Zeit der Wunsch nach einer Umbenennung, denn bei dieser Veranstaltung decken wir schon lange auch inhaltlich den gesamtösterreichischen Raum ab.“ In diesem Jahr werden so viele Leute wie im Vorjahr erwartet, und auch die Anmeldung der Aussteller lief bislang hervorragend, weiß Staberhofer: „Wir sind ausgebucht und mussten sogar erstmals Interessenten ablehnen.“ Für ihn sei aber nicht allein die Teilnehmeranzahl entscheidend, sondern die Zufriedenheit der Besucher. Geht man von der hohen Anzahl der „Wiederholungstäter“ aus, ist diese sicherlich sehr hoch.

Duale Themensetzung
Bei der Auswahl der Veranstaltungsthemen richtet sich der VNL nach der Stimmung und dem Interesse bei den ganzjährig stattfindenden Workshops, Arbeitsgruppen und Seminaren. „In dynamischen Zeiten sind diese Schwerpunkte natürlich sehr unterschiedlich und ändern sich rasch. Daher liegt uns viel daran, einen ausgewogenen Mix aus allgemeingültigen und zukunftsgültigen Themen zu bieten. Denn in die Zukunft sehen zu können, wäre wirklich nicht unpraktisch“, führt der Vereinsobmann aus. Die vergangenen zehn Jahre habe man darüber gesprochen, wie man den Kunden kennelerne, um jetzt draufzukommen, dass man sich in einigen Bereichen geirrt habe.

Staberhofer: „Viele Unternehmen müssen sich jetzt neu aufstellen, und das Supply Chain Management ist ein möglicher Zugang. Ein gutes Beispiel dafür wird Ing. Gerhard Burgholzer von der Eisenbeiss GmbH liefern. Aber auch alle anderen Beiträge versprechen, spannend zu werden.“ Neben einigen Einzelvorträgen wird es auch wieder Parallelsequenzen geben. Warum? „Die Logistik ist ein breites Feld, und man muss jedem inhaltlich etwas bieten, egal ob Beschaffer oder Transporteur. Daher die Parallelsequenzen, andernfalls könnte man in so kurzer Zeit nicht so viel abdecken.“

SCM-Effizienz bei Kotányi
In der Parallelsequenz 1, „Die neue Konsumgüterdistribution“, versteckt sich der Beitrag von Miguel Suarez, Supply Chain Director der KOTÁNYI GmbH. Bereits im Jahr 2006 wurde die Abteilung „Strategisches Management“ gegründet, um mit Hilfe eines „3-Jahres-Masterplans“ die hohen Kosten der ineffizienten Logistik zu reduzieren. „Wir konnten diese Zielsetzung der Geschäftsführung tatsächlich nach drei Jahren erreichen“, freut sich Suarez, „insbesondere im Finanzbereich konnten wir die Erwartungen sogar übertreffen.“ In seinem Vortrag wird er genau schildern, wie der Ablauf funktionierte, und damit besonders für KMU ein gutes Praxisbeispiel abliefern. „Heute umfasst unsere SCM-Abteilung 10 Personen und steuert die Prozesse in allen Ländern, in denen wir tätig sind. Überraschenderweise haben die Problemlösungen, welche wir in unserer SC-Diagnose nach Gründung der Abteilung erstellt haben, auch heute noch Gültigkeit“, erklärt er. Ausschlaggebend dafür sei gewesen, dass bei dieser Diagnose sämtliche Abteilungen des Unternehmens einbezogen worden waren. „Auch auf externe Berater haben wir verzichtet, denn dafür wurde ich engagiert“, meint Suarez schmunzelnd. Für die Zukunft sieht er noch viel Potenzial: „Es gilt, sich wieder mit den Hauptkunden und –lieferanten sowie den Abteilungen zusammenzusetzen, und neue Ziele zu stecken, die vielleicht vor drei Jahren noch kein Thema waren.“ Ein Beispiel hierfür sei die grüne Logistik.

Kostenoptimierung JETZT
In der Parallelsequenz 2 „Kostenoptimierung in der Beschaffung: Neue Herausforderung oder Realisierung bekannter Ideen?“ tritt unter anderem Günther Pressler, Logistics Manager der Salvagnini Maschinenbau GmbH in „Konkurrenz“ zu Miguel Suarez. Sein Thema: „Kostenoptimierung JETZT! Was sind die aktuellen Vorzeichen? Was sind die richtigen Ideen in der Beschaffung?“ „Wir spüren wie viele andere auch die Krise, und haben unsere Strategien angepasst. Jeder hat die Verantwortung, sich sein eigenes Bild von der Wirtschaft zu machen, seine Situation einzuschätzen und dann ein Rezept zu finden, wie es weitergeht“, ist Pressler kritisch. So sei Kostenoptimierung zwar kein neues Thema, aber umgelegt auf aktuelle Vorzeichen – deutet man das momentane wirtschaftliche Aufkeimen als kurzes Aufflackern oder bereits als Trendwende – müsse man neue Ideen und Strategien entwickeln. „Es ist wichtiger, nicht alles neu erfinden zu wollen, sondern Altbewährtes, wie etwa das Vernetzen von Waren- und Geldströmen, zur richtigen Zeit richtig anzuwenden“, meint Pressler. In seinem Vortrag wird er Gegenthesen zu seinem Vorredner DI Gerhard Wierer von der Rosenbauer International AG aufstellen, was auf eine spannende anschließende Diskussion hoffen lässt.

Schlanke Logistik im globalen Umfeld
Am Nachmittag ergreift in der Parallelsequenz 2 „Partnerschaften am Prüfstand: Chancen und Grenzen von Logistik-Outsourcing“ DI FH) Markus Niederwimmer das Wort, seines Zeichens Manager Material Control, BRP-Powertrain GmbH & Co KG. Er wird in seinem Beitrag dem Publikum „Schlanke Logistik, ein strategischer Vorteil und eine Herausforderung im globalen Umfeld“ näherbringen. „In der Vergangenheit hatten wir nur einen Standort, was den lokalen Einkauf als Teil der schlanken Logistik sehr vereinfachte. Egal ob Milkrun, Cross-Docking oder Mehrfachkleinladungsträger, wir haben so gut wie alle Elemente dieser Philosophie umgesetzt“, erklärt Niederwimmer. Doch dann habe sich das Umfeld geändert, neue Agilitätskostenanforderungen und die Notwendigkeit der Reduktion gebundenen Materials hätten die Umsetzung einiger Maßnahmen erfordert: „Eine neue globale Sourcing-Strategie, die globale Produktion, Design to Cost und einige mehr standen plötzlich im Widerspruch zu unserer schlanken Logistik. Egal ob es sich um geänderte Transportverpackungslösungen oder Änderungen bei der Termintreue handelte, diese Nahtstellen brachten eine Menge Herausforderungen mit sich.“ In seinem Vortrag wird Niederwimmer beschreiben, welche Rolle die Logistik spielt, welche neue Vision und Strategien in seinem Unternehmen definiert wurden und wie die neuen Anforderungen für die Logistikdienstleister und Partner aussehen. „Am Markt sehe ich viel Verbesserungspotenzial, insbesondere bei Dienstleistern. Daher möchte ich einen Vergleich zu den Materiallieferanten ziehen, wo schon jetzt eine enge Zusammenarbeit und eine starke Transparenz vorherrschen. Mit den richtigen Maßnahmen ist die schlanke Logistik auch im globalen Umfeld umsetzbar“, ist er überzeugt. (AT)

Redaktion: Angelika Thaler

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